Trotz EU-Sanktionen So soll Putin seiner Tochter eine Villa in Kitzbühel besorgt haben
Der russische Präsident hat offenbar EU-Sanktionen umgangen und eine Nobelvilla in der EU gekauft. Wie er dabei vorging, legt ein großes Datenleak nahe.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat möglicherweise über einen Strohmann ein Anwesen in dem österreichischen Nobelort Kitzbühel erworben – und dabei EU-Sanktionen umgangen. Das legt eine internationale Recherche von verschiedenen Medienhäusern nahe, an denen aus Deutschland der "Spiegel" beteiligt war. Ausgewertet wurde dabei ein Datenleak, das aus rund 30.000 E-Mails und 12.000 Dokumenten bestand.
Konkret soll es sich um eine Villa handeln, die 2013 für 10,8 Millionen Euro erworben wurde. Käufer war eine Firma aus Zypern mit einer undurchsichtigen Unternehmensstruktur. Dahinter soll der russische Oligarch Arkadij Rotenberg stecken, der seit Jugendjahren mit Putin befreundet sein soll und seit 2014 auf Sanktionslisten der EU und der USA steht. In dem Jahr hatte Russland völkerrechtswidrig die ukrainische Halbinsel Krim annektiert.
Aufgrund der Sanktionen müsste Rotenbergs Vermögen im Ausland eigentlich längst eingefroren und die Villa beschlagnahmt sein. Die Stadtverwaltung Kitzbühels gab allerdings noch 2022 an, nicht zu wissen, dass das Haus in russischem Besitz sei. Auch das österreichische Innenministerium soll das Anwesen 2022 ins Visier genommen haben, allerdings konnte sich der Verdacht nicht erhärten.
Anwohner sichteten Putin und seine Tochter auf Luxusanwesen
Laut dem Bericht des "Spiegel" war es allerdings in dem Ort ein offenes Geheimnis, dass die Villa in russischem Besitz war. Tatsächlich berichten Anwohner, dass mehrfach Putin selbst und seine Tochter Marija Woronzowa auf dem Gelände gesichtet wurden.
Der Bericht legt nahe, dass Putin Rotenberg als Strohmann genutzt hat, um die Villa für sich selbst zu nutzen. "Das ist eine Art von Verhalten, das Wladimir Putin von den Oligarchen einfordert, die primär von Staatsaufträgen leben", erläutert der österreichische Politikwissenschaftler und Russlandkenner Gerhard Mangott. Rotenberg hat sein Geld größtenteils mit staatlichen Bauaufträgen gemacht und gehört zu den reichsten Personen Russlands.
Die Stadtverwaltung von Kitzbühel hat angekündigt, den Vorfall prüfen zu wollen. Putins Tochter Woronzowa soll auf Nachfragen nicht reagiert haben.
- spiegel.de: "Ein Oligarch, eine Villa in den Alpen – und Putins Tochter"