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Brasiliens Präsident Lula: Im Millionärs-Privatjet zum Weltklimagipfel


Scharfe Kritik
Brasiliens Präsident flog im Millionärsjet zum Klimagipfel


Aktualisiert am 16.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Präsident von Brasilien, Luiz Inácio Lula da Silva: Für sein Transportmittel zur Weltklimakonferenz wird der Präsident stark kritisiert.Vergrößern des Bildes
Zukünftiger Präsident von Brasilien, Luiz Inácio Lula da Silva: Per Privatjet zum Klimagipfel. (Quelle: IMAGO/Ton Molina/imago-images-bilder)

Zuvor hatte Brasiliens gewählter Präsident Lula betont, sich mehr für den Umweltschutz einsetzen zu wollen. Nun hagelt es Kritik.

Brasiliens gewählter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva gerät im eigenen Land in die Kritik, nachdem er mit dem Privatjet eines millionenschweren Geschäftsmannes zum Umweltgipfel in Scharm el-Scheich, Ägypten, geflogen war. Zunächst berichtete der britische "The Guardian" über den Vorfall. Ausgerechnet Lula, der versprochen hatte, einen Großteil der Umweltschäden seines Vorgängers rückgängig zu machen. Lula konnte sich Ende Oktober in der knappsten Stichwahl seit der Militärdiktatur im Jahr 1985 gegen den rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro durchsetzen.

Lulas Entscheidung, mit einer Gulfstream G600, die einem Mogul der Gesundheitsindustrie gehört, nach Ägypten zu fliegen, wurde sowohl von Gegnern als auch von Befürwortern stark kritisiert. "Wenn er wirklich mit einem Privatjet reist, ist das ein leichtsinniger Fehler, den er hätte vermeiden sollen", sagte ein ehemaliger Minister. "Es gibt Dinge, die man als Präsident nicht tun darf, auch nicht, bevor man vereidigt wurde."

Lulas Sprecher sagte, er wolle die Angelegenheit nicht kommentieren. Sein designierter Vizepräsident Geraldo Alckmin verteidigte ihn und erklärte, der Eigentümer des Flugzeugs, José Seripieri Junior, habe Lula nach Ägypten begleitet und ihm das Flugzeug nicht geliehen. Lulas Übergangskoordinator behauptete, er habe kein Verbrechen begangen.

Sicherheitsrisiko bei kommerziellen Fluggesellschaften

"Lula ist noch nicht Präsident der Republik, er hat nicht das Recht, ein Regierungsflugzeug zu benutzen", sagte Wellington Dias, Ex-Gouverneur des Bundesstaates Piauí, im brasilianischen TV-Sender Roda Viva. "Es gibt also keine Regel, die ihn daran hindert, ein Flugzeug zu benutzen."

Dias wies darauf hin, dass Lula aus Sicherheitsgründen nicht mit kommerziellen Fluggesellschaften reisen kann. Rechtsradikale, von denen einige offen den Wunsch geäußert haben, ihn tot zu sehen, könnten ihn belästigen oder angreifen.

Nur zwei Wochen nach der Stichwahl muss sich Lula nun vor dem brasilianischen Volk für sein gewähltes Transportmittel zur wichtigsten Klimakonferenz rechtfertigen. Umweltschützerinnen und Klima-Aktivisten hegen große Hoffnungen in Lula, der am 1. Januar 2023 sein Amt antreten wird. Unter Bolsonaro erreichte die Abholzung des Regenwaldes im Amazonasgebiet einen 15-Jahres-Höchststand. Schutzbehörden schaffte er ab. Holzfäller, Goldsucher und Viehzüchterinnen ermutigte er dazu, in den Regenwald vorzudringen, um von dessen reichhaltigen natürlichen Ressourcen zu profitieren.

Die "grüne" Lunge der Erde

Das brasilianische Amazonasgebiet, das als wichtiger CO2-Speicher gilt, erstreckt sich über neun brasilianische Bundesstaaten und entspricht flächenmäßig der Größe Westeuropas. "Der Schutz des Amazonasgebiets ist entscheidend im Kampf gegen die Klimakrise", sagte André Freitas von Greenpeace Brasilien. "Ohne intakten Regenwald ist das Weltklima bedroht."

Der Vorfall ist eine deutliche Warnung, dass der linke Führer wenig Spielraum haben wird, vor allem angesichts der starken Kräfte von Bolsonaro im Kongress und der Hardcore-Anhänger, die das Wahlergebnis immer noch auf der Straße ablehnen. Lula war zwischen 2003 und 2011 Präsident, bevor er seiner Kollegin von der Arbeiterpartei, Dilma Rousseff, den Vortritt ließ. Ein Korruptionsskandal zog die Partei in Mitleidenschaft, was zu Lulas Inhaftierung im Jahr 2018 führte.

Fast zwei Jahre später wurde er freigelassen und die Anklagen wurden aufgrund eines Verfahrensfehlers aufgehoben, aber viele Wählerinnen und Wähler haben ihm nie verziehen. Das Entsetzen über sein Transportmittel nach Ägypten verstärkte sich, nachdem der Besitzer des Privatjets als Serpieri Junior bekannt wurde, Gründer von Qualicorp, einer der bekanntesten privaten Krankenversicherungen Brasiliens.

Serpieri gründete Qualicorp im Jahr 1997, verließ das Unternehmen jedoch 2019 und leitet nun einen anderen Gesundheitsplan namens Qsaúde. Im Jahr 2020 wurde er im Rahmen einer Untersuchung über illegale Wahlkampffinanzierung kurzzeitig verhaftet. Er war auch ein früher Unterstützer von Lulas Präsidentschaftskandidatur.

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