Tod in Kriegszeiten Viele Weggefährten dürften auf Gorbatschows Beerdigung fehlen
Gorbatschow galt als einer der Väter der deutschen Einheit. Auch viele westliche Politiker trauern um ihn. Auf seiner Beerdigung dürften sie fehlen.
Schon lange vor seinem Tod hat der frühere Sowjetpräsident und Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow seine Beerdigung geregelt. Er wird auf Moskaus berühmtem Prominentenfriedhof am Neujungfrauenkloster beerdigt, wo er sich ein Grab neben seiner 1999 nach schwerer Krankheit in Münster gestorbenen Frau Raissa Gorbatschowa gesichert hatte. Dort war er oft. Unklar ist allerdings, welche internationalen Gäste zur Beerdigung in Moskau kommen werden – angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der Sanktionen der EU und der USA gegen das Land.
So sind nicht nur viele ranghohe Politiker der EU von russischer Seite als Reaktion auf die westlichen Sanktionen mit Einreiseverboten belegt worden. Gesperrt ist auch der Luftraum in Russland für "unfreundliche EU-Staaten".
Russlands Stopplisten sind lang
Die Liste "unfreundlicher Staaten" umfasst unter anderem die gesamte Europäische Union. Bereits im vergangenen Jahr hatte die russische Regierung nach einem Erlass von Kremlchef Wladimir Putin mit der Erstellung der Liste begonnen – zuerst standen die USA und Tschechien darauf. Nach dem Angriffskrieg gegen die Ukraine wurden auch jene Länder darauf gesetzt, die Sanktionen gegen Moskau mittragen.
Darüber hinaus pflegt der Kreml eine "Stopp-Liste" einzelner Politiker, Journalisten und Geschäftsleute. Inzwischen umfasst sie mehr als 700 Betroffene, darunter den US-Präsident Joe Biden. Auch europäische Politiker wie der britische Premier Boris Johnson stehen auf der Einreise-Verbotsliste. Eine umfassende Liste aller derzeit Betroffenen hat Moskau bisher nicht veröffentlicht.
Abschied trotz Angriffskrieg
Viele westliche Politiker meiden wegen des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskrieges gegen die Ukraine vor sechs Monaten ohnehin den Kontakt mit Russland. Angesichts der historischen und internationalen Bedeutung des Politikers dürften aber auch Gäste aus dem Ausland Abschied nehmen wollen von dem Politiker, der auch als einer der Väter der Deutschen Einheit galt.
Gorbatschow war am Dienstagabend nach langer schwerer Krankheit im Alter von 91 Jahren in Moskau gestorben. Er war der letzte Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und hatte die Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) eingeführt. 1991 war er als sowjetischer Präsident zurückgetreten.
- Nachrichtenagentur dpa
- Jüngste Erklärung der russischen Regierung zur Liste "unfreundlicher Länder" (russisch)