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Baerbock zu Angriff auf Odessa: "Unterschrift der russischen Führung zählt wenig"


Angriff auf Hafen in Odessa
Baerbock: "Unterschrift der russischen Führung zählt wenig"

Von dpa, reuters, cck

Aktualisiert am 23.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Außenministerin Baerbock: "Der Angriff zeigt uns aber auch, dass wir weiter mit Hochdruck an Alternativen arbeiten müssen".Vergrößern des Bildes
Außenministerin Baerbock: "Der Angriff zeigt uns aber auch, dass wir weiter mit Hochdruck an Alternativen arbeiten müssen". (Quelle: Christophe Gateau/reuters)

Erst am Freitag sicherte Russland zu, Getreideexporte aus der Ukraine über das Schwarze Meer zu ermöglichen. Nun flogen Raketen auf den Hafen in Odessa.

Außenministerin Annalena Baerbock hat den russischen Angriff auf den Hafen der ukrainischen Schwarzmeerstadt Odessa scharf verurteilt. "Die feigen Raketenangriffe auf den Hafen von Odessa zeigen, dass die Unterschrift der russischen Führung derzeit wenig zählt", sagte Baerbock der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Millionen von Menschen weltweit, die Russland mit seinem "Kornkrieg" hart treffe, hofften darauf, dass sich Russland an die eigenen Zusagen halte und den Transport des Getreides über das Schwarze Meer ermögliche. "Der Angriff zeigt uns aber auch, dass wir weiter mit Hochdruck an Alternativen arbeiten müssen", fügte die Grünen-Politikerin in Anspielung auf den Export ukrainischen Getreides etwa über Häfen in Rumänien hinzu. Nach ukrainischen Angaben wurden am Samstag zwei russische Raketen von der Luftabwehr abgefangen, zwei weitere seien im Handelshafen eingeschlagen.

Raketenangriffe kurz nach neuer Vereinbarung

Nach türkischen Angaben bestreitet Russland den Angriff auf Odessa. "Die Russen haben uns mitgeteilt, dass sie absolut nichts mit diesem Angriff zu tun hätten, und dass sie diese Angelegenheit sehr genau und im Detail untersuchen", teilt der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar mit. Der Angriff sei sehr bedauerlich. Die Türkei, die an der Vermittlung des Abkommens über Getreideexporte aus der Ukraine beteiligt war, rufe alle Beteiligten auf, ihre vereinbarte Zusammenarbeit fortzusetzen.

Erst am Freitag hatte die russische Regierung in der Türkei im Beisein des UN-Generalsekretärs António Guterres ein Abkommen unterzeichnet, das Getreideexporte aus ukrainischen Häfen wieder möglich machen sollte. Russland sichert in dem Abkommen zu, Schiffe über einen Seekorridor fahren zu lassen und nicht zu beschießen. Auch die beteiligten Häfen dürften demnach nicht angegriffen werden.

"Die Welt muss handeln"

Auch die UN, EU und die USA reagierten mit scharfer Kritik. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell schrieb bei Twitter: "Einen Tag nach der Unterzeichnung der Abkommen von Istanbul ein für den Getreideexport entscheidendes Ziel zu treffen, ist besonders verwerflich und zeigt erneut Russlands völlige Missachtung des Völkerrechts und der Verpflichtungen".

Die US-Botschafterin in Kiew, Bridget Brink, bezeichnete den Angriff als ungeheuerlich. Russland müsse zur Rechenschaft gezogen werden. "Der Kreml fährt fort damit, Grundnahrungsmittel als Waffe einzusetzen", twitterte die Diplomatin. UN-Generalsekretär Guterres verurteilte nach Angaben eines Sprechers den Angriff und forderte Russland wie auch die Ukraine und die Türkei auf, das Abkommen umzusetzen.

Ukraine: Russland "spuckt" Guterres und Erdoğan ins Gesicht

Der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, sagte: "Gestern wurde der Export über den Seeweg vereinbart, und heute greifen die Russen den Hafen von Odessa an." Jermak warf Russland "Hunger-Terror" vor. "Die Welt muss handeln." Nötig seien "effektive Sanktionen gegen Russland und mehr Waffen für die Ukraine".

Der Raketenbeschuss werfe Zweifel auf an dem Abkommen über die Ausfuhr von Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine, sagte der Sprecher des Außenministeriums in Kiew, Oleh Nikolenko. Mit seinen Raketen "spuckt" der russische Präsident Wladimir Putin dem UN-Generalsekretär Guterres und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ins Gesicht. Die beiden hätten große Anstrengungen unternommen, um das Abkommen zu erreichen.

Die Ukraine rufe die Vereinten Nationen und die Türkei auf, Russland zur Einhaltung des Abkommens zu drängen, sagte Nikolenko. Sollte das Abkommen nicht umgesetzt werden, trage Russland die Verantwortung für die globale Lebensmittelkrise.

Die russische Schwarzmeerflotte blockiert ukrainische Häfen seit dem Einmarsch am 24. Februar. Nach ukrainischen Angaben warten rund 20 Millionen Tonnen Getreide auf den Abtransport. Die Ukraine zählt zu den weltweit größten Getreide-Exporteuren.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen Reuters und dpa
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