"Kriminelle Fahrlässigkeit" Ex-Kommandeur kritisiert Russlands Verteidigungsminister
Die russische Invasion in der Ukraine verläuft auch nach knapp 80 Tagen nicht nach Plan. Die Kritik an Putin und vor allem auch an Verteidigungsminister Schoigu wird immer lauter.
Ein bekannter ehemaliger Kommandeur der pro-russischen Streitkräfte in der Ostukraine macht dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu wegen ausbleibender militärischer Erfolge schwere Vorwürfe. "Ich beschuldige Sergej Schoigu direkt mindestens der kriminellen Fahrlässigkeit", sagte Igor Girkin in einem Videointerview, das am Freitag auf seinem Telegram-Kanal veröffentlicht wurde. "Ich habe keinen Grund, ihn des Verrats zu beschuldigen. Aber ich würde das vermuten."
Das ist der bisher schärfste öffentliche Angriff auf Russlands militärische Führung von einem der prominenten Hardliner, die auf eine intensivere kriegerische Kampagne in der Ukraine drängen. Der Kreml äußerte sich zunächst nicht dazu. Zuvor hatte der ehemalige Kreml-Söldner Marat Gabidullin von der berüchtigten Wagner-Gruppe der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, Moskaus Truppen seien schlecht auf den Krieg vorbereitet.
Putin distanziert sich nicht von Schoigu
Girkin, der das russische Pseudonym "Strelkow" für Schütze trägt, ist im Westen kein Unbekannter: Er wurde von niederländischen Staatsanwälten des Mordes wegen seiner mutmaßlichen Rolle beim Abschuss des Flugs MH17 der Malaysia Airlines über der Ukraine im Jahr 2014 angeklagt. Dabei waren fast 300 Menschen ums Leben gekommen.
Trotz wiederholter Rückschläge und schwerer Verluste im Verlauf der seit 79 Tagen währenden Invasion zeigt der russische Präsident Wladimir Putin bislang keine Anzeichen dafür, sich von Schoigu zu distanzieren. Der Minister beteiligte sich am Montag auf dem Roten Platz an den Gedenkfeiern zum 77. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg.
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben in dieser Woche russische Streitkräfte aus der Umgebung der östlichen Stadt Charkiw zurückgeschlagen und eine Gegenoffensive gestartet. Diese könnte Beobachtern zufolge eine veränderte Dynamik des Krieges signalisieren.
- Nachrichtenagentur Reuters