"Grotesker Auftritt" Scholz kritisiert Trumps Umgang mit der Corona-Krise
Das Coronavirus hat sich zur größten Krise in der Amtszeit von Donald Trump entwickelt. Sein Umgang damit sorgt für Empörung. Finanzminister Olaf Scholz kritisiert den US-Präsidenten und sein Krisenmanagement.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat US-Präsident Donald Trump für seinen Umgang mit der Coronavirus-Pandemie scharf kritisiert. "Das war ein grotesker Auftritt, den wir vom US-Präsidenten erlebt haben", sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Statt sich um die Probleme seines Landes zu kümmern, denke Trump wohl, dass er ein Virus so bekämpfen könne, "wie irgendwelche Leute, die eine andere als die US-Staatsbürgerschaft haben".
Scholz appellierte an einen weltweiten Zusammenhalt: "Das ist ein Virus, das zeigt, dass Zusammenhalt die einzige Weise ist, wie wir als Menschen vorankommen können." Es sei der Zeitpunkt zu sagen, dass "all die Unrecht haben, die uns erzählt haben: ihr Land 'first'". Weiter sagte Scholz: "Wir sollten dafür werben, dass die ganzen Politikmodelle, die gerade krachend scheitern – bei denen auf Nationalismus und Ressentiments gesetzt wird – auch beendet werden, weil sie nicht gut gehen können", fügte der Minister hinzu.
Kritik von vielen Seiten
Trump hatte Europa für die Ausbreitung des Coronavirus verantwortlich gemacht und ein 30-tägiges Einreiseverbot für Europäer verhängt, das in der Nacht zum Samstag in Kraft tritt. Der US-Präsident verkündete zudem fälschlicherweise einen Importstopp für Güter aus Europa und musste wenig später zurückrudern. Für Kritik sorgte auch, dass er das Coronavirus als "ausländisches" oder "fremdes" Virus ("foreign virus") bezeichnete.
Peter Beyer, Koordinator der Bundesregierung für die transatlantischen Beziehungen, warf Trump einen Missbrauch der Corona-Krise vor: "Es scheint sich hier also vor allem um eine politische Entscheidung zu handeln. Die Corona-Epidemie politisch zu missbrauchen ist kritikwürdig und bedenklich." Der US-Präsident gebe Europa eine Mitschuld, weil hier angeblich Flüge aus China nicht früh genug gestoppt worden seien. "Das ist eine Fehlinformation, mit der von den Schwächen des US-Gesundheitssystems abgelenkt werden soll: In den USA ist die Dunkelziffer der Corona-Fälle vermutlich hoch, weil die Menschen dort bisher kaum getestet wurden."
Trumps gesamtes Krisenmanagement steht in der Kritik – auch innerhalb der USA. Es sei "beängstigend", dass der Präsident in seiner Ansprache nicht thematisiert habe, was die Regierung gegen den Mangel an Testkits unternehmen wolle, erklärte beispielsweise die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi.
Nun will sich Donald Trump erneut öffentlich zur Coronavirus-Pandemie äußern. Der Präsident kündigte eine Pressekonferenz für Freitag um 15 Uhr (20 Uhr MEZ) im Weißen Haus an. Nähere Angaben machte er zunächst nicht.
- Nachrichtenagenturen AFP, dpa