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Konflikte: Verbalattacken zwischen Netanjahu und Erdogan


Konflikte
Verbalattacken zwischen Netanjahu und Erdogan

Von dpa
Aktualisiert am 01.04.2018Lesedauer: 3 Min.
Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel.Vergrößern des BildesBenjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel. (Quelle: Sebatian Scheiner, AP./dpa)

Tel Aviv/Istanbul (dpa) - Nach tödlichen Konfrontationen an der Gaza-Grenze ist es zu einem heftigen verbalen Schlagabtausch zwischen Israel und der Türkei gekommen.

Bei Massenprotesten an der Grenze zu Israel waren am Freitag 17 Palästinenser getötet und mehr als 1400 verletzt worden. Damit war es der Tag mit den meisten Todesopfern seit dem Gaza-Krieg 2014. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte die Schüsse israelischer Soldaten auf Palästinenser bereits am Samstag als "Massaker" verurteilt, nun legte er nach: Erdogan griff den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu am Sonntag persönlich als "Terroristen" an.

Auch am Sonntag habe es Ausschreitungen an der Grenze gegeben, teilte eine israelische Armeesprecherin mit. Nach Medienberichten wurde dabei mindestens ein Palästinenser durch Schüsse der Armee lebensgefährlich verletzt.

Netanjahu sagte am Sonntag zu Erdogans Attacken: "Die moralischste Armee der Welt wird sich keine Moralpredigten anhören von jemandem, der selbst seit Jahren eine Zivilbevölkerung ohne Unterscheidung bombardiert." Erdogans Äußerungen müssten wohl als Aprilscherz gedacht sein, schrieb er bei Twitter.

Die Türken seien keine Besatzer, sagte Erdogan daraufhin vor Anhängern im südtürkischen Adana. "Ey Netanjahu, Du bist ein Besatzer. Und gerade befindest Du Dich als Besatzer auf diesem Land. Gleichzeitig bist Du ein Terrorist."

Den Vorwurf Netanjahus, dass die Türkei gegen die eigene Zivilbevölkerung vorgehe, wies Erdogan zurück. "Ey Netanjahu. Du bist sehr schwach, Du bist sehr seltsam", sagte Erdogan ebenfalls in Adana. Die Türkei gehe lediglich militärisch gegen "Terroristen" vor, anders als Israel, sagte Erdogan. Er bezeichnete Israel als "Terrorstaat".

Israel kritisiert seit langem, die Türkei unterstütze die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas. Die Türkei und Israel hatten 2016 nach jahrelanger Eiszeit ein Versöhnungsabkommen unterzeichnet.

Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman verteidigte am Sonntag Israels Vorgehen im Gazastreifen. Die meisten am Freitag getöteten Palästinenser seien "bekannte Terroraktivisten" gewesen, sagte er dem Armeesender. Sollten die palästinensischen Proteste andauern, "werden wir uns verteidigen". Man folge dem "Prinzip der eisernen Mauer".

Die Proteste im Gazastreifen sollen bis zum 15. Mai dauern. Anlass sind die Feiern zum 70. Jahrestag der Gründung Israels. Die Palästinenser begehen den 15. Mai als Nakba-Tag (Tag der Katastrophe), weil im ersten Nahost-Krieg 1948 rund 700.000 Palästinenser flohen oder vertrieben wurden. Am 14. Mai wollen die USA zudem die US-Botschaft in Jerusalem eröffnen.

UN-Generalsekretär António Guterres forderte "unabhängige und transparente Ermittlungen" zu den Vorfällen vom Freitag. Lieberman sagte, man werde mit keiner Untersuchung kooperieren. Israel werde von den Vereinten Nationen regelmäßig auf ungerechte und zynische Weise einseitig angeklagt.

"Ich schlage diesem ganzen Marsch der Heuchler in Israel und im Ausland vor, den Tod von einer halben Million Menschen in Syrien zu untersuchen, Hunderttausende Tote im Jemen, in Libyen, im Sudan", sagte Lieberman.

An den Protesten am Freitag hätten rund 40.000 Palästinenser teilgenommen, sagte Lieberman. Nach seinen Informationen seien rund 90 Prozent davon Aktivisten oder Angestellte der im Gazastreifen herrschenden Hamas sowie deren Angehörige gewesen.

Die israelische Behörde Cogat teilte am Sonntag mit, in Israel befänden sich die Leichen von zwei am Freitag getöteten militanten Palästinensern. In palästinensischen Krankenhäusern waren bereits 15 Leichen identifiziert worden. Nach israelischen Angaben waren die beiden militanten Palästinenser mit Gewehren bewaffnet und wollten einen Anschlag in Israel verüben.

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