"Gerechtigkeitskongress" in Türkei Opposition wirft Erdogan "zivilen Putsch" vor
Türkische Politiker fordern auf einem "Gerechtigkeitskongress" mehr Demokratie und Menschenrechte. Zum Auftakt warf Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu Präsident Erdogan einen "zivilen Putsch" vor.
Kilicdaroglu forderte vor mehr als zehntausend Teilnehmern mehr Demokratie in seinem Land. "In der Türkei dürstet heute nicht nur ein Mensch, sondern 80 Millionen nach Gerechtigkeit", sagte Kilicdaroglu, Chef der größten Oppositionspartei CHP im westtürkischen Canakkale. "Wir wollen keine Spannungen, keinen Streit. Wir wollen in unserem eigenen Land in Ruhe und Frieden leben. Wir wollen eine gerechte Türkei."
Der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP warf er "Rechtlosigkeit" vor und beschuldigte sie, die Justiz zu beeinflussen. "Tausende unschuldige Menschen sind zu Opfern geworden. Tausende Akademiker verloren ihre Jobs. Die Gefängnisse sind voller Journalisten. Diese Tatsachen werden wir nicht vergessen. Abgeordnete sind im Gefängnis", so Kilicdaroglu. Den bereits viermal verlängerten und noch bis mindestens zum 19. Oktober anhaltenden Ausnahmezustand bezeichnete er als "zivilen Putsch".
An dem von der CHP organisierten "Gerechtigkeitskongress" nehmen mehr als 700 Sprecher aus verschiedenen politischen Lagern teil. Über vier Tage verteilt werden Themen wie Menschenrechte, Umweltschutz oder Religionsfreiheit debattiert. Der CHP-Chef und seine Unterstützer kritisieren die Politik des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogans und der AKP, vor allem die Maßnahmen nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016.