Frau in kurzen Hosen attackiert Türkische Polizei lässt Schläger laufen
In Istanbul ist eine Frau von einem Mann wegen ihrer kurzen Hosen geschlagen worden. Die Polizei ließ den Angreifer bereits nach kurzer Zeit wieder frei. Der Fall sorgt in sozialen Netzwerken für Wirbel.
Türkische Medien berichten von dem Fall, in dem ein Mann einer Studentin in einem Bus ins Gesicht geschlagen hatte, nachdem er sie wegen ihrer Kleidung kritisiert hatte. Der Vorfall ereignete sich mitten im islamischen Fastenmonat Ramadan. Der Angreifer wurde festgenommen, doch nach einer Befragung wieder freigelassen.
Den Berichten zufolge gab der Mann an, er habe sich von der Kleidung der Frau "provoziert" gefühlt. Der Vorfall und die Freilassung des Angreifers sorgten für Kritik von Frauenrechtlern. "Die Freilassung des Angreifers ist eine Gefahr für alle Frauen", kritisierte die Plattform gegen Gewalt an Frauen auf Twitter. "Wir werden in der Öffentlichkeit anziehen, was immer wir wollen. Wir werden unsere Freiheiten nicht aufgeben."
Ähnlicher Vorfall im vergangenen Jahr
Vergangenes Jahr hatte ein Mann bei einem ähnlichen Fall in einem Bus in Istanbul eine Frau getreten, weil sie kurze Hosen trug. Im derzeit laufenden Gerichtsverfahren drohen ihm neun Jahre Haft. Frauenrechtlerinnen beklagen seit langem eine Zunahme der Gewalt gegen Frauen in der Türkei. Laut der Plattform gegen Gewalt an Frauen wurden 2016 in dem Land 328 Frauen ermordet, allein seit Jahresbeginn waren es 173.
Ein von Medien veröffentlichtes Überwachungsvideo aus dem Bus zeigt, wie der Mann die 21-jährige Studentin beim Verlassen des Busses unvermittelt schlägt. Diese rennt daraufhin hinter ihm her, doch wirft er sie im Gang zu Boden, bevor er aussteigt. Die Studentin sagte der Zeitung "Hürriyet", sobald sie sich im Bus vor ihn gesetzt habe, habe er sie beschimpft, sie solle sich schämen, sich im Ramadan derart zu kleiden.
Kritiker werfen dem islamisch-konservativen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vor, die Freiheiten der säkularen Bevölkerungsschichten einzuschränken und ihnen seinen eigenen Lebensstil aufzuzwingen.