Anschlag auf Club "Reina" Istanbul-Verdächtiger tötete wohl nur für Geld
Nach der Festnahme des mutmaßlichen Attentäters von Istanbul kommen neue Details ans Licht. Der verhaftete 34-jährige Usbeke Abdulgadir Mascharipow soll ein Profikiller sein und den Anschlag auf den Club "Reina" gegen Bezahlung ausgeführt haben.
Dazu passt, dass bei der Festnahme Mascharipows am Montag 197.000 Dollar gefunden wurden. In einer weiteren verdächtigen Wohnung hatte die Polizei bereits am Sonntag bei einer Razzia weitere 150.000 Dollar gefunden.
Sie sollen angeblich für Mascharipow bestimmt gewesen sein, wie türkische Medien berichten. Er habe sie aber nicht abholen können, weil die Polizei ihm zu dicht auf den Fersen war.
Die Polizei hofft nun, die Hintergründe der Tat aufklären zu können. Dass Attentäter lebend gefasst werden, ist selten genug. Entweder sie sterben bei Selbstmordanschlägen oder werden bei Feuergefechten mit Sicherheitskräften getötet, wie der Berlin-Attentäter Anis Amri in Mailand.
Zwar hat sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) anders als bei früheren Anschlägen in der Türkei ausdrücklich zum Angriff auf das "Reina" bekannt. Doch wurden frühzeitig Zweifel laut, ob es sich bei dem Täter tatsächlich um einen Dschihadisten handelt. Aus Sicherheitskreisen hieß es, er habe die Mordtat für Geld verübt, nicht aus ideologischen Gründen.
Spekulationen um Hintergrund des Attentäters
Medien berichteten, der Täter habe für die IS-Miliz in Syrien gekämpft und dort den Umgang mit Waffen gelernt. Istanbuls Gouverneur Vasip Sahin sagte, Mascharipow sei ein "gut trainierter Terrorist", der in Afghanistan ausgebildet worden sei. Er habe die Tat gestanden. In weiteren Berichten hieß es, der Usbeke habe sich unter einem Bett versteckt, als die Polizei zugriff.
Ungewöhnlich ist auch, dass Mascharipow mit Frau und zwei kleinen Kindern in die Türkei kam. Seine Frau beteuerte nach ihrer Festnahme, keine Ahnung von den IS-Verbindungen ihres Mannes gehabt zu haben. Nach der Tat kehrte Mascharipow zunächst zu seiner Familie im Stadtteil Zeytinburnu zurück, bevor er seinen vierjährigen Sohn mitnahm und verschwand.
Zeytinburnu ist ein Zentrum der Lederindustrie und Heimat zahlreicher zentralasiatischer Migranten, von denen viele illegal in der Türkei leben. Der Sicherheitsexperte Metin Gurcan äußerte sich im Internetmagazin "Al-Monitor" besorgt über die mangelnde behördliche Erfassung von Migranten in Zeytinburnu, die es Extremisten wie Mascharipow leicht mache, dort unterzutauchen.
Türkische Sicherheitskräfte geschwächt?
Die Festnahme von Mascharipow ist ein Erfolg für die türkische Polizei, doch dass dies erst nach gut zwei Wochen geschah, wirft kein gutes Licht auf sie. Der Kolumnist Murat Yetkin von "Hürriyet Daily News" steht nicht allein mit der Frage, ob die Probleme der Ermittlungsbehörden bei der Großfahndung nach Mascharipow nicht auch mit den massiven Entlassungen und Umbesetzungen nach dem gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli zu tun haben.