"Open Doors" schlägt Alarm 200 Millionen Christen werden weltweit verfolgt
Die christliche Hilfsorganisation "Open Doors" schlägt Alarm: Weltweit werden immer mehr Christen angefeindet. Politiker und Kirchenvertreter mahnen, Opfer anderer Religionen nicht aus den Augen zu verlieren.
Religiös motivierter Nationalismus und islamistischer Terror haben nach Angaben der christlichen Hilfsorganisation "Open Doors" 2016 zu einem deutlichen Anstieg verfolgter Christen geführt. In ihrem Weltverfolgungsindex ging die Organisation von mehr als 200 Millionen Christen in 50 Ländern aus, die wegen ihres Glauben Schikanen, Gewalt und Verfolgung ausgesetzt sind. In diesen Ländern leben den Angaben zufolge etwa 650 Millionen Christen.
In den vergangenen neun Jahren hatte die als evangelikal geltende Organisation die Zahl verfolgter Christen mit etwa 100 Millionen Menschen beziffert. Besonders dramatisch sei die Lage von Christen in Nordkorea, Somalia, Afghanistan und Pakistan.
"Open Doors" sieht "jegliche Art von erlebter Anfeindung aufgrund der Identifikation einer Person mit Christus" als Verfolgung. Kritiker hatten dem Open Doors-Index in der Vergangenheit vorgeworfen, wissenschaftlichen Ansprüchen nicht zu genügen. Die Zahlen sind auch deshalb umstritten, weil es schwierig ist, eine Definition von Verfolgung zu liefern. Die Organisation belegt ihre Angaben nicht mit gesammelten Zahlen.
Kauder nennt Bericht "Alarmsignal"
Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) nannte den Bericht ein "Alarmsignal". Die Unionsfraktion sei darüber in "tiefer Sorge". "Die Bundesregierung muss in ihrer Außen- und Entwicklungspolitik weiterhin stets auf die Einhaltung der Religionsfreiheit pochen. Denn die Wahrung der Glaubens- und Gewissensfreiheit ist Voraussetzung für den Frieden in der Welt geworden", erklärte Kauder.
Der CDU-Abgeordnete Heribert Hirte warnte für das überkonfessionelle Gesprächsforum Stephanuskreis davor, den Islam in Gänze für die Zunahme von islamistischen Terrortaten verantwortlich zu machen. Auch Muslime litten unter religiösen Extremisten.
Plädoyers für Religionsfreiheit
Ähnlich äußerten sich Vertreter der großen Kirchen. "Dort, wo die Religionsfreiheit für Christen eingeschränkt ist, wird immer auch die Freiheit anderer Religionen missachtet", betonte Petra Bosse-Huber, die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD). Als Beispiel nannte sie die Gewalt der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram im Norden Nigerias, die sich nicht nur gegen christliche Gemeinden, sondern genauso gegen Muslime richte, die sich der Terrormiliz nicht unterwerfen wollten.
"Verfolgungen und Gewalt auf Grund einer Religionszugehörigkeit oder Gewalt im Namen von Religion verlaufen oft entlang sich überlappender religiöser, ethnischer, wirtschaftlicher, sozialer und politischer Spannungsfelder", ergänzte Matthias Kopp, der Sprecher der Katholischen Bischofskonferenz. Mit Blick auf die Open Doors-Berichte der vergangenen Jahre sagte er: "Gemeinsam mit vielen Fachleuten halten wir die befragten Gruppen für nicht repräsentativ und die Ergebnisse für nicht validierbar."