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Brüssel-Terror: Taxifahrer führte Polizei zu Attentäter-Wohnung


Großfahndung nach Terroranschlägen
Taxifahrer führte Polizei zu Wohnung der Attentäter

Von dpa-afx, t-online
Aktualisiert am 23.03.2016Lesedauer: 3 Min.
Nach den Terroranschlägen in Brüssel fahndeten die Sicherheitskräfte in der Nacht mit Hochdruck nach Hintermännern und einem Terrorverdächtigen.Vergrößern des Bildes
Nach den Terroranschlägen in Brüssel fahndeten die Sicherheitskräfte in der Nacht mit Hochdruck nach Hintermännern und einem Terrorverdächtigen. (Quelle: dpa-bilder)
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Nach den Anschlägen in Brüssel haben Sicherheitskräfte in einer Wohnung laut Staatsanwaltschaft eine Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sowie einen Sprengsatz mit Nägeln und chemische Substanzen gefunden. Auf diese Spur führte die Ermittler ein Taxifahrer.

Bis zum frühen Mittwochmorgen durchsuchten Spezialeinheiten Gebäude in der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek. Dabei gab laut einem Medienbericht ein Taxifahrer den entscheidenden Hinweis zu der betreffenden Wohnung, in der die Attentäter ihren Plan geschmiedet haben könnten. Wie der belgische Sender VRT berichtete, habe der Fahrer drei Männer von der Wohnung abgeholt und zum Flughafen gefahren. Dabei sei ihm aufgefallen, dass die Fahrgäste sich nicht mit dem Gepäck helfen lassen wollten.

Bilder von Terrorverdächtigen veröffentlicht

Zuvor hatte die Polizei ein Bild einer Flughafen-Überwachungskamera veröffentlicht, das drei Männer zeigt. Zwei von ihnen sprengten sich nach Angaben von Innenminister Jan Jambon als Selbstmordattentäter in die Luft.

Die Bombe des dritten Mannes explodierte nicht. Örtlichen Behörden zufolge zeigen Bilder der Videoüberwachung, wie dieser dritte Mann einen Gepäckwagen in der Ankunftshalle plötzlich stehen lässt und wegläuft.

IS bekennt sich zu Anschlägen

Die Terror-Miliz IS hatte sich am Dienstag zu den Anschlägen auf den Flughafen und eine U-Bahn-Station bekannt. Dabei waren mindestens 34 Menschen getötet und etwa 230 weitere verletzt worden.

Verbindung zu Paris-Attentaten?

Eine eindeutige Verbindung zu den Terroranschlägen vom 13. November in der französischen Hauptstadt konnten die belgischen Ermittler zunächst nicht herstellen, wie Staatsanwalt Frédéric Van Leeuw erklärte. Erst am Freitag war in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek der mutmaßliche Paris-Attentäter Salah Abdeslam festgenommen worden. Dieser soll an der Pariser Anschlagsserie mit 130 Toten maßgeblich beteiligt gewesen sein.

Der belgische Ministerpräsident Charles Michel sagte, die Sicherheitskräfte wappneten sich gegen weitere Anschläge. Am Abend fuhren laut Nachrichtenagentur Belga Militärfahrzeuge mit schwerbewaffneten Soldaten am Flughafen vor, um das Areal zu sichern. Der Flugverkehr soll frühestens am Donnerstag wieder aufgenommen werden können. In Schaerbeek hob die Polizei am frühen Mittwochmorgen eine Sicherheitszone auf, die für die Durchsuchungen eingerichtet wurde. Anwohner konnten in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren.

In Gedenken an die Opfer rief die Regierung eine dreitägige Staatstrauer aus. In der Brüsseler Innenstadt legten Menschen am Abend Blumen nieder und stellten Kerzen auf. Die Brüsseler Regionalregierung rief zu einer Schweigeminute am Mittwochmittag auf. Aus Solidarität mit den Opfern wurden zudem am Abend Wahrzeichen europäischer Hauptstädte in den Nationalfarben Belgiens angeleuchtet, darunter das Brandenburger Tor in Berlin und der Pariser Eiffelturm.

Terrorangst in ganz Europa

In ganz Europa herrscht seit den Anschlägen Terrorangst, vielerorts wurden Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Die US-Regierung warnte ihre Bürger angesichts der jüngsten Anschläge vor Gefahren bei Reisen nach Europa. Mögliche Ziele von Attentätern seien etwa Touristenattraktionen oder Sportveranstaltungen.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) geht davon aus, dass das Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen England am Samstag in Berlin gleichwohl stattfinden kann. "Wir haben keine Hinweise auf eine Sicherheitsgefährdung, und wir wollen - wenn es irgendwie geht - unser freiheitliches Leben nicht durch den Terror beeinflussen lassen", sagte er dem "RTL Nachtjournal". Im ZDF forderte er erneut einen verstärkten Austausch sicherheitsrelevanter Daten in Europa.

Wie die niederländische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte, könnte es bereits an diesem Donnerstag ein Sondertreffen der für Innere Sicherheit zuständigen EU-Minister geben. Belgien habe um ein Treffen gebeten, erklärte der für Sicherheit und Justiz zuständige niederländische Minister Ard van der Steur. Ein ähnliches Treffen hatte es nach den Anschlägen von Paris vom November gegeben.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) rief dazu auf, sich dem Terror entschieden entgegenzustellen. "Der Terror hat in Brüssel zugeschlagen, aber er trifft uns alle", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "So brutal diese Anschläge waren, so entschlossen werden wir unsere Freiheit und unsere Demokratie verteidigen. Europa weicht nicht zurück und steht zusammen gegen den Terror."

Der Zugverkehr in der Region soll sich derweil am Mittwoch wieder normalisieren. Die Thalys-Hochgeschwindigkeitszüge sollen dann ihre Fahrten wieder aufnehmen. Sie fahren unter anderem von Nordrhein-Westfalen über Brüssel nach Paris. Auch die Deutsche Bahn will ihre ICE von Frankfurt nach Brüssel und zurück ab Mittwoch wieder regulär einsetzen. Die Eurostar-Züge zwischen London und Brüssel sollen am Mittwoch ebenfalls zum normalen Verkehr zurückkehren.

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