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Russland verurteilt Kampfpilotin Sawtschenko aus der Ukraine


Umstrittener Prozess in Russland
Ukrainische Kampfpilotin wegen Mordes verurteilt

Von dpa, ap
Aktualisiert am 21.03.2016Lesedauer: 2 Min.
Nach der Verurteilung Nadeschda Sawtschenkos soll das Strafmaß in den kommenden Tagen verkündet werden.Vergrößern des Bildes
Nach der Verurteilung Nadeschda Sawtschenkos soll das Strafmaß in den kommenden Tagen verkündet werden. (Quelle: APTN/ap-bilder)

In einem international massiv kritisierten Prozess ist die ukrainische Militärpilotin Nadeschda Sawtschenko von einem russischen Gericht des Mordes schuldig gesprochen worden. Das meldete die Agentur Interfax aus dem Gericht in der südrussischen Kleinstadt Donezk nahe der Grenze zur Ukraine.

Moskau wirft Sawtschenko vor, 2014 am Tod von zwei russischen Journalisten im Kriegsgebiet Ostukraine beteiligt gewesen zu sein. Die Offizierin sei von "politischem Hass" auf die Bewohner der Region Luhansk getrieben gewesen. Sie habe zu einer "kriminellen Gruppe" gehört und darauf abgezielt, "eine unbegrenzte Zahl von Menschen" zu töten.

Sawtschenko erkennt Urteil nicht an

Das Strafmaß soll nach Verlesen der Begründung am Dienstag bekanntgegeben werden. Die Staatsanwaltschaft hatte 23 Jahre Lagerhaft gefordert.

Bei der Urteilsverkündung zeigten Sawtschenko und ihre Anwälte im Gerichtssaal keine Reaktionen. Ihre Verurteilung will Sawtschenko nicht anerkennen. "Das Urteil interessiert sie nicht und hat nichts mit Rechtsprechung zu tun", sagte ihr Anwalt Nikolai Polosow.

Sawtschenko wolle zusätzlich zu ihrem Hungerstreik auch die Wasseraufnahme wieder verweigern, sobald das Urteil in zehn Tagen in Kraft tritt. "Ich habe versucht, sie umzustimmen, aber bislang ohne Erfolg", so Polosow. Sein Verteidiger-Kollege Mark Fejgin teilte mit, dass Sawtschenko den Rechtsspruch auch nicht anfechten will.

Schon während ihrer Haft in Russland war Sawtschenko mehrfach in den Hungerstreik getreten. Während des Prozesses hatte Sawtschenko ihre Richter als "Idioten" bezeichnet und ihnen den Mittelfinger gezeigt.

Sawtschenko wird vorgeworfen, 2014 im Kriegsgebiet Ostukraine am Tod von zwei russischen Journalisten maßgeblich beteiligt gewesen zu sein. Der Prozess ist international massiv kritisiert worden. Das Strafmaß wird erst an diesem Dienstag erwartet. Die Staatsanwaltschaft hatte 23 Jahre Lagerhaft gefordert.

Die Vertretung der Europäischen Union in Moskau verlangte die sofortige Freilassung Sawtschenkos. Der russische Grenzschutz verweigerte am Montag einer ukrainischen Abgeordneten die Einreise zu dem Prozess.

Angeblich Informationen als Aufklärungspilotin geliefert

Die 34-Jährige war im Juli 2014 im Kampfgebiet in der Ostukraine gefangen genommen worden. Sie ist ausgebildete Kampfpilotin, kämpfte aber damals in einem ukrainischen Freiwilligenbataillon gegen die von Russland unterstützten Rebellen. Moskau zufolge soll Sawtschenko als Aufklärungsoffizierin die Koordinaten für einen Mörserangriff geliefert haben, bei dem die beiden Journalisten und mehrere Zivilisten ums Leben gekommen seien.

Die Ukraine nannte Sawtschenko im Verlauf des Prozesses eine Kriegsgefangene und forderte ihre Freilassung. In der Ukraine wird die Pilotin als Nationalheldin und Symbol des Widerstands gegen den Kreml verehrt. Auch US-Präsident Barack Obama hatte sich für ihre Freilassung eingesetzt.

Die Bundesregierung hatte den Prozess ebenfalls scharf kritisiert. Sawtschenkos "über 20-monatige Inhaftierung mit Einzelhaft, mit fragwürdigen Verhörmethoden, widerspricht internationalen Standards", hatte Regierungssprecher Steffen Seibert erklärt.

Der Krieg in der Ostukraine zwischen ukrainischen Truppen und prorussischen Separatisten hat seit April 2014 mehr als 9000 Menschen das Leben gekostet. Inzwischen herrscht offiziell eine Waffenruhe, die aber als sehr zerbrechlich gilt.

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