Islamisten-Angriff auf Luxushotel Geiselnahme in Mali beendet
Die Geiselnahme in einem Luxushotel in der Hauptstadt Malis, Bamako, ist beendet. Das sagte der malische Innenminister Salif Traoré. In dem Hotel würden keine Geiseln mehr gefangen gehalten. Allerdings sind mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen. Die Angreifer hatten zeitweise 170 Menschen in ihrer Gewalt.
Gegen die Terroristen, die sich im siebten Stock des Gebäudes verschanzt hatten, wurden Spezialeinheiten eingesetzt. Der Minister wollte zunächst keine abschließenden Angaben zur Zahl der Todesopfer machen. Aus Kreisen der UN-Blauhelmmission in Mali (Minusma) hieß es, mindestens 18 Menschen seien ums Leben gekommen. Unter den Toten seien auch zwei Angreifer.
"Nach allem, was wir wissen, sind keine deutschen Staatsangehörigen zu Schaden gekommen", erklärte der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier. "Vier Deutsche haben das Hotel im Laufe des Tages unversehrt verlassen können." Zuvor hatte es geheißen, dass sich zwei Deutsche in Sicherheit bringen konnten.
Stundenlange Schusswechsel
Die Regierung hatte zuvor von nur drei getöteten Sicherheitsleuten gesprochen. Eine belgische Regionalverwaltung erklärte allerdings, einer ihrer Beamten sei bei dem Angriff ums Leben gekommen.
Die Angreifer hatten das Radisson Blu Hotel am Morgen in ihre Gewalt gebracht. Dem in Brüssel ansässigen Betreiber Rezidor zufolge waren zu dem Zeitpunkt 170 Menschen in dem Hotel. Malische Sicherheitskräfte begannen am Nachmittag, das Hotel zu stürmen. Sie wurden auch von US-Spezialeinheiten und französischen Truppen unterstützt. Über Stunden waren immer wieder Schüsse zu hören.
Al-Kaida-Gruppen bekennen sich
In dem bei Geschäftsleuten und Diplomaten beliebten Hotel mit 190 Zimmern befanden sich auch türkische, indische, chinesische, französische und belgische Staatsbürger.
Zu dem Anschlag bekannten sich Berichten zufolge zwei mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbundene Islamistengruppen. Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira und die mauretanische Nachrichtenseite Al-Akhbar berichteten, verantwortlich seien die Terrorgruppen Al-Murabitun und Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM).
Anführer von Al-Murabitun war der Topterrorist Mokhtar Belmokhtar. Laut der libyschen Regierung soll er im Sommer bei einem US-Luftangriff getötet worden sein. Beweise dafür konnten die USA aber nicht vorlegen. Belmokhtar war in der Vergangenheit mehrfach für tot erklärt worden, tauchte jedoch immer wieder auf. Er steckt hinter zahlreichen Terrorakten und Geiselnahmen in Nordafrika und Mali.
Hintergrund: Das westafrikanische Mali mit seinen knapp 17 Millionen Einwohnern gehört zu den ärmsten Ländern der Welt (Rang 176 von 187 laut UN-Entwicklungsindex). Die durchschnittliche Lebenserwartung in dem Wüstenstaat liegt der Weltbank zufolge bei 55 Jahren (Deutschland: 81). Seit einem Militärputsch vor dreieinhalb Jahren lassen Islamisten und separatistische Tuareg-Rebellen das Land nicht zur Ruhe kommen. Nach dem Putsch hatten Islamisten den Norden Malis eingenommen. Erst mit Eingreifen der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich konnten sie wieder zurückgedrängt werden.
Hollande: "Einmal mehr standhaft bleiben"
Frankreichs Präsident François Hollande sprach mit seinem malischen Kollegen Ibrahim Keita und sagte ihm Unterstützung zu. "Wieder wollen Terroristen ihre barbarische Präsenz zeigen an allen Orten, an denen sie töten können, wo sie Eindruck schinden und massakrieren können", sagte Hollande eine Woche nach den Terroranschlägen von Paris. "Wir müssen einmal mehr standhaft bleiben und unsere Solidarität mit einem befreundeten Land zeigen."
Ein Polizeibeamter in Bamako sagte am Vormittag, die Angreifer hätten jene Geiseln freigelassen, die das islamische Glaubensbekenntnis aufsagen konnten. Sie seien vor allem an westlichen Geiseln interessiert gewesen. Nach Angaben eines Mitglieds des Hotel-Sicherheitsteams nutzten die Angreifer einen Wagen mit diplomatischen Kennzeichen, um Zugang zu dem normalerweise sehr gut gesicherten Radisson zu erhalten. Medienberichten zufolge skandierten die Angreifer "Allahu Akbar" (Gott ist groß).
Bundeswehr an Ausbildung beteiligt
Islamistische Attentäter hatten bereits im August ein Hotel in Sévaré angegriffen. Dabei kamen 13 Menschen ums Leben, darunter fünf UN-Mitarbeiter.
In Mali hatten mit dem Terrornetz Al-Kaida verbündete Islamisten und separatistische Tuareg große Gebiete im Norden des Landes erobert, bevor sie 2013 mit Hilfe französischer Truppen wieder zurückgedrängt wurden. Derzeit läuft ein internationaler Einsatz zur Stabilisierung Malis. Die UN-Mission hat momentan rund 9000 Soldaten und 1000 Polizisten in dem westafrikanischen Land stationiert. Die Bundeswehr beteiligt sich an der Ausbildung der malischen Streitkräfte.
Ausweitung auf unruhigen Norden?
Bundeswehr-Soldaten waren nun nicht unter den Geiseln im Hotel, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. In Mali sind aktuell rund 200 deutsche Soldaten als Teil der European Training Mission in Mali (EUTM Mali). Das Mandat erlaubt den Einsatz von bis zu 350 Soldaten.
Die Bundesregierung erwägt derzeit auch, den Einsatz der Bundeswehr auf den unruhigen Norden auszuweiten. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums betonte, es sei noch zu früh zu sagen, ob der Überfall Auswirkungen auf die Planungen haben werde.