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Deutschland: Türkische Gemeinde warnt vor Eskalation "auch hier"


Nach dem Attentat von Ankara
Türkische Gemeinde fürchtet Gewaltausbrüche in Deutschland

Von dpa, afp, t-online
Aktualisiert am 12.10.2015Lesedauer: 2 Min.
Bei einer Demonsrtratin nach dem Bombenanschlag setzt die türkische Polizei Tränengas ein. Die Türkische Gemeinde warnt vor Gewalt auch in Deutschland.Vergrößern des Bildes
Bei einer Demonsrtratin nach dem Bombenanschlag setzt die türkische Polizei Tränengas ein. Die Türkische Gemeinde warnt vor Gewalt auch in Deutschland. (Quelle: ap-bilder)

Fast 100 Menschen sind bei dem verheerenden Bombenanschlag von Ankara getötet worden. Die kurdische Opposition macht die Regierung verantwortlich. Die wiederum verdächtigt den IS, setzt aber ihre Luftangriffe auf kurdische Stellungen fort. Jetzt befürchtet die Türkische Gemeinde in Deutschland, dass der Konflikt zwischen Kurden und Türken auch hierzulande eskalieren könnte.

"So wie die Stimmung jetzt gerade in der Türkei ist, befürchte ich eine weitere Eskalation auch hier", warnte der Vorsitzende Gökay Sofuoglu laut "Kölner Stadt-Anzeiger". Er beobachte Aufrufe zu ungenehmigten Demonstrationen in den sozialen Medien. Anhänger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK riefen zur Vergeltung auf. Die radikalen Gruppen seien zwar auf beiden Seiten in der Minderheit. Der Chef der Türkischen Gemeinde fügte jedoch hinzu: "Wehret den Anfängen."

Es wäre nicht das erste Mal, dass der türkisch-kurdische Konflikt auch auf Deutschland übergreift. Bereits Mitte September kam es etwa in Essen und Hannover zu Auseinandersetzungen zwischen türkischen Nationalisten und PKK-Sympathisanten. In Hannover wurde dabei ein Mann lebensgefährlich verletzt.

Unterdessen ist die Zahl der Todesopfer nach dem Anschlag auf eine Friedensdemonstration in Ankara auf 97 gestiegen. Das teilte das Amt von Ministerpräsident Ahmet Davutoglu auf der Website des Regierungschefs mit. 95 von 97 Todesopfern seien identifiziert, unter den Toten sei ein Palästinenser.

Ermittler verdächtigen IS

Mehr als 500 weitere Menschen wurden bei dem Anschlag am Samstag verletzt. Bei den beiden mutmaßlichen Selbstmordattentätern handelt es sich den Ermittlern zufolge um Männer. Ihre Identifizierung sei noch im Gange. Die türkische Regierung verdächtigt die Terrororganisation Islamischer Staat (IS).

Opposition beschuldigt Regierung

Die Opposition erhebt dagegen schwere Vorwürfe gegen die AKP, die regierende Partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan. "Das ist kein Angriff auf die Einheit unseres Landes oder dergleichen, sondern ein Angriff des Staates auf das Volk", sagte der Ko-Vorsitzende der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP, Selahattin Demirtas. "Ihr seid Mörder. An Euren Händen klebt Blut. Wir sind mit einem riesigen Massaker konfrontiert." Demirtas kritisierte, die AKP-Regierung habe weder den Anschlag auf pro-kurdische Aktivisten im Juli im südtürkischen Suruc noch den auf eine HDP-Wahlveranstaltung im Juni in der Kurdenmetropole Diyarbakir aufgeklärt.

Zwei Explosionen hatten sich am Samstagmorgen inmitten der Teilnehmer einer Friedensdemonstration von linken Gruppen und Parteien ereignet, die sich in der türkischen Hauptstadt vor dem Hauptbahnhof versammelt hatten. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach von einem "abscheulichen Anschlag" auf Einheit und Frieden des Landes. Zu dem regierungskritischen Protestmarsch hatte unter anderen die Kurdenpartei HDP aufgerufen.

Türkei setzt Angriffe auf Kurden fort

Am Sonntag griff die türkische Luftwaffe erneut Stellungen der PKK an. Und das, obwohl die Untergrundorganisation nach dem Bombenanschlag von Ankara angekündigt hatte, Angriffe auf den türkischen Staat bis zu den Parlamentswahlen auszusetzen. Die türkische Regierung wies das aber zurück. Die Rebellen müssten erst ihre Waffen niederlegen und die Türkei verlassen, bevor auch das Militär seinen Einsatz stoppe, hieß es.

In der Türkei war in den vergangenen Monaten der Konflikt zwischen der Regierung und den kurdischen Rebellen wieder eskaliert. Seither wurden 140 türkische Sicherheitskräfte bei PKK-Anschlägen und 1700 kurdische Rebellen bei Armee-Bombardements getötet.

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