Zerfallserscheinungen bei Terrormiliz Boko Haram gehen Waffen und Benzin aus
Bei der radikalislamischen Terrormiliz Boko Haram in Nigeria gibt es nach der Schilderung von befreiten Gefangenen offenbar erste Zerfallserscheinungen. Den Kämpfern fehlten Waffen und Benzin, berichteten von der nigerianischen Armee befreite Frauen. Dies führe zu immer größeren Spannungen innerhalb der Gruppe. Vereinzelt würden bereits Befehle der Anführer nicht mehr befolgt.
Die 45-jährige Aisha Abbas berichtete, zu Beginn ihrer Gefangenschaft im April seien alle Boko-Haram-Kämpfer mit Waffen ausgestattet gewesen. Zuletzt hätten aber nur noch wenige der Islamisten Gewehre gehabt. Viele seien lediglich mit Stöcken bewaffnet gewesen, sagten zwei der befreiten Frauen.
Zudem seien Fahrzeuge defekt gewesen oder hätten wegen Benzinmangels nicht genutzt werden können. Eines Abends im April hätten ihre Bewacher erklärt, da sie nicht genügend Waffen und Treibstoff bekämen, um sich gegen die vorrückenden Regierungssoldaten wehren zu können, ließen sie die Frauen nun im Sambisa-Wald allein zurück. Der Wald gilt als eine der Hochburgen von Boko Haram.
700 Frauen aus der Gewalt der Miliz befreit
Die nigerianische Armee hat in dem Gebiet fast 700 Frauen und Kinder aus der Gewalt der Miliz befreit. Unbestätigten Berichten zufolge wurden bei der Aktion in der letzten Woche etwa 20 Frauen und Kinder getötet. Unter den Geretteten waren allerdings nicht die vor einem Jahr aus einem Internat der Stadt Chibok verschleppten 200 Schülerinnen. Über diese hätten Kämpfer berichtet, sie seien in den vergangenen Monaten zwangsverheiratet oder als Sklavinnen verkauft worden, sagte Abbas.
Boko Haram hat Amnesty International zufolge seit Anfang 2014 mindestens 2000 Frauen entführt und sie als Sex-Sklavinnen oder Kriegerinnen missbraucht. Die Miliz kämpft seit sechs Jahren für einen islamistischen Staat in Nigeria. Allein im vergangenen Jahr tötete sie dort und in den Nachbarstaaten etwa 10.000 Menschen.