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Zoff in Berlin über "Nachtwölfe": Putin-Rocker starten "Siegesfahrt"


Zoff in Berlin über "Nachtwölfe"
Putin-Rocker wollen "Siegesfahrt" trotz Polens Nein starten

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 25.04.2015Lesedauer: 3 Min.
Einen guten Draht zu Putin: Die russische Motorrad-Gang "Nachtwölfe" schmücken sich gerne mit russischen Farben.Vergrößern des Bildes
Einen guten Draht zu Putin: Die russische Motorrad-Gang "Nachtwölfe" schmücken sich gerne mit russischen Farben. (Quelle: dpa-bilder)
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Die "Siegesfahrt" der Putin-Rocker zum Gedenken an den Zweiten Weltkrieg von Moskau nach Berlin ist gestartet, die russischen Biker müssen aber mit Umwegen auf ihrer Reise rechnen. Polen verweigert die Einreise, und in Berlin gibt es angeblich sogar Zoff wegen des angekündigten Besuchs des Motoradclubs "Nachtwölfe". Der hat einen guten Draht zum Kreml - und weist alle Kritik von sich.

Nach Informationen der "Bild"-Zeitung hat das deutsche Außenministerium im Gegensatz zu Polen Visa an die Biker verteilt - sehr zum Ärger des Innenministeriums und der deutschen Sicherheitsbehörden. Laut "Bild" forderte das Kanzleramt das Auswärtige Amt sogar auf, die Einreiseerlaubnis zurückzunehmen. Diese Information wurde bislang allerdings nicht bestätigt.

Mit dem Nein aus Polen ist der kürzeste Weg von Russland nach Berlin, den die "Nachtwölfe" auch aus historischen Gründen nehmen wollten, womöglich verbaut. Trotzdem haben sie ihre Tour wie geplant am Samstag gestartet. "Alles bleibt wie geplant", sagte der Vize-Präsident des Clubs, Felix Tschernjachowski, vor der Abfahrt. Und auch an ihrer geplanten Route über Polen hält der Club, bei dem auch schon mal Russlands Präsident Wladimir Putin höchstselbst mitfährt, fest.

Die 20 Motorradfahrer, die mitfahren, hätten alle Visa und würden jetzt jeweils einzeln nach Polen einreisen, erklärte der Präsident des Clubs, Alexander Saldostanow, im Interview mit dem kremltreuen TV-Sender "lifenews.ru". So will er das Verbot umgehen, die Biker als Kolonne einreisen zu lassen. Er warf der polnischen Führung "Russenhass" vor.

"Botschaft ist Expansion Russlands"

Die Reise soll an den Sieg der Roten Armee über das nationalsozialistische Deutschland erinnern und über Weißrussland, Polen, Österreich, Tschechien und die Slowakei bis nach Deutschland führen. Theoretisch wäre auch ein Umweg über die Ukraine möglich - was aber noch größeren Unmut verursachen dürfte. Immerhin sollen sie an der Seite der Separatisten gekämpft haben und bei der Besetzung der Krim dabei gewesen sein.

Der Bundesregierung kommt die Tour ungelegen. Diese nach Kenntnis der Regierung private Initiative leiste keinen Beitrag zur Stärkung der deutsch-russischen Beziehungen, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Eine Gruppe von 75 slowakischen Intellektuellen forderte die Regierung in Bratislava auf, den Motorradfahrern die Einreise zu verweigern. "Die Botschaft der Motorrad-Gang ist nicht die Niederwerfung des Faschismus, Freiheit und Frieden, sondern die Expansion Russlands."

Auch in Tschechien ist man nicht begeistert von dem angekündigten Besuch. Die Rocker müssen dort mit massiven Polizeikontrollen rechnen und dürfen nicht in Kolonne fahren. "Der Staat sucht nach Wegen, um ihnen den Spaß an der Fahrt zu verderben", berichtete die Zeitung "Lidove noviny".

Warschau: "Fahrt ist eine Provokation"

Polen begründete sein Einreiseverbot damit, dass die "Nachtwölfe" keine ausreichenden Angaben über ihre Fahrtroute und ihre Übernachtungsstationen gemacht hätten. Diese Informationen seien aber erforderlich, "um den Teilnehmern der Fahrt ausreichend Sicherheit zu bieten".

Moskau kritisierte den Schritt: "Wir finden es schade. Wir bedauern diese Entscheidung sehr", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow nach Angaben der Agentur Interfax. Auch das russische Außenministerium sei "verärgert wegen der Absage der polnischen Stellen, die Biker bei ihren geplanten Aktionen zum 70. Jahrestag des Kriegsendes zu unterstützen".

"Wir sind Biker, wir sind unbewaffnet"

Das Verhältnis zwischen Moskau und Warschau ist stark belastet, auch wegen des Konfliktes in der Ukraine. Polens Außenminister Grzegorz Schetyna und Regierungschefin Ewa Kopacz nannten die Rocker-Fahrt eine Provokation. "Das ist nicht nur ein Motorradclub, oder eine Gruppe von Touristen. Sie befassen sich auch mit anderen Dingen, rühmen die Politik von Putin." In sozialen Netzwerken in Polen protestieren Tausende gegen die Tour der "Nachtwölfe".

Rocker-Boss Saldostanow verteidigte seinen Club und die Tour gegen alle Kritik: "Wir sind Biker, unbewaffnet, offen nach allen Seiten." Die Tour sei keineswegs eine Provokation. "Unsere Reise ist eine Demonstration des Vertrauens, nicht der Stärke. Wir wollen die Gräber unser Großväter besuchen, das ist unsere Pflicht", sagte der Biker, der den Spitznamen "Chirurg" trägt.

Einreiseverbot in den USA

Der russische Motorradclub gilt als schwulenfeindlich, konservativ und nationalistisch. Der 1989 gegründete Rockerclub zählt heute rund 5000 Mitglieder. Im Dezember 2014 verhängten die USA Einreiseverbote gegen Mitglieder der "Nachtwölfe" wegen ihrer Rolle in der Ukraine-Krise. Die geplante 6000-Kilometer-Tour soll am 9. Mai vor dem Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park enden - 70 Jahre nach Kriegsende. Ob die Rocker den Zeitplan einhalten können, ist natürlich unklar.

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