Boston-Attentäter Hinterbliebene sprechen sich gegen Todesstrafe aus
Attentäter Dschochar Zarnajew und sein Bruder sind daran schuld, dass sie ihren achtjährigen Sohn verloren und ihre Tochter verstümmelt wurde. Trotzdem will Familie Richard nicht, dass der "Boston-Bomber" hingerichtet wird - und zwar aus eigenem Interesse.
Vor der Verhandlung über das Strafmaß für Zarnajew fordern die Eltern des jüngsten Opfers die US-Regierung auf, den Antrag auf Todesstrafe zurückzunehmen. Ziel sei ein rasches Ende des juristischen Verfahrens, damit die Hinterbliebenen nicht noch jahrelang darunter litten, schrieben Bill und Denise Richard in einem Beitrag für den "Boston Globe".
Zarnajew war vorige Woche schuldig gesprochen worden, mit seinem später getöteten Bruder Tamerlan im April 2013 zwei Bomben im Zieleinlauf des Marathons von Boston gelegt zu haben. Von kommender Woche an beraten Geschworene, ob der Verurteilte mit lebenslanger Haft oder mit dem Tod bestraft werden soll. Andere Optionen sind nach dem Schuldspruch auszuschließen.
"Schmerzhaftester Tag unseres Lebens"
Eines der drei Todesopfer des Anschlags war der achtjährige Sohn der Richards. Ihre siebenjährige Tochter verlor bei den Explosionen ein Bein, beide Eltern wurden verletzt. Sie seien sich der Grausamkeit des Verbrechens deshalb schmerzlich bewusst, schrieben sie in dem Zeitungsbeitrag.
"Wir wissen, dass die Regierung ihre Gründe hat, die Todesstrafe zu beantragen. Aber diese Strafe durchsetzen zu wollen, könnte jahrelange Berufungsverfahren mit sich bringen und verlängern, dass wir den schmerzhaftesten Tag unseres Lebens immer wieder neu erleben müssen." Erst wenn Zarnajew in Vergessenheit gerate, könnten sie mit dem Wiederaufbau ihres Lebens und ihrer Familie beginnen, schrieben sie weiter.
Die zuständige US-Staatsanwältin Carmen Ortiz sagte, sie kenne die Ansicht der Richards, könne sich aber zu Einzelheiten nicht äußern. Ortiz versicherte gleichzeitig, dass ihr die Meinung der Angehörigen sehr wichtig sei.
Auch Jennifer Lemmerman, die Schwester eines bei der Verfolgungsjagd nach dem Anschlag getöteten Wachmanns, hatte sich auf Facebook gegen die Todesstrafe für Zarnajew ausgesprochen. Andere Angehörige befürworten dagegen, dass der 21-jährige exekutiert wird. Das Verfahren zur Findung des Strafmaßes beginnt am Dienstag.