Russisches Propaganda-Video Putins Befehl: "Wir müssen die Krim zurück nach Russland holen"
Ein Jahr nach der Krim-Annexion durch Russland nimmt Präsident Wladimir Putin überraschend Stellung zu den Hintergründen. In einem im russischen Staatsfernsehen ausgestrahlten Propaganda-Clip spricht er so offen wie nie über die von ihm befehligte "Kommandoaktion Krim". Die Pläne dazu hatte er Wochen vorher akribisch ausarbeiten lassen, wie er nun zugibt.
Putin berichtet in den gezeigten Interview-Ausschnitten, wie er den entscheidenden Befehl gab. "Wir beendeten die Sitzung etwa um sieben Uhr morgens", erzählt Putin in dem Video über die Sitzung mit Leitern der russischen Sicherheitsdienste sowie Kommandeuren der Sondereinheiten und Vertretern des Verteidigungsministeriums in der Nacht zum 23. Februar 2014. "Als wir uns trennten, sagte ich zu meinen Kollegen: Wir müssen beginnen, die Krim zurück nach Russland zu holen."
Putins Worte sind überraschend: Bislang hat die russische Führung stets erklärt, sie habe erst nach dem Referendum vom 16. März, in dem sich die mehrheitlich russischstämmige Krim-Bevölkerung für den Anschluss an Russland aussprach, die Annexion der Halbinsel beschlossen.
Maschinengewehre, um "nicht zu viel reden" zu müssen
Wenige Stunden vor jener Krisensitzung war der prorussische ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch nach prowestlichen Massenprotesten aus Kiew geflohen. Er habe damals angewiesen, Janukowitsch vor dem "sicheren Tod" zu retten, sagt Putin in dem Video-Clip. "Es waren großkalibrige Maschinengewehre aufgestellt dort, um nicht lange zu sprechen. Wir bereiteten uns vor, ihn über Land, über Wasser oder durch die Luft aus Donezk rauszubringen."
Es seien schwere Maschinengewehre installiert worden, um "nicht zu viel reden" zu müssen so Putin weiter. Janukowitsch war am 22. Februar nach heftigen Straßenkämpfen in Kiew ins ostukrainische Donezk geflohen. Er tauchte später im südrussischen Rostow am Don auf. Wie Janukowitsch letztlich außer Landes gebracht wurde, erzählt Putin in den Aufnahmen nicht. Der Ex-Präsident lebt heute im russischen Exil an einem unbekannten Ort unter dem Schutz des Kremls.
Putin bestritt lange Zeit Moskaus Beteiligung
Vier Tage nach der historischen Besprechung übernahm eine schwer bewaffnete Kommandoeinheit die Kontrolle über das Regionalparlament der Krim. Die Abgeordneten stimmten daraufhin in einer kurzfristig angesetzten Sitzung für ein Referendum über den Anschluss an Russland. In der Nacht vom 8. auf den 9. März marschierten dann russische Truppen auf der Halbinsel ein. Die Ukraine warf Moskau daraufhin eine "Invasion" der Halbinsel vor.
Obwohl sich die Hinweise mehrten, dass es sich bei den Truppen ohne Hoheitskennzeichen, die strategische Orte auf der Krim besetzten, um russische Soldaten handelte, bestritt Moskau zunächst eine direkte Beteiligung. Nach der umstrittenen Volksabstimmung am 16. März 2014 wurde die Krim schließlich am 18. März von Russland offiziell annektiert - ein Schritt, der von Kiew und dem Westen bis heute als völkerrechtswidrig betrachtet wird.
"Krim hat für Russland gleiche Bedeutung wie der Tempelberg für Juden und Muslime"
In den vergangenen Monaten hat Putin scheibchenweise die Darstellung der Ereignisse rund um die Krim-Annexion verändert.
Die regierungskritische Zeitung "Nowaja Gaseta" hatte im Februar diesen Jahres ein Dokument veröffentlicht, das nach ihrer Darstellung einen Plan für die Annexion der Krim und der Ostukraine beschreibt und der Präsidialverwaltung zwischen dem 4. und 12. Februar 2014 vorgelegt wurde. Das russische Präsidialamt hat den Bericht zunächst als Unsinn zurückgewiesen.
Später gab Putin dann zu, auf der Krim russische Truppen eingesetzt zu haben und rechtfertigte dies auch: "Für Russland hat die Krim große zivilisatorische und sakrale Bedeutung. So wie der Tempelberg in Jerusalem für jene, die sich zum Islam oder Judentum bekennen", hatte der Kreml-Chef etwa als Grund dafür genannt. Die Halbinsel ist seit Jahrzehnten auch Sitz der russischen Schwarzmeerflotte mit Tausenden Soldaten.
Der vom staatlichen TV-Sender "Rossija-1" ausgestrahlte Propaganda-Clip wirbt für eine Dokumentation mit dem Titel "Die Krim - Die Rückkehr nach Hause". In dem Trailer sind neben Putin, der in seinem Büro sitzt, auch Bilder von Kampfhubschraubern und Panzern zu sehen. Einen Sendetermin für die Doku nannte der Sender zunächst nicht.