Schwachstelle der Terroristen Ohne Eroberungen geht der IS pleite
Die Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) muss nach Einschätzung von Finanzexperten zur Machterhaltung weitere Gebiete erobern, um ihren großen Finanzbedarf zu decken. In der Analyse der Financial Action Task Force (FATF) wird detailliert dargelegt, woher das Geld der Terroristen stammt - und warum ihr Kampf bald schon vorbei sein könnte.
"Um das Finanzmanagement und die Ausgaben in den von ihnen kontrollierten Gebieten zu sichern, muss er (IS, Anm. d. Redaktion) in der Lage sein, weiteres Territorium zur Ausbeutung in seine Gewalt zu bringen", erklärte die FATF in Paris. Die Organisation ist ein Zusammenschluss von Regierungsvertretern aus der ganzen Welt, die sich mit der Bekämpfung der Geldwäsche befassen.
Nach Erkenntnissen der Gruppe finanzieren sich die Extremisten über verschiedene Wege. Der IS stelle dabei einen neuen Typen Terrororganisation dar, dessen Geldströme einzigartig seien, erklärt die FATF in ihrem 48 Seiten umfassenden Papier. Die Effektivität der Terroristen basiere auf der Androhung von Gewalt innerhalb ihrer Gebiete. Eine der wichtigsten Geldquellen ist dabei die Kontrolle des Bankenwesens in Teilen des Irak. Dort habe der IS Zugang zu rund 500 Millionen US-Dollar gehabt, so der Report.
Öleinnahmen brechen weg
Geiselnahmen gehören ebenfalls zu den lukrativen Einnahmequellen: Der Bericht schätzt, dass die Terroristen damit bislang zwischen 20 und 45 Millionen US-Dollar eingenommen haben. Hier ist es schwierig, genaue Zahlen zu erheben, da oft über die Höhe bezahlter Lösegelder geschwiegen wird
Die Einnahmen durch den Ölhandel schwinden dagegen. Die Luftangriffe auf die vom IS kontrollierten Öleinrichtungen wie auch der gefallene Ölpreis hätten die Einnahmen des IS bereits dramatisch minimiert, erklärte die FATF in ihrem Bericht. Auch die Spenden, die der IS von ausländischen Verbündeten erhält, sind deutlich geringer, als bislang angenommen.
Die Terroristen von den verschiedenen Einkommensquellen abzuschneiden stelle für die internationale Gemeinschaft eine Herausforderung dar, aber auch eine Chance, den IS zu zerschlagen, so die FATF. Darauf zielten auch die Aktionen der USA und ihrer Verbündeten in der Region ab.
Hohe Verluste für Terroristen in Syrien
Kurdische Kämpfer haben sich derweil mit Unterstützung von Luftangriffen der US-geführten Koalition in eine wichtige Hochburg der Terrormiliz im Nordosten Syriens vorgekämpft. Wie Aktivisten und kurdische Beamte sagten, stellten die Kurden ihre Flagge am Rande der Stadt Tel Hamis auf. Der Ort in der Provinz Hassake ist von strategischer Bedeutung, da er von der Terrorgruppe kontrollierte Gebiete in Syrien und im Irak miteinander verbindet.
Der Vorstoß in Tel Hamis ereignete sich, nachdem die kurdischen Truppen Dutzende nahe gelegene Dörfer vom IS erobert hatten. Ein Sprecher der kurdischen Kämpfer, Redur Xelil, gab an, die gesamte Stadt sei aus IS-Kontrolle befreit worden. "Wir durchkämmen die Stadt jetzt nach Sprengstoffen und Resten von Terroristen", sagte er. Bei den Gefechten seien mehr als 200 Extremisten getötet worden, so Xelil weiter. Zudem seien mindestens acht Kämpfer ums Leben gekommen, die an der Seite der kurdischen Kräfte gekämpft hätten.
Die Aktivistengruppe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sagte, die kurdischen Kämpfer seien aus dem Osten und Süden in Tel Hamis eingedrungen, hätten aber noch nicht die komplette Kontrolle über die Stadt. Der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdurrahman, berichtete, die Kurden hätten mehr als 100 Dörfer in der Gegend um Tel Hamis eingenommen. Bei Bodenkämpfen und Luftangriffen nahe Tel Hamis seien in den vergangenen Tagen mindestens 175 IS-Kämpfer getötet worden.
In der Provinz Hassake hatte der IS in den vergangenen Tagen Dutzende meist christliche Dörfer westlich von Tel Hamis eingenommen und dabei nach Aktivistenangaben mindestens 220 Christen gefangen genommen.