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Islamischer Staat: IS im Internet "Wir werden immer wieder kommen!"


Terrornetzwerk Islamischer Staat im Internet
"Wir werden immer wieder kommen!"

afp, Sara Hussein

Aktualisiert am 22.08.2014Lesedauer: 3 Min.
Ein auf Youtube hochgeladenes Video zeigt angeblich die Ermordung irakischer Soldaten durch IS-Terroristen.Vergrößern des Bildes
Ein auf Youtube hochgeladenes Video zeigt angeblich die Ermordung irakischer Soldaten durch IS-Terroristen. (Quelle: Picture Alliance Abaca Press/dpa-bilder)

Als der Journalist James Foley stirbt, läuft die Kamera mit. Die brutale Enthauptung des in Syrien verschleppten US-Bürgers durch einen Kämpfer der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) folgt einem Propaganda-Drehbuch. Dessen Dreh- und Angelpunkt ist das Internet. Dort versuchen die Terroristen mit wachsendem Erfolg Nachwuchs zu rekrutieren.

Die Aufnahmen von Foleys Ermordung dienen nicht nur als Beweis für den Tod des 40-Jährigen, sondern auch als Machtdemonstration. IS verbreitet die Bilder über die sozialen Netzwerke im Internet. Das Hinrichtungsvideo oder einzelne Ausschnitte daraus erreichen innerhalb kürzester Zeit zahllose Menschen rund um den Globus.

Todesvideo wird viral

Lange Jahre haben islamistische Extremisten im Internet fast ausschließlich auf eigene Medienorganisationen gesetzt. Sie verbreiteten ihre Propaganda auf eigenen Websites und tauschten sich in eigenen Foren aus. Doch nun greifen sie immer öfter auf die großen Plattformen zurück, etwa auf den Videokanal Youtube oder den Kurznachrichtendienst Twitter. Auch Frage-Antwort-Seiten wie Ask.com werden bedient. Die Dschihadisten suchen die Öffentlichkeit.

Das Video von Foleys Hinrichtung wird zunächst Dienstagnacht auf Youtube hochgeladen. Die Youtube-Verantwortlichen können das Video gar nicht so schnell entfernen, wie es andere Youtube-Nutzer weiterverbreiten. Viele machen Bildschirmfotos, die sie auf Twitter teilen. Das Video geht jenen Weg, den heutzutage Marketingexperten für ihre Werbung anstreben: Es wird viral und wandert von Nutzer zu Nutzer.

"IS wird keinen nicht-muslimischen Bürger am Leben lassen"

IS-Sympathisanten verteidigen im Internet den brutalen Mord an Foley unter Verweis auf Menschenrechtsverstöße durch die USA, etwa die Misshandlung von Irakern im Gefängnis in Abu Ghraib. Auch das US-Gefangenenlager Guantanamo dient als Rechtfertigung. Wohl nicht zufällig trägt Foley in seinen letzten Minuten einen orangenen Ganzkörperanzug wie die Häftlinge in Guantanamo.

Andere IS-Unterstützer begnügen sich mit dem Zitieren von Koranversen zu den Themen Hinrichtungen und Ungläubige. Allein die Tatsache, dass Foley ein nicht-muslimischer US-Bürger sei, sei Grund für seine Tötung. Auf dem Twitter-Account "KhilafaMedia" erscheint ein Post mit dem Hashtag "#Eine Botschaft an die USA" (#AmessageToAmerica): "Islamischer Staat wird wegen Obamas Luftangriffen (im Irak) in den muslimischen Ländern keinen nicht-muslimischen US-Bürger am Leben lassen."

Mit Hashtags werden Twitter-Botschaften bestimmten Themen zugeordnet, damit andere Nutzer auf die jeweilige Botschaft aufmerksam werden. Die Art und Weise, wie die IS-Anhänger und Sympathisanten Hashtags einsetzen, ist versiert. Der Politikforscher Max Abrahms von der Northeastern University in Boston vermutet hinter dieser Professionalität den hohen Anteil westlicher Muslime in den Reihen von IS. "Diese Westler sind schon weiter, wenn es um Selbstdarstellung in sozialen Medien geht, und ihr besseres Englisch hilft ihnen dabei", sagt Abrahms.

Nutzer steuern gegen

IS sei erheblich effizienter im Umgang mit dem Medium Internet als es das Islamisten-Netzwerk Al-Kaida je war. "Terrorismus ist definitionsgemäß eine Kommunikationsstrategie", sagt Abrahms. Es geht nicht darum, den Gegner im Feld zu schlagen, sondern darum, seine Moral zu untergraben. Die Videos hätten dabei eine Doppelfunktion, sagt Abrahms. Die Menschen im Westen würden durch die Bilder verschreckt und bereits radikalisierte Muslime angelockt.

Auf Twitter versuchen einige Nutzer ihrerseits, den Erfolg der Islamlisten-Propaganda zu stoppen. Sie fordern dazu auf, keine Aufnahmen von Gewalttaten zu verbreiten. Der Hashtag dazu heißt #ISISmediablackout (deutsch: "#IS-Mediensperre"). Die Internetnutzer wissen, dass die Administratoren von Twitter und Youtube kaum hinterher kommen, das Material und seine Urheber zu löschen. Twitter selbst hat dazu aufgefordert, keine derartigen Bilder zu verbreiten. Dies widerspräche den Nutzungsbedingungen und könnte die Sperrung des Zugangs nach sich ziehen.

Bereits am Mittwochnachmittag waren viele islamistische Twitter-Nutzer trotzdem wieder zurück. Ein Nutzer schrieb: "Neues Profil LACH sagt es weiter: Diese Terroristen werden immer wieder zurückkommen."

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