"Dekolonialisierung" Boliviens Regierung lässt die Uhr rückwärts laufen
Die linksgerichtete Regierung des bolivianischen Präsidenten Evo Morales lässt die Uhren nach links ticken. Zumindest die große Uhr auf dem Kongressgebäude in der Hauptstadt La Paz läuft nun gegen den Uhrzeigersinn. Sie zeigt aber weiterhin die richtige Zeit an, weil auch die Zahlen verschoben wurden.
Kongresspräsident Marcelo Elio sagte am Mittwoch, die Aktion sei ein "klarer Ausdruck der Dekolonialisierung der Bevölkerung" des Landes unter Morales, der 2005 als erster Indio zum Präsidenten Boliviens gewählt wurde und im Oktober zur Wiederwahl antritt.
Vorbild für alle öffentlichen Uhren
Außenminister David Choquehuanca sagte bei der Enthüllung, es sei nur natürlich, dass eine Uhr in der südlichen Hemisphäre auch anders ticke als in der nördlichen. Vizepräsident Alvaro Garcia sagte, die Regierung erwäge, auch alle anderen Uhren auf öffentlichen Gebäuden zu ändern.
Dinge "entwickeln sich zurück"
Die Opposition sprach von einer lächerlichen Aktion. Die Abgeordnete Norma Pierola erklärte, die Regierung wolle die "universellen Gesetze der Zeit ändern". Samuel Doria Medina, der Zement- und Fast-Food-Magnat, der Morales' aussichtsreichster Herausforderer bei der Wahl werden dürfte, sagte, die Änderung der Uhr sei ein Zeichen, "dass die Dinge sich zurückentwickeln".