Angriffspläne fertig Die nächste Terrorgruppe wartet schon
Auch die Hisbollah hat fertige Pläne für einen Angriff auf Israel. Und wie die Hamas macht sie keinen Hehl daraus.
Die Hamas-Terroristen sind offenbar bei ihrem Angriff auf Israel am 7. Oktober den Milizen der Hisbollah zuvorgekommen. Denn auch die vom Iran unterstützte Terrororganisation soll einen fertigen Angriffsplan auf Israel in den Schubladen haben.
"Die Radwan-Einheit ist voll ausgebildet und jederzeit in der Lage, einen Einmarsch in Galiläa zu starten", sagten Forscher des "Alma Research and Education Center" gegenüber der israelischen Onlineausgabe Ynetnews. "Auch wenn sich die Mehrheit der Elitetruppen der Hisbollah von der Grenze entfernt hat, ändert sich nichts an der allgemeinen Bereitschaft der Hisbollah."
Es sei keine Frage ob die Hisbollah angreife, sondern wann, sagte Tal Beeri, der die Forschungen in dem Zentrum leitet und die Organisation seit Jahren beobachtet. Nach seinen Informationen sei die Terrorgruppe im Libanon bereit zum Angriff gewesen – dann habe aber die Hamas zugeschlagen. Die palästinensischen Terroristen hätten den Plan der Hisbollah geborgt, was die Infiltrierung über die Grenze zu Israel betraf.
Videos zeigen Übungen vom Angriffen
Und sie machen keinen Hehl über ihre Vorhaben. In einem Propagandavideo werden Radwan-Kämpfer gezeigt, die eine nachgebaute israelische Grenzstellung angreifen. Die Einnahme von Gebieten im Norden Israels ist eines der strategischen Ziele der Einheit.
Bei dem dargestellten Angriff sind Hisbollah-Kämpfer mit Mörsern, Panzerabwehrraketen, Kamikaze-Drohnen, Scharfschützengewehren und schweren Maschinengewehren zu sehen. Außerdem sind sie mit speziellerer Ausrüstung ausgestattet, wie mit einer Sprengladung für ein Minenfeld, die von einer Panzerfaust abgefeuert wird.
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Das kommt bekannt vor. Auch die Hamas hatte in Videos solche Trainingsangriffe gezeigt, die aber offenbar nicht ernst genommen wurden. Die ersten Manöver, in denen die wesentlichen Aktionen der Attacke vom 7. Oktober zu sehen sind, fanden im Jahr 2020 statt. Die großangelegten Übungen mit anderen Extremisten wurden seitdem jährlich wiederholt, zuletzt weniger als einen Monat vor dem Angriff.
Hassan Nasrallah, Chef der Hisbollah, hatte bei einem öffentlichen Auftritt zwar zum Widerstand gegen Israel aufgerufen, seine Kommandos führen aber nur kleinere Attacken an der Grenze durch. Nach Ansicht von Tal Beeri wolle man nicht einen Krieg führen, den man nicht selbst begonnen habe. Dennoch sei ein Angriff nicht vom Tisch und die Nordgrenze weise Schwächen auf.
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Mit dem Gelände gut vertraut
Demnach habe auch die Hisbollah Sektionen ausgespäht, an denen sie nach Israel eindringen kann – ähnlich wie die Hamas am Gazastreifen. "Das bergige Gelände entlang der libanesischen Grenze ist für die Bewegung schwieriger als das flache Gelände entlang der Grenze zum Gazastreifen, aber es ermöglicht eine diskretere Mobilität. Die Hisbollah ist mit dem Gelände gut vertraut und weiß, wie sie sich dort zurechtfindet", heißt es in einem Positionspapier, das YnetNews vorlag.
Man geht davon aus, dass Radwan etwa 2.500 Kämpfer zählt, was etwa fünf Prozent der geschätzten Gesamtstärke der Hisbollah entspricht, berichtete der israelische Sender i24. Der Nachrichtendienst Janes schätzte die libanesische Gruppe 2017 auf rund 25.000 Vollzeitkämpfer und eine ähnliche Anzahl von Reservisten.
Da Israel nach der Hamasattacke seine Truppen an den Grenze zu Libanon und Syrien verstärkt hat, sei derzeit kein Überraschungsangriff sinnvoll. Dennoch könne die Hisbollah "jederzeit" ihren Plan umsetzen und in israelisches Gebiet eindringen.
Die israelische Armee sieht sich darauf vorbereitet. "Das Nordkommando ist unermüdlich im Einsatz, um die Bewohner der nördlichen Region zu schützen", sagte ein Sprecher der YnetNews. Zuletzt hatte sie bei einem Angriff Abbas Muhammed Raad “Siraj" getötet. Er soll einer der Radwan-Kommandeure gewesen sein.
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Die IDF-Kräfte ließen keine Annäherung an das Grenzgebiet zu, und die von der Hisbollah erneuerte Infrastruktur sei zerstört worden, so das Militär. Israel hatte in den vergangenen Wochen mehrere Luftangriffe im Grenzgebiet auf Stellungen der Hisbollah durchgeführt. "Darüber hinaus wird jede Form der Bedrohung umgehend bekämpft."
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