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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kampf um den Kreml Diese Frau will Putin stürzen
Eine junge Journalistin will Präsidentin Russlands werden. Nur wenige Tage nach der Kandidatur musste sie schon bei der Staatsanwaltschaft vorstellig werden.
Sie ist jung, weiblich und will ein demokratisches Russland: Ekaterina Duntsova steht für das genaue Gegenteil von Präsident Wladimir Putin. Und sie will im kommenden Jahr sein Amt. Wer ist die mutige Frau?
Im November verkündete Duntsova ihre Kandidatur auf Telegram. "Heute teile ich mit euch eine wichtige Entscheidung, die schon lange in meinem Herzen gereift ist", schrieb sie zu Beginn.
Warum sie antritt? "Weil ich unser Land liebe, weil ich möchte, dass Russland ein demokratischer, wohlhabender und friedlicher Staat ist", schreibt sie weiter. "Und jetzt bewegt sich unser Land in eine ganz andere Richtung: weg von Rechten und Freiheiten, weg von Liebe und Frieden, weg von einer schönen Zukunft." Worte, die dem Kreml-Herrscher gar nicht gefallen dürften.
Duntsova droht Haft für ihre Kandidatur
Das Wort Wahl setzte sie provokant in Anführungszeichen. Dass sie für ihre Kandidatur ins Gefängnis kommen kann, ist ihr bewusst. Ihre Kandidatur kann wohl schon jetzt als aussichtslos bezeichnet werden, sollte sie gegen Putin antreten, der seine Kandidatur bereits verkündet hat.
Was ihr für ihren Mut drohen kann, zeigt das prominente Beispiel von Putins Intimfeind Alexej Nawalny. Er wollte 2016 gegen Putin kandidieren, vier Jahre später wurde er mit Nowitschok vergiftet, heute sitzt er im Straflager eine 19-jährige Strafe ab. Mehr zu Nawalnys Schicksal lesen Sie hier.
Geboren wurde die 40 Jahre alte Duntsova in Krasnojarsk in Sibirien. Sie ist alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Ihre 19 Jahre alte Tochter unterstütze sie bei ihrer Kampagne, erzählte sie der "Moscow Times". Duntsova studierte Jura und Fernsehjournalismus. Außerdem koordiniert sie die örtlichen und freiwilligen Such- und Rettungsteams in Rschew, die nach vermissten Kindern und Erwachsenen sucht, schreibt sie auf ihrer Webseite.
2019 ging sie schon einmal in die Politik, wurde Abgeordnete in der Stadtduma von Rschew, etwa 200 Kilometer westlich von Russlands Hauptstadt. Vor einem Jahr wurde das lokale Parlament aufgelöst, die Stadt mit dem Bezirk zusammengelegt. Ihre politische Karriere war erst einmal vorbei.
Besuch von der Staatsanwaltschaft
"Ich ziehe drei Kinder auf, und es ist für mich wichtig, was für ein Land wir ihnen hinterlassen werden", schrieb Duntsova auf Telegram. "Ich verstehe, dass viele Menschen jetzt abwarten wollen, sich auf die Lauer legen und abwarten, aber wir müssen heute handeln, es könnte zu spät sein." Jedes ihrer Worte klingt wie ein direkter Angriff auf den Machthaber im Kreml. Auf ihrer Webseite wird sie noch konkreter: "In einem riesigen Staat wird alles von einer Person entschieden. 'Militäreinsätze' auf dem Territorium benachbarter Staaten führen zwangsläufig zu Isolation und Degradierung."
Ihre Ankündigung, Präsidentin Russlands werden zu wollen, wurde auch im Kreml schnell vernommen. Kurz nach Bekanntgabe ihrer Kandidatur wurde Duntsova offenbar von der Staatsanwaltschaft verhört. Insbesondere soll es um die Formulierung ihrer Ankündigung gegangen sein. Sie schrieb dazu: "Ich antwortete, dass ich es so lassen würde, wie es ist. Und wie die Formulierung im Text zu verstehen ist – das soll jeder für sich selbst entscheiden. Es gibt keine Verstöße gegen das Gesetz."
Ihre Kandidatur ist noch nicht fix. Sie muss bis Ende Januar 300.000 Unterschriften sammeln. Selbst wenn sie das schaffen würde, erwartet Duntsova aber alles andere als eine faire und freie Wahl.
- Telegram-Profil "Duntsova"
- duntsova2024.ru: Webseite
- themoscowtimes.com: "Meet Putin’s Possible Election "Opponent: A Single Mother of 3 Calling for Peace" (englisch)