Angriff auf Festival Deutsche in Israel verschleppt – Zeugen berichten von Massenpanik
Die Angriffe der Hamas trafen ein Festival im Kibbuz Re'im. Eines der Opfer, eine Deutsche, ist entführt worden.
Der Körper einer Frau mit Dreadlocks liegt leblos auf der Ladefläche eines Pickups, die Beine verdreht, das Gesicht zur Ladefläche gedreht. Sie trägt nur ein knappes Oberteil und eine kurze schwarze Hose sowie schwarze Stiefel. Hamas-Terroristen sitzen neben ihr, halten Gewehre und Panzerfäuste hoch, rufen "Allahu Akbar". Sie paradieren durch eine Stadt, wahrscheinlich im Gazastreifen. Das Video wird in sozialen Medien verbreitet, es soll kurz nach den Hamas-Angriffen auf Israel aufgenommen worden sein.
Die junge Frau ist offenbar eines der Opfer der schweren Attacken aus dem Gaza-Streifen, und kurz nach der Veröffentlichung haben Verwandte sie identifiziert. In der Nacht wurde ein Video auf der Plattform X (vormals Twitter) verbreitet, das von der Mutter, Ricarda Louk, stammen soll. "Man hat uns ein Video zugeschickt, wo ich eindeutig unsere Tochter erkennen konnte", sagte sie darin.
Es handele sich um die 22-jährige Shani Louk, und sie sei deutsche Staatsbürgerin. Sie sei mit einer Touristengruppe unterwegs gewesen und von der Hamas verschleppt worden. Mutter und Tochter leben nach Informationen der "Bild" in Israel, kämen aber ursprünglich aus Baden-Württemberg. Es ist unklar, ob ihre Tochter noch lebt.
"Die Hamas hat meiner Prinzessin das Leben genommen"
Kurz darauf meldete sich auch offenbar eine Freundin von Louk auf Instagram in einer Story zu Wort. Zu einem Foto, das sie selbst und Louk zeigt, schreibt sie auf Englisch: "Die Hamas hat meiner Prinzessin das Leben genommen." Der Schmerz und die Wut, die sie empfinde, seien unglaublich. Sie würde den Hamas-Kämpfern am liebsten "die Knochen brechen und sie umbringen". In einer weiteren Story schreibt sie: "Mein Herz ist gebrochen. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll."
Ihr Cousin Tom Weintraub Louk sagte der "Washington Post", dass die Familie sie anhand ihrer Tattoos und Dreadlocks erkannt habe. Seine Verwandte hat die israelische und deutsche Staatsbürgerschaft. Bislang hat sie kein Lebenszeichen von sich gegeben, auch nicht auf Instagram, wo sie das letzte Mal vor vier Wochen ein Foto veröffentlicht hat. Auf Facebook schrieb die Tätowiererin am 29. September das letzte Mal. Nach Informationen des "Spiegel" wurde ihre Kreditkarte vor Kurzem in Gaza benutzt.
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Nach den Schüssen brach Chaos aus
Die junge Frau soll auf einer Party nahe des Kibbuz Rei'im gewesen sein. Dort feierten in der Nacht zum Samstag Tausende unbeschwert bei einer Nature Party bis in die Morgenstunden. Doch statt Bässen hallten plötzlich Schüsse durch die Wüste. Augenzeugen berichteten dem israelischen Sender Channel 12, dass bewaffnete Hamas-Terroristen mit Gewehren auf die Israelis zugestürmt seien.
Teilnehmerin Noya Reuven, 20, sprach mit der "Times of Israel" und berichtete von einer Massenpanik, als Tausende Partygänger zu ihren Fahrzeugen rannten, während über ihnen Raketen abgefeuert wurden. Als sie in ihrem Fahrzeug saß, das sich etwas über einem weiten offenen Feld befand, hörte sie, wie sie in die Menge geschossen wurden. Sie habe erst nach zwei Stunden mit ihrem Jeep über einen kleinen Pfad entkommen können. Unterwegs habe sie andere Partygänger aufgenommen, die auf der Flucht waren.
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Eine andere Teilnehmerin des Festivals berichtete dem Sender Channel 12, sie sei ebenfalls in einem Fahrzeug geflohen, auf den Fahrer sei aber geschossen worden. Sie habe zwei Stunden neben dem bewusstlosen Mann gelegen, bis sie die Stimmen israelischer Soldaten hörte.
Verwandte suchen nach Opfern
Offenbar war es den Sicherheitskräften der Party gelungen, trotz Chaos Dutzende in naheliegende Orte zu bringen. Einige seien verwundet gewesen. Es sei aber unklar, wie viele sich vielleicht noch in der Wüste versteckt hielten. Andere seien in einen nahegelegenen Kibbuz geflohen, der aber offenbar von den Terroristen gestürmt wurde.
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Das israelische Nachrichtenportal Ynet rief Angehörige auf, sich zu melden, wenn sie nach Familienmitgliedern suchen. Es wurde ein Kontaktzentrum eingerichtet, mit einer E-Mail-Adresse. Auch über die Kommentarfunktion konnten sich besorgte Angehörige melden. Sie teilten Bilder der Vermissten und Telefonnummern als Kontakt. Es sind Dutzende Fotos vor allem junger Menschen. Nach lokalen Berichten wurden Dutzende Tote gefunden, viele von ihnen auch Stunden nach den Attacken noch nicht identifiziert.
"Wir wissen, sie war auf der Party, aber sie antwortet nicht", sagt Tom Weintraub Louk der "Washington Post". Mitglieder der Familie hätten auch versucht, ihren Freund – einen Mexikaner – zu erreichen, allerdings vergeblich. "Wir haben noch Hoffnung", sagt er, "Hamas ist verantwortlich für sie und die anderen."
- washingtonpost.com: "Israel ‘at war’ after unprecedented assault by Hamas militants from Gaza" (englisch)
- timesofisrael.com: "Israel at war: 250 killed in Hamas assault, hostages taken to Gaza, rockets on Tel Aviv" (englisch)
- ynet.co.it: "משפחות הנעדרים שברחו ממסיבת הטבע מחפשות אחריהם: "בבקשה תעזרו למצוא אותם" (hebräisch)