Hamas greift Israel an Netanjahu: "Wir sind im Krieg"
Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas beschießt Israel. Bewaffnete Kämpfer sollen die Grenze überwunden haben.
Seit dem frühen Samstagmorgen beschießen militante Palästinenser überraschend Ziele in Israel. Bei den Angriffen starben 22 Personen, Hunderte weitere wurden verletzt. Der Beschuss hielt am Vormittag an. Berichten vor Ort zufolge ist das Raketenabwehrsystem Iron Dome weiterhin zu hören. Wie das System funktioniert, lesen Sie hier.
Das Militär teilte zudem mit, mehrere Terroristen seien auf israelischem Gebiet und rief die Einwohner der Grenzorte am Rande des Küstenstreifens dazu auf, in ihren Häusern zu bleiben. Bei einem Schusswechsel mit den Angreifern wurde der israelische Lokalpolitiker Ofir Liebstein getötet. Das teilte der Regionalrat von Shaar Negev mit, dem Liebstein als Präsident vorstand.
Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas hat die Verantwortung für die Angriffe übernommen. In einem Statement nannte Mohammad Al-Deif, Anführer der Hamas-Militärs, die Angriffe den Beginn der Militäroperation "Al-Aqsa Flood". "Das ist der Tag der großen Schlacht", sagte er. Insgesamt seien rund 5.000 Raketen abgeschossen worden.
Israel ruft Kriegszustand aus
Aus Kreisen der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas heißt es, es seien Israelis in den Küstenstreifen entführt worden. Auch auf der Nachrichtenplattform X, früher Twitter, kursieren Bilder und Videos, die zeigen sollen, wie Personen, darunter auch Kinder, von palästinensischen Kämpfern nach Gaza verschleppt werden. Dafür gab es aber vonseiten der israelischen Armee zunächst keine Bestätigung.
Israel rief am Samstagmorgen den Kriegszustand aus. Dadurch können nun auch Reservisten mobilisiert werden. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant sagte: "Die Hamas hat heute Morgen einen schweren Fehler begangen und einen Krieg gegen den Staat Israel begonnen." Israelische Soldaten kämpften "an allen Stellen, an denen eingedrungen wurde". Er rief die Bürger dazu auf, den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten und sagte: "Israel wird diesen Krieg gewinnen."
In einer Videobotschaft aus dem Militärhauptquartier in Tel Aviv wendete sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an die Bevölkerung: "Bürger Israels, wir sind im Krieg." Und weiter: "Unser Feind wird einen Preis zahlen, wie er ihn noch nie erlebt hat."
Wie die israelische Armee gegen 10 Uhr deutscher Zeit bekannt gab, haben sie mit dem Beschuss von Zielen im Gazastreifen begonnen. Die israelische Luftwaffe führt nach Angaben eines Sprechers Luftschläge in Gaza aus. Ein Zeuge berichtet von Explosionen im Gazastreifen und in Gaza-Stadt. Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium starb eine Person bei einem Angriff auf ein Krankenhaus.
Schusswechsel auf der Straße
Augenzeugen berichteten von Schusswechseln auf der Straße. Unklar war, wie die Angreifer aus dem Gazastreifen die streng geschützte Grenze überwinden konnten. In sozialen Medien kursiert unter anderem ein Video, das einen Gleitschirmflieger zeigte. Dies konnte allerdings zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
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Israel feiert gerade das jüdische Fest Simchat Tora (Freude der Tora). Auf der Plattform X, früher Twitter, schrieb die israelische Armee am Samstagmorgen: "Wir werden uns verteidigen."
Die israelische Hilfsorganisation Magen David Adom rief unterdessen zum Blutspenden auf. Es herrsche ein akuter Mangel, vor allem für Patienten mit der Blutgruppe O.
Baerbock: Verurteile Angriffe "aufs Schärfste"
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verurteilte die "terroristischen Angriffe aus Gaza gegen Israel aufs Schärfste", wie sie auf X schrieb. "Gewalt und Raketen gegen Unschuldige müssen sofort aufhören. Israel hat unsere volle Solidarität und das völkerrechtlich verbriefte Recht, sich gegen Terror zu verteidigen", fuhr sie fort.
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, bekundete auf X seine Solidarität mit den Menschen in Sderot. "Deutschland verurteilt diesen massiven und rücksichtslosen Angriff auf Zivilisten aus der Luft und zu Lande", so Seibert weiter.
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Der britische Außenminister James Cleverly hat die Angriffe aus dem palästinensischen Gazastreifen auf Israel kritisiert. Großbritannien verurteile eindeutig die furchtbaren Angriffe der Hamas auf israelische Zivilisten, teilte Cleverly am Samstag auf X mit. "Das Vereinigte Königreich wird immer Israels Recht auf Selbstverteidigung unterstützen."
Angespannte Sicherheitslage
Die Sicherheitslage in Israel und dem Westjordanland ist seit langem angespannt. Seit Jahresbeginn wurden 27 Israelis, eine Ukrainerin und ein Italiener bei Anschlägen getötet. Im selben Zeitraum kamen mehr als 200 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder nach eigenen Anschlägen ums Leben.
Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Die Palästinenser beanspruchen diese Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.
An der Gaza-Grenze war es im vergangenen Monat mehrfach zu gewaltsamen Protesten gekommen. Dabei wurden auch Sprengsätze auf Soldaten geworfen, mehrere Palästinenser wurden durch Schüsse verletzt. Die israelische Luftwaffe griff angesichts der Vorfälle mehrmals Posten der im Gazastreifen herrschenden militanten Palästinenserorganisation Hamas an.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters