Wegen Fahnenflucht Russisches Gericht schickt schwangere Soldatin ins Straflager
Die Unteroffizierin Madina Kabalewa hat ein fünfjähriges Kind und ist schwanger. Das schützt sie nicht vor der Willkür der russischen Militärjustiz.
Der Fall von Madina Kabalewa zeigt, wie erbarmungslos die russische Armee inzwischen gegen echte oder vermeintliche Kriegsdienstverweigerer vorgeht. Die Soldatin im Rang eines Unteroffiziers ließ sich vom Militärdienst freistellen, als sie schwanger wurde. Das hat ihr ein Militärgericht jetzt als Fahnenflucht ausgelegt – und sie zu sechs Jahren Straflager verurteilt.
Die Strafe soll bis zum Jahr 2032 ausgesetzt werden, wenn Kabalewas 2018 geborenes erstes Kind 14 Jahre alt ist, wie die staatsnahe russische Zeitung "Kommersant" berichtet. Demnach warf ihr das Gericht des südlichen russischen Militärbezirks vor, während ihrer Schwangerschaftspause weiterhin Bezüge von der Armee erhalten zu haben. Kabalewas Anwalt habe gegen die Entscheidung Berufung eingelegt, doch das nächst höhere Militärgericht habe das Urteil bestätigt.
Nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu dienten im Jahr 2020 etwa 41.000 Frauen in der russischen Armee. Das entsprach etwas mehr als vier Prozent aller Armeeangehörigen. Wie hoch ihr Anteil nach eineinhalb Jahren Krieg gegen die Ukraine ist, bleibt unklar. Sexualisierte Gewalt gegen Soldatinnen, Ärztinnen und Krankenschwestern soll in der russischen Armee weit verbreitet sein. So berichteten im März beispielsweise mehrere Frauen "Radio Free Europe", dass russische Offiziere weibliche Untergebene systematisch sexuell ausbeuten.
- kommersant.ru: Ein Unteroffizier wurde zu einem Aufschub verurteilt (russisch)
- rferl.org: 'Field Wife': Officers Make Life Hell For Women In Russia's Military, A Female Medic Says