Nach gescheitertem Aufstand Wo ist Prigoschin?
Wagner-Chef Prigoschin soll nach dem Aufstand ins belarussische Exil. Ist er bereits angekommen – und wie sicher wäre er dort überhaupt?
Der Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat am Wochenende den Aufstand in Russland gewagt – doch nach rund 24 Stunden zog er seine Söldner wieder zurück (hier lesen Sie mehr dazu). Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatte zwischen dem Kreml und Prigoschin vermittelt. Ein Bestandteil des Abkommens über das Ende der Meuterei: Der Söldnerkommandeur soll Russland verlassen und nach Belarus ins Exil gehen.
Ob er dort bereits angekommen ist, ist jedoch ungewiss. In Videos war zu sehen, wie Prigoschin am Samstag in einem schwarzen SUV das Zentrum von Rostow am Don verließ. Teilweise jubelten ihm Zivilisten zu, machten Fotos mit ihm. In der Millionenstadt hatte der Aufstand begonnen. Informationen zu seinem weiteren Verbleib gab es zunächst nicht. So ist auch unklar, ob er sich in die Hände des russischen Staats begeben hat oder sich in Wagner-Kreisen aufhält.
Der Sender RTVi erhielt von Prigoschins Pressestelle die Auskunft: "Er lässt alle grüßen und wird auf Fragen antworten, wenn er wieder normalen Empfang hat." Von dem 62-Jährigen, der Moskau über Wochen hinweg mit Kritik am Ukraine-Krieg gereizt hatte, war am Sonntag anschließend nichts mehr zu hören und zu sehen.
Wie sicher wäre Prigoschin in Belarus?
Obwohl in der Vereinbarung mit dem Kreml festgehalten sein soll, dass das Strafverfahren gegen Prigoschin nach dem gescheiterten Aufstand eingestellt wird, ist ungewiss, ob er im Exil in Belarus sicher wäre. Sicherheitsgarantien der russischen Führung sind mit Vorsicht zu genießen. Der belarussische Machthaber Lukaschenko ist ein enger Vertrauter und Verbündeter des russischen Präsidenten.
Die Aussicht auf Prigoschin in Belarus wurde von der dortigen Opposition mit wenig Begeisterung aufgenommen. Die exilierte belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja befürchtet mehr Unruhe. "Den Kriegsverbrecher Prigoschin nach Belarus zu bringen, bedeutet ein weiteres Element der Instabilität", sagte sie.
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), äußerte sich skeptisch über die Sicherheit des Söldnerchefs: "Prigoschin ist jetzt in Belarus. Ob er da alt und glücklich wird, werden wir sehen – oder ob er wie einige andere plötzlich vom Balkon fällt. Das werden wir sehen", so Strack-Zimmermann am Sonntag im ARD-"Bericht aus Berlin". Sie spielte damit auf eine Reihe mysteriöser Todesfälle in Russland seit Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine an.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
- Eigene Recherche