Dasha Nawalnaya über ihren Vater "Er fordert Putin jeden Tag heraus"
Die Tochter von Russlands bekanntestem Oppositionellen wendet sich mit einem Beitrag an die Öffentlichkeit – und fordert Unterstützung.
Die Tochter von Russlands bekanntestem Oppositionellen Alexej Nawalny hat sich in einem Gastbeitrag an die Staats- und Regierungschefs der Welt gewandt: "Er fordert Putin jeden Tag heraus, aber gemeinsam können wir dafür sorgen, dass seine Bemühungen nicht vergeblich sind und dass seine Worte auf der ganzen Welt gehört werden", schreibt Dasha Nawalnaya in dem US-amerikanischen Nachrichtenmagazin "Time". Sie fordert dazu auf, die Forderung für eine Freilassung ihres Vaters zu unterstützen.
"Ich bin eine 21-Jährige, die an der Universität Stanford studiert", heißt es in dem Beitrag. "Mein Vater – Alexej Nawalny, wurde zu Putins Feind Nummer eins." Nawalny wurde im August 2020 mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet, in der Berliner Charité behandelt und überlebte. Bei der Rückkehr in sein Heimatland wurde er festgenommen, seit 2021 sitzt er im Gefängnis. Der Kremlkritiker war wegen angeblichen Betrugs zu neun Jahren Haft im Straflager verurteilt worden. Nawalny weist die Vorwürfe zurück. Das Urteil des russischen Gerichts steht als politisch motiviert in der Kritik.
"Für Sie sind das nur Überschriften"
"Für Sie sind das nur Überschriften. Für mich ist es die Realität", schreibt seine Tochter. Für sie sei ihr Vater nicht nur ein entschlossener und charismatischer Anführer, sondern auch "ein lustiger, fürsorglicher und unglaublicher Vater". Er habe ihr das Fahrradfahren beigebracht, mit Mathegleichungen und Grammatikfragen geholfen. "Als ich während meiner Schulzeit das erste Mal versuchte, Haferbrei zu kochen, der sich als viel zu salzig herausstellte, lächelte mein Vater, entmutigte mich nicht und aß das ganze Ding."
Jetzt schildert sie die brutalen Umstände der Haft ihres Vaters, den niemand besuchen und der ihr keine Briefe schreiben dürfe. Auch der vertrauliche Austausch mit seinem Anwalt werde ihm verweigert. Das berichtet auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Nawalnaya schreibt: "Die Bedingungen der Einzelhaft, denen er jetzt unterworfen ist, zielen eindeutig darauf ab, ihn psychisch zu brechen und physisch zu töten."
"Putin behandelt ihn mit persönlichem Hass"
Sie sei stolz darauf, Nawalnys Tochter zu sein – "in dem Wissen, dass er sich trotz der unmenschlichen Bedingungen gegen Putins Krieg in der Ukraine eingesetzt und das russische Volk aufgerufen hat, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um ihn zu bekämpfen." Er nutze jede Berufungsverhandlung als Gelegenheit, eine Antikriegserklärung abzugeben. Auch in Lebensgefahr im Gefängnis stehe er weiterhin zu dem, was er glaubt.
"Er hat bewiesen, dass er bereit ist, seine Freiheit, seine Gesundheit und sogar sein Leben zu opfern, damit Russland ein demokratisches, wohlhabendes Land wird", so Nawalnaya. Putin sei bereit, jeden zu vernichten, der ihn ernsthaft in seiner Macht bedroht. Ihren Vater behandle er mit persönlichem Hass.
- time.com: "Why Putin fears my father Alexej Nawalny" (englisch)