Mehr als 100 Milliarden Euro In Griechenland drohen neue Finanzlöcher
Lange Zeit war es ruhig um Griechenland. Trump, der Brexit und vor allem die Flüchtlingskrise haben den Fokus verlagert. Doch die Lage in dem südeuropäischen Land könnte sich wieder zuspitzen. Es droht ein zusätzlicher Finanzierungsbedarf in dreistelliger Milliardenhöhe.
Ein entsprechender Bedarf würde sich ergeben, wenn sich Athen und der Internationale Währungsfonds (IWF) in den Verhandlungen mit den Europäern durchsetzen sollten, berichtet die Tageszeitung "Die Welt" unter Berufung auf ein Papier des Bundesfinanzministeriums.
Denkbar sei ein Szenario mit weniger Reformen und geringerem Primärüberschuss sowie anderen makröokonomischen Annahmen. Dies würde "faktisch ein neues, ein viertes Programm darstellende Schuldenmaßnahmen erfordern, um den Bruttofinanzbedarf bis zum Jahr 2060 auf ein tragfähiges Niveau zu begrenzen", zitiert die Zeitung aus dem Papier.
Vor allem die Forderungen nach jahrzehntelanger Stundung der Zinszahlungen kämen die europäischen Geldgeber unter Umständen teuer zu stehen. Insgesamt würde das Volumen der zu stundenden Zinszahlungen bis 2040 auf Basis der jetzt ausstehenden Kredite aus den bestehenden Rettungspaketen "in der Größenordnung von rund 120 Milliarden Euro liegen", heißt es. Zinseszinsen sind in der Kalkulation nicht enthalten.
Wachstum deutlich unter EU-Erwartungen
In dem Papier wird außerdem darauf verwiesen, dass der IWF in seinen bisherigen Analysen der Schuldentragfähigkeit einen Primärüberschuss von 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zugrunde gelegt habe. Griechenland aber habe mit der Eurozone ein Haushaltsplus vor Schuldentilgung von 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung für das Jahr 2018 und darüber hinaus vereinbart.
Inzwischen versucht Athen, diese Ziele zu senken - lange Zeit sogar mit Unterstützung des IWF. Deutschland und andere Europäer aber wehren sich gegen das Vorgehen. Sie fürchten den zusätzlichen Finanzierungsbedarf, der sich ergeben würde, wenn man diesen Forderungen nachgäbe. Stattdessen suchen die Euro-Geldgeber nun gemeinsam mit dem IWF nach weiteren Reformmaßnahmen.