Ungeduldiger Präsident Erdogan fordert schnelle Aufnahme in die EU
Die Vollmitgliedschaft in der EU und zwar schnell - das ist das erklärte Ziel des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Daran hält er trotz zunehmender Spannungen zwischen seinem Land und der EU fest. Und drängt auf Fortschritte.
Der Beitritt zur Europäischen Union sei für die Türkei ein "strategisches Ziel", sagte Erdogan nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu in Ankara.
"Von Zeit zu Zeit" gebe es Probleme, die die Türkei betrübten, sagte Erdogan. "Wenn wir unsere Beziehungen auf lange Sicht und von einem breiten Gesichtspunkt aus betrachten, ist es erforderlich, solche temporären Probleme beiseite zu legen, und sich auf unsere strategische Ziele zu konzentrieren."
Bei europäischen Politikern sorgt der autokratische Führungsstil Erdogans und sein Umgang mit Kritikern für Unverständnis. Außerdem streitet die EU mit der Türkei um die im Gegenzug für die Kooperation in der Flüchtlingskrise zugesagte Visafreiheit. Die Türkei will ihre Anti-Terror-Gesetze, die in dieser Form auch gegen politische Gegner eingesetzt werden können, nicht entschärfen. Das ist jedoch eine der Voraussetzungen für das Inkrafttreten der Visafreiheit.
Der türkische Präsident drohte, den Flüchtlingsdeal platzen zu lassen, wenn die Visafreiheit nicht spätestens bis Oktober kommt. Zudem ist grade erst der EU-Botschafter in Ankara zurückgetreten - nicht die besten Voraussetzungen für schnelle Fortschritte der Beitrittsverhandlungen.
Schleppende Verhandlungen
Seit 1999 ist die Türkei offizieller Beitrittskandidat der EU. Die Beitrittsverhandlungen wurden im Jahr 2005 aufgenommen, gingen aber nur schleppend voran. Auf die Bemerkung des britischen Regierungschefs David Cameron, der die Türkei erst im Jahre 3000 in der EU sieht, hatte der türkische Präsident kürzlich betont, dass niemand "unsere Geduld auf die Probe stellen sollte".