"Plan B" für Europa Lafontaine und Varoufakis rufen zu "zivilem Ungehorsam" auf
Beide waren Finanzminister ihres Landes, jetzt machen Gianis Varoufakis und Oskar Lafontaine gemeinsame Sache gegen die Finanzpolitik in der Eurozone: Die prominenten Linkspolitiker schlagen einen "Plan B" für Europa vor und fordern zu zivilem Ungehorsam auf.
"Der Euro ist das Werkzeug politischer und ökonomischer Dominanz einer kleinen europäischen Elite geworden", heißt es in einem Papier, das neben Varoufakis und Lafontaine auch von dem französische Linkspartei-Chef Jean-Luc Mélenchon und weiteren Vertretern europäischer Linksparteien unterzeichnet wurde.
Die Autoren haben das Schriftstück anlässlich des linken Volksfestes "Fête de l'Humanité" (Fest der Menschlichkeit) bei Paris veröffentlicht. Darin gehen sie unter anderem hart mit der Haltung der Euro-Länder zu Griechenland ins Gericht. Sie fordern eine Neuverhandlung der europäischen Verträge.
Plan B: ziviler Ungehorsam
Bis dahin fordern sie als "Abschreckung" einen Plan B: den zivilen Ungehorsam "gegenüber willkürlichen europäischen Praktiken". Dazu sei viel Vorbereitung nötig. "Viele Ideen gibt es bereits: Die Einführung eines parallelen Zahlungssystems, Parallelwährungen, digitalisierte Eurotransaktionen, ein Austritt aus der Eurozone sowie die Umwandlung des Euro in eine (demokratische) Gemeinschaftswährung."
Lafontaine übernahm 1998 - noch vor Einführung des Euro - das Amt des Finanzministers im Kabinett von Bundeskanzler Gerhard Schröder. Damals war Lafontaine noch Vorsitzender der SPD. Etwa ein halbes Jahr später legte er überraschend alle politischen Ämter nieder und schwang sich zum Kritiker der rot-grünen Regierungspolitik von Schröder auf. Varoufakis war vom 27. Januar bis zum 6. Juli griechischer Finanzminister im Kabinett von Ministerpräsident Alexis Tsipras. Der Ökonom machte sich einen Namen als unbequemer Verhandlungspartner der Eurogruppe in der Griechenland-Krise.