Klartext aus Athen Tsipras will Einigung nur bei Schuldennachlass
Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras macht einen Schuldennachlass für sein Land zur Bedingung für eine Einigung mit den internationalen Geldgebern. Im Sinne eines Kompromisses sei er dann bereit, auch unerträgliche Auflagen zu akzeptieren, sagte Tsipras seinen Unterhändlern. Gleichzeitig kann sich der griechische Regierungschef eine kämpferische Ansage an die Geldgeber nicht verkneifen.
Voraussetzung für deutliche Zugeständnisse Griechenlands sei ein Schuldennachlass, den Deutschland und andere Staaten ablehnen.
"Wenn Europa die Spaltung will und die weitere Unterwerfung, werden wir uns für ein "Nein" entscheiden und den Kampf für die Würde des Volkes und unsere nationale Souveränität führen", betonte Tsipras. Die griechische Verhandlungsdelegation traf am Morgen zu weiteren Gesprächen mit den internationalen Geldgebern in Brüssel ein.
Varoufakis hofft auf Bluff der Geberländer
Finanzminister Gianis Varoufakis deutete in einem Interview an, dass er Warnungen der Geldgeber vor einem Ausscheiden seines Landes aus der europäischen Währungsunion für Taktik hält. Er glaube nicht, dass die Euro-Partner es so weit kommen ließen, sagte er der BBC.
Bundeskanzlerin Angela Merkel denke nicht einmal daran, einen Grexit in Betracht zu ziehen. Auf die Frage, ob die EU und der Internationale Währungsfonds (IWF) in den Verhandlungen mit der Regierung in Athen nur blufften, sagte der Minister: "Ich hoffe es."
"Grexit" und Staatspleite drohen
Die Regierung in Athen ringt seit Monaten mit den internationalen Geldgebern um die Reformauflagen für die Freigabe weiterer Milliardenhilfen. Für Samstag hat sie die Vorlage konkreter Vorschläge angekündigt.
In gut zwei Wochen muss Griechenland 1,6 Milliarden Euro an den IWF zurückzahlen, über die es nicht verfügt. Scheitern die Gespräche, drohen Griechenland die Staatspleite und ein Ausscheiden aus dem Euro. Deutschland hat den größten Anteil zu den Rettungspaketen im Umfang von 240 Milliarden Euro beigetragen.
Athen verweigert Lohn- und Rentenkürzungen
Der griechische Regierungssprecher Gabriel Sakellaridis nannte Details zu den Forderungen seines Landes. "Die Regierung sucht nach einer Lösung, die einen Schuldennachlass, niedrige Primärüberschüsse, keine Lohn- und Rentenkürzungen, ein Investitionspaket und eine Starthilfe für die Wirtschaft umfasst", sagte er der Zeitung "Agora".
Ein Schuldennachlass sei keine ideologische Obsession oder ein symbolischer Schritt, sondern eine notwendige Bedingung, um das Leben der Menschen zu erleichtern und die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.
Die Gefahr eines Ausscheidens seines Landes aus dem Euro spielte Sakellaridis herunter. Das griechische Bankensystem sei stabil und liquide, was es jeden Tag beweise. "Jegliche anderen Theorien sind bloß Teil der Verhandlungen, eine Form des (hauptsächlich psychologischen) Drucks".