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Zum journalistischen Leitbild von t-online.So ticken Männer Was dahinter steckt, wenn Männer schweigen
"Schatz, jetzt sag doch endlich auch mal was!" Viele Frauen reagieren genervt auf die Wortkargheit ihres Partners. Nicht selten hängt deswegen der Haussegen schief.
Schweigende Männer wirken auf Frauen provozierend, weil sie die Mundfaulheit ihres Partners auf sich beziehen. Sie reagieren verletzt, weil sie sich in diesem Moment nicht ernst genommen fühlen. Doch das Schweigen ist nicht unbedingt böse gemeint. "Es hat durchaus auch biologische Gründe", sagt Beziehungsexperte und Autor Eric Hegmann aus Hamburg.
Schweigen als Relikt archaischer Zeiten
Die Ursprünge hierfür liegen laut Hegmann in der frühen Evolutionsgeschichte des Menschen, "einer Zeit, in der es auf Leben und Tod ankam - und zwar in Sekundenschnelle." Um zu überleben, sei es wichtig gewesen, in Gefahrensituationen zu handeln und nicht lange nachzudenken. Dabei werde das Gehirn von Botenstoffen überschwemmt, die zwei Verhaltensweisen signalisierten: Angriff oder Flucht.
Bei Männern sei es von jeher so gewesen, dass sie diese Botenstoffe deutlich langsamer abbauten als Frauen. Das wirke bis in die heutige Zeit nach.
"Wenn die Partnerin längst wieder bereit ist, ein Problem zu besprechen, befindet sich der Mann noch im 'Reboot'." Dagegen helfe am besten der berühmte Gang um den Block, um den Kopf wieder frei zu bekommen.
Verärgerten Frauen rät Hegmann: "Warten Sie bis der Normalzustand wieder hergestellt und ein Gespräch überhaupt möglich ist".
Männer mauern durch ihre Wortlosigkeit
Doch die Realität sieht oft anders aus und es kommt zum Streit, den die Frau nutzt, um ihren Partner zum Reden zu zwingen. Das verstärkt meist nur seine Bockigkeit. Der Mann verkriecht sich immer mehr hinter der Mauer des Schweigens und der Frust baut sich auf beiden Seiten auf.
Diesen Ärger können sich Frauen sparen, indem sie die Themen, bei denen sie keine wirklich wichtige Entscheidung oder Problemlösung seitens des Mannes brauchen, mit den besten Freundinnen besprechen. Oder einfach akzeptieren, dass ihre bessere Hälfte einfach nichts zu bestimmten Themen zu sagen hat.
Mund halten und Konflikte vermeiden
Doch es gibt auch Situationen, in denen Männer ganz bewusst den Mund halten. Zum Beispiel dann, wenn sie anderer Meinung sind, dies aber nicht diskutieren möchten. In anderen Worten: Sie schweigen, weil sie wissen, dass das Gesagte gegen sie verwendet wird. Zudem halten viele Männer bei Grundsatzdiskussionen lieber den Mund, damit diese nicht in einem unkontrollierten emotionalen Ausbruch enden.
Hinzu kommt, dass Männer oft nie richtig gelernt haben, über ihre Gefühle zu sprechen. Dafür fehlen ihnen oft die Worte. Sie fühlen sich überfordert und schweigen. So entsteht schnell eine Art Schweigespirale. Im Klartext heißt das: Je öfter der Mann zum Reden aufgefordert wird, desto mehr verschließt er sich und flüchtet in die Wortlosigkeit. Frauen können diese Situation entschärfen, indem sie in einer solchen Situation keine Vorwürfe machen und den Mann nicht zu stark bedrängen.
Schweigen als Akt der Resignation
Eine ganz andere Variante des Männerschweigens ist das Schweigen aus Resignation. In diesem Fall glaubt der Mann, dass ihm seine Partnerin ohnehin gar nicht zuhört. Er verstummt aus Frustration und denkt sich im Stillen: Es ist sowieso egal, was ich sage!
Schwierig werde es auch, wenn Frauen bestimmte Aussagen von ihren Männern erwarteten: zum Beispiel: "Ich liebe dich" oder "Du bist schön!" Werden diese Sätze nicht in regelmäßigen Abständen gesagt, herrscht Misstrauen. Doch die emotionale Zurückhaltung der Männer hat oft einen ganz simplen Grund: Es handelt sich um Wiederholungen von längst Gesagtem: Diese Mitteilungen haben kein Verfallsdatum und solange sie nicht ausdrücklich widerrufen werden, gelten sie für Männer als unbefristet.
Tipps für eine bessere Kommunikation
Zu viel Wortlosigkeit kann in der Partnerschaft zu ernsthaften Konflikten führen. Dabei lässt sich Kommunikationsproblemen gut vorbeugen. Frauen, die einen klassischen Schweiger an ihrer Seite haben, sollten mit diesem vorrangig Dinge bereden, in denen pragmatische und analytische Lösungsansätze gefordert sind. Themen wie Tratsch, Klamotten- und Schuhkauf sollte man sich besser für Frauengespräche aufsparen. Diese Trennung hat folgenden Effekt: Der Mann wird wieder gespannt den Worten lauschen und sich als Problemlöser geschätzt fühlen.
Auch Männer können einiges dazu beitragen, dass die Kommunikation besser wird. Sie sollten nicht nur lernen, über ihre Gefühle zu sprechen, sondern auch ein Gespür entwickelt, was in der Psyche ihrer Partnerin gerade vor sich geht. Das kann zum Beispiel folgendermaßen aussehen: Wenn eine Frau gefrustet ist und sich einfach nur ausweinen will, sollte sie ihr Mann einfach mal in den Arm nehmen, anstatt mit einer Lösung um die Ecke zu kommen.