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Georg Uecker ist HIV-positiv: HIV ist heute kein Todesurteil mehr


Georg Uecker ist HIV-positiv
HIV ist heute kein Todesurteil mehr

dpa, Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 30.07.2016Lesedauer: 4 Min.
Graphische Darstellung von HI-Viren umgeben von roten Blutzellen.Vergrößern des Bildes
Graphische Darstellung von HI-Viren umgeben von roten Blutzellen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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"Lindenstraßen"-Star Georg Uecker bekennt sich offen zu seiner HIV-Infektion: Seit vermutlich über 30 Jahren sei er HIV-positiv, erzählt der Schauspieler, der in der ARD-Serie den schwulen Arzt Carsten Flöter spielt. Galt das HI-Virus früher noch als Todesurteil, können die Betroffenen heute ein fast normales Leben führen.

Seit es geeignete Medikamente gegen das HI-Virus gibt, hat sich der Krankheitsverlauf der Infektion stark verändert. Angst vor dem Tod muss heute kaum ein Betroffener mehr haben: HIV ist heute zu einer gut behandelbaren chronischen Erkrankung geworden", sagt Annette Haberl vom Vorstand der Deutschen Aids-Gesellschaft.

Fast normale Lebenserwartung

"Bei frühzeitiger Diagnose und rechtzeitigem Therapiebeginn haben Menschen mit HIV heute eine annähernd normale Lebenserwartung", sagte Haberl.

Viren bleiben immer im Körper

Möglich ist das, weil Medikamente die Vermehrung der Viren im Körper hemmen. Mittlerweile sind über 30 Mittel für HIV-Therapien verfügbar. Zum Teil können diese die Anzahl der Viren im Körper sogar unter die Nachweisgrenze senken. Besiegen können die Medikamente die Viren jedoch nicht. Einmal im Körper, bleiben sie dort für den Rest des Lebens.

Schnelle Therapie nötig

Eine möglichst schnelle Eindämmung der HI-Viren ist für den Verlauf der Infektion von großer Wichtigkeit. Bleibt sie unbehandelt, verliert das Immunsystem irgendwann den Kampf gegen die Erreger.

Ist das Abwehrsystem des Körpers außer Kraft gesetzt, drohen schwere Organschäden und Erkrankungen, darunter Lungenentzündungen und Krebs. Auch das Nervensystem sowie das Gehirn können durch das HI-Virus Schaden nehmen. Dann sprechen Mediziner von AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome).

HIV-Infektion: Erste Symptome oft mit einer Grippe verwechselt

Doch viele HIV-Positive merken zu Beginn nicht, dass sie sich infiziert haben, da sie die Warnsignale ihres Körpers oftmals mit einer Grippe oder Magen-Darm-Verstimmung verwechseln – zumal diese nach ein bis zwei Wochen wieder verschwinden, wie die Deutsche AIDS-Hilfe warnt. Erschöpfung, Fieber, Nachtschweiß und Durchfall gehören ebenso zu den möglichen Symptomen wie Lymphknotenschwellungen und Hautausschläge.

Ansteckungsgefahr in den ersten Wochen besonders groß

Werden die Warnzeichen falsch gedeutet, ist das nicht nur für den Betroffenen riskant. Da sich die Viren in den ersten zwei bis vier Wochen nach der Ansteckung besonders rasch vermehren, sind sie in dieser Zeit in sehr hoher Anzahl in Blut, Sperma, in der Scheidenflüssigkeit und auf der Darmschleimhaut zu finden. Die Gefahr, dass sich vor allem Sexualpartner, anstecken, ist jetzt groß. Am häufigsten wird das Virus über ungeschützten Geschlechtsverkehr weitergegeben. Doch auch die gemeinsame Benutzung von Spritzen beim Konsum von Drogen trägt den Erreger weiter.

HIV-Medikamente haben oft starke Nebenwirkungen

Trotz der guten Behandlungsmöglichkeiten ist die HIV-Infektion für die Betroffenen eine starke Belastung, denn die Medikamente kommen nicht ohne Nebenwirkungen aus. Zu Beginn der Therapie sind es meist Übelkeit, Durchfall, Schwindel und Schlafstörungen, die mit der Behandlung einhergehen. Zu den möglichen Langzeitnebenwirkungen zählen Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder hohe Blutfettwerte. Auch Knochen und Nieren können mit den Jahren Schaden nehmen. Häufig nimmt zudem die Leistungsfähigkeit stark ab, manche Betroffene können dann nicht mehr arbeiten.

Sage ich es meinem Umfeld oder nicht?

Hinzu kommt die psychologische Komponente. Die Betroffenen müssen sich die Frage stellen, ob sie ihrem Umfeld erzählen möchten, dass sie HIV-positiv sind. Die Angst, dass nahestehende Menschen, aber auch Kollegen mit Ablehnung und Rückzug reagieren, ist groß.

Dabei ist die Angst vor einer Ansteckung völlig unbegründet, wie die Deutsche AIDS-Hilfe mitteilt: Es bestehe im Arbeitsalltag mit "an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" keine Gefahr, Kollegen oder Kunden mit HIV zu infizieren. Eine Infektion drohe nur dann, wenn Körperflüssigkeiten des Betroffenen mit Wunden oder Schleimhäuten in Berührung kämen. Zu diesen Körperflüssigkeiten gehören Blut, Sperma, Scheidenflüssigkeit und der Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut.

Beim Küssen keine Ansteckungsgefahr

Keine Gefahr bestehe hingegen beim Küssen, Umarmen, Händedruck, Anhusten und beim Benutzen desselben Essgeschirrs, beruhigt die AIDS-Hilfe. Auch die gemeinsame Benutzung von Toiletten, Schwimmbädern, Saunen sowie das Teilen von Handtüchern und Bettwäsche stelle keine Gefahr dar.

"Truvada": Neues Medikament könnte HIV vorbeugen

Geschützter Geschlechtsverkehr gehört somit zu den wichtigsten Maßnahmen, um einer Ansteckung vorzubeugen. Diskutiert wird aktuell die Zulassung eines neuen Medikaments: Die europäische Arzneimittelbehörde Ema hat die Zulassung des Medikaments "Truvada" zur HIV-Prophylaxe empfohlen. Durch die tägliche Einnahme könnten Menschen das Risiko einer HIV-Infektion senken, erklärte die in London ansässige Behörde am Freitag. Die EU-Kommission muss der Zulassung formell noch zustimmen.

Truvada ist in den USA bereits zugelassen

Das Medikament kommt Experten zufolge vor allem für Menschen mit hohem Infektionsrisiko in Frage. Die Behörde betont jedoch, dass das Medikament Kondome nicht ersetze, da diese auch vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten schützten. "Truvada" ist in den USA bereits seit 2012 zugelassen. In Südafrika wird das Medikament seit diesem Jahr an Prostituierte abgegeben. Experten zufolge könnte das Mittel in Deutschland monatlich rund 800 Euro pro Patient kosten. Ob Krankenkassen das zumindest für Angehörige von Risikogruppen bezahlen würden, ist noch ungewiss.

Deutsche AIDS-Hilfe setzt sich für eine rasche Zulassung ein

Die Deutsche Aids-Hilfe begrüßt die Zulassungsempfehlung und fordert eine rasche Einführung in Deutschland. "Es ist jetzt an der Zeit, mit allen Beteiligten Möglichkeiten auszuloten, wie sie finanziert werden kann", sagte Geschäftsführerin Silke Klumb. "Wir haben die Möglichkeit, Leben zu retten und Infektionen zu verhindern - dafür müssen wir alles tun, was möglich ist." Gleichzeitig forderte Klumb den Hersteller Gilead auf, den Preis zu senken, um eine breitere Verwendung zu ermöglichen. Laut der Aids-Hilfe käme das Medikament vor allem für schwule Männer mit einem hohen Infektionsrisiko infrage.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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