Ausmaß schlimmer als gedacht? Bis zu 40.000 Tote durch Krankenhauskeime
In deutschen Krankenhäusern sterben Medienberichten zufolge mehr Menschen an Infektionen durch multiresistente Erreger als bisher bekannt. Das berichteten die "Zeit", die Funke-Mediengruppe und das Recherchebüro "Correctiv". Statt bisher angenommenen 7500 bis 15.000 könnten jährlich 40.000 Menschen an Krankenhauskeimen sterben.
Dieser Aussage legen die Medien eine erstmalige Auswertung von Abrechnungsdaten aller deutschen Krankenhäuser zugrunde. Dem Ergebnis zufolge wird das Problem bislang gesellschaftlich unterschätzt.
Experten seien sich sicher, dass die Zahl der Infektionstoten deutlich höher liege als vom Bundesgesundheitsministerium angegeben. Statt der 7500 bis 15.000 Toten pro Jahr gebe es "mindestens eine Million Infektionen und mehr als 30.000 bis 40.000 Todesfälle, wahrscheinlich weit mehr", zitieren die Medien den Vizepräsidenten der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, Walter Popp. Ursache ist in all den Fällen eine Infektion mit einem der drei häufigsten Krankenhauskeime MRSA, ESBL oder dem Darmkeim VRE.
Gesundheitsministerium dementiert
Die Sprecherin des Gesundheitsministeriums, Katja Angeli, wies die Zahlen als falsch zurück. "Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene geht hier von einer falschen Annahme aus, da sie Tote, die einen resistenten Erreger in sich tragen, gleichsetzt mit Todesfällen durch einen resistenten Erreger." Zutreffend seien die offiziellen Schätzungen, nach denen in Deutschland pro Jahr 10.000 bis 15.000 Patienten infolge von Krankenhausinfektionen sterben. Offen bleibt an dieser Stelle die Frage, warum es für die Bedrohung durch Krankenhauskeime und die damit verbundenen Todesfälle keine gesicherten Zahlen gibt.
Keiminfektion schwächt kranken Menschen zusätzlich
Schwer festzulegen dürfte auch sein, ob die Ausgangserkrankung des Patienten oder die zusätzliche Infektion mit einem multiresistenten Keim letztlich zum Tod geführt hat. Meist handelt es sich um ein Zusammenspiel von beidem.
Einer Schätzung zufolge trägt mittlerweile sogar jeder Dritte den durch Körperkontakt übertragbaren MRSA-Keim auf der Haut oder in der Nase, wie die "Zeit" berichtet. Bedrohlich wird dies erst, wenn Menschen im Krankenhaus operiert werden und die Keime so in den Körper gelangen. Dann führt die Infektion zu Krankheiten, die schwer zu behandeln sind und bei denen Antibiotika in der Regel nicht helfen. Zu ihnen zählen offene Wunden, Lungenentzündungen, Magen-Darm-Infektionen oder Blutvergiftungen. Für schon geschwächte Patienten werden diese Leiden dann oftmals zum Verhängnis und enden tödlich.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.