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"Lustseuche" Syphilis breitet sich in Deutschland aus


Syphilis
Die Lustseuche breitet sich in Deutschland aus

Von dpa
Aktualisiert am 12.12.2013Lesedauer: 2 Min.
Syphilis: Die Erreger der Syphilis breiten sich rasant aus.Vergrößern des Bildes
Die Erreger der Syphilis breiten sich rasant aus. (Quelle: PD Dr. Annette Moter/Charite-Universitätsmedizin Berlin/dpa-bilder)

Die Seuche war fast totgeglaubt, doch nun kehrt sie unaufhaltsam zurück: Die Syphilis breitet sich in Deutschland aus. 2012 zählte das Robert Koch-Institut (RKI) bundesweit 4.410 Syphilis-Fälle - zwei Jahre zuvor waren es noch 3.027 gewesen. Vier von fünf Betroffenen sind homosexuelle Männer, aber auch bei Hetero-Männern und Frauen ist die Tendenz steigend. Experten erklären, woran das liegt und wie Sie sich vor der "Lustseuche" schützen können.

Vermehrt Syphilis-Fälle in Kleinstädten

"Die stärksten Anstiege haben wir in den Großstädten, aber eben nicht nur dort", sagt die Expertin des Robert Koch-Instituts (RKI) Viviane Bremer. Denn: Ebenso wie der Aidserreger HIV werden Syphilis und andere Geschlechtskrankheiten zunehmend auch in kleineren Städten und ländlichen Gebieten zum Thema - das Internet ermöglicht schnelle Partnersuche auch außerhalb großstädtischer Szenen. "Im Web finden auch diejenigen leichter Sexualpartner, die in einer Kleinstadt oder nicht offen schwul leben."

Männer am stärksten betroffen

93 Prozent der Neuerkrankten sind Männer. "Anders als bei HIV sind bei Syphilis die etwas Älteren, die 30- bis 39-Jährigen, am stärksten betroffen", sagt Armin Schafberger von der Deutschen Aidshilfe. Betrachte man sämtliche Erkrankungen, gebe es durchaus auch einen nicht geringen Anteil Männer, die schon zum zweiten oder dritten Mal die Diagnose Syphilis erhielten. "Viele von ihnen haben auch HIV - und nehmen Syphilis mit in Kauf", sagt Schafberger.

"Kondommüdigkeit" befeuert Neuansteckungen

Auch Bremer glaubt: "Es gibt eine gewisse Kondommüdigkeit." Zudem könne Syphilis auch durch Oralsex übertragen werden - und nicht jeder nutze dabei ein Kondom. Doch dies kann fatal sein: Denn Syphilis-Bakterien schädigen die Schleimhaut, so dass HI-Viren leichter eindringen können. Gleichzeitig sind die Geschwüre und Hautläsionen, die eine Syphilis hervorruft, hoch ansteckend - und das nicht nur bei Sexualkontakten.

Syphilis wird oft erst spät bemerkt

Die Immunreaktion, die eine Syphilis auslöst, kann bei einem HIV-Träger zugleich auch die Vermehrung der Aidserreger ankurbeln. "Deshalb ist es wichtig, dass Syphilis-Infektionen frühzeitig erkannt und behandelt werden", betont Bremer. Denn die Krankheit ist heute leicht mit Antibiotika zu behandeln. Doch viele Betroffene wissen gar nicht, dass sie sich angesteckt haben. Und nicht überall sind Tests unkompliziert und kostenfrei möglich. Zwar kann man Syphilis ebenso wie HIV durch einen Bluttest nachweisen, aber das Angebot reicht in einigen Städten und Regionen nicht aus, weil Geld fehlt.

Mehr Aufklärungsarbeit gefordert

Auch die Deutsche Gesellschaft für sexuell übertragbare Krankheiten (DSTIG) sieht ein Comeback der Geschlechtskrankheiten. Hier dürfe man keine Scheindebatte über Prostitution führen, etwa über strengere Einschränkungen für Sexarbeiterinnen, betonte DSTIG-Präsident Prof. Norbert Brockmeyer jüngst auf einer Fachtagung. Stattdessen gelte: "Wir müssen das Risikoverhalten betrachten." Erhöhte Ansteckungsraten gebe es vor allem bei jungen Erwachsenen in der sexuellen Findungsphase. "Hier müssen wir in Deutschland viel mehr Aufklärungsarbeit leisten."

Neuinfektionen mit Geschlechtskrankheiten in ganz Europa angestiegen

Auch andere Geschlechtskrankheiten sind auf dem Vormarsch. Die Deutsche Gesellschaft für sexuell übertragbare Krankheiten geht von 80.000 Neuinfektionen mit humanen Papillomviren pro Jahr aus. Diese können Gebärmutterkrebs auslösen. Hinzu kommen rund 100.000 bakterielle Infektionen durch Chlamydien, die bei Frauen und Männern zu Unfruchtbarkeit führen können.

Kondome und Frühtests schützen vor Ausbreitung

"Kondome sind nach wie vor die einfachste und kostengünstigste Möglichkeit der Prävention", sagt RKI-Expertin Bremer. Kombiniere man diese mit vermehrten Tests und früherer Behandlung, werde die Zahl der Syphilis-Fälle wahrscheinlich wieder sinken.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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