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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Stress-Studie So gestresst ist Deutschland
Zunehmender Stress macht den Deutschen zu schaffen: Besonders belastet sind Menschen zwischen 36 und 45 Jahren. 80 Prozent dieser Generation fühlen sich unter Druck. Kinder, Haushalt, Karriere, aber auch die eigenen Eltern, die immer mehr Hilfe brauchen - für viele Deutsche nur schwer zu managen. Bei 53 Prozent der Erwachsenen ist das Leben nach eigenem Empfinden in den letzten Jahren stressiger geworden. Das ist das Ergebnis der Studie "Bleib locker, Deutschland!" der Techniker Krankenkasse (TK). Für sie hat das Institut Forsa 1.000 Menschen ab 18 Jahren befragt.
Jeder zweite Deutsche fühlt sich gestresst
"Ich bin gestresst" - das gaben 70 Prozent der Teilnehmer an und jeder Dritte fühlt sich ausgebrannt. Die Auslöser sind vielfältig: Auf Platz eins steht der Job. Zwei Drittel der Berufstätigen nennen ihn als Stressfaktor. Dabei hat jeder Sechste Angst, ihn zu verlieren. An zweiter Stelle stehen die hohen Ansprüche, die viele an sich selbst stellen und die den Stresspegel ebenfalls in die Höhe treiben. Das bestätigt auch Dr. Jens Baas, Vorsitzender des TK-Vorstands: "Nicht immer sind äußere Umstände die Ursache für die Anspannung, oft ist es auch eine Frage der inneren Einstellung." Private Konflikte belegen den dritten Platz der Stressfaktoren.
Jeder dritte Berufstätige fühlt sich ausgebrannt
Als alarmierend bezeichnet Baas allerdings die Tatsache, dass sich bereits 40 Prozent der Berufstätigen abgearbeitet fühlen, jeder dritte sogar ausgebrannt. "Ein stressfreier Arbeitsplatz ist eine Utopie", sagt Baas. Entscheidend sei, dass man über genügend Ressourcen verfügt, die man dem Stress entgegensetzen kann. Die Studie zeigt aber auch, dass der Beruf allein selten den Stresspegel erhöht.
Fehlende Anerkennung belastet
Kritisch wird es, wenn soziale Belastungsfaktoren hinzukommen wie mangelnde - auch finanzielle - Anerkennung, zu wenig Handlungsspielraum, Konflikte mit Kollegen oder dem Chef. Oder wenn aufgrund von privatem Stress der Ausgleich neben der Arbeit fehlt - was besonders oft berufstätige Eltern betrifft. "Es ist die Work-Life-Balance, die insgesamt stimmen muss", sagt Baas. Stehe einem fordernden oder auch monotonen Job ein entsprechender Ausgleich in der Freizeit gegenüber, könne das vieles kompensieren.
Zu wenig Zeit für das Privatleben
"Umso gefährlicher ist der Teufelskreis, in den viele Menschen mit einem hohen Stresslevel geraten", sagt der TK-Chef. Nur wenige von ihnen haben Spaß an ihrer Arbeit. Jeder Zweite gibt sogar an, dass er aufgrund des Jobs zu wenig Zeit für die Familie hat. Auch für ein abwechslungsreiches Privatleben, aus dem sie neu Energie ziehen könnten, haben die Befragten kaum Zeit.
Vier von zehn sind ständig erreichbar
Ein weiteres Problem ist, dass viele kaum noch zwischen Beruf und Privatem trennen können. "Vier von zehn Berufstätigen geben an, dass sie ständig erreichbar sind", sagt Forsa-Geschäftsführer Manfred Güllner. Mehr als jedem dritten gelinge es nicht, nach Feierabend und am Wochenende richtig abzuschalten. Doch wer immer im Bereitschaftsmodus ist, fühlt sich auf Dauer ausgebrannt.
"Die Studie zeigt: Je höher der Stresslevel, desto mehr Beschwerden haben die Menschen", so der Forsa-Chef. Doch eine Lösung scheint nicht in Sicht: "Augen zu und durch", das ist das Motto von 64 Prozent der Frauen und 54 Prozent der Männer. Sie wollen durchhalten, auch wenn der Stress sie belastet.
Menschen in Baden-Württemberg am meisten angespannt
Die TK-Studie zeigt deutliche Unterschiede zwischen dem Norden und dem Süden Deutschlands. So gaben in Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Niedersachsen 50 von 100 Befragten an, in ihrem Alltag unter Druck zu stehen. In Nordrhein-Westfalen waren es 51 von 100 Personen. In Baden-Württemberg sind die Menschen am meisten angespannt: 63 von 100 Menschen fühlen sich dort gestresst. Ähnlich ist der Stresspegel in Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen und im Saarland. Dort gaben 62 der 100 Befragten an, unter Stress zu leiden. Der Osten bildet das Mittelfeld. Dabei geht es auf dem Land wesentlich entspannter zu als in den Großstädten.
Höheres Einkommen - mehr Stress
Mit dem Bildungsgrad steigt auch das Stresslevel. Unter den Befragten mit einem Hauptschulabschluss fühlen sich 53 Prozent in ihrem Alltag entspannt. Bei einem mittleren Abschluss empfinden bereits 63 Prozent Stress im Alltag. Bei den Abiturienten und Akademikern sind es 66 Prozent. Und auch Menschen mit höherem Gehalt beklagten sich häufiger: Wer mehr als 3.000 Euro monatlich als Nettohaushaltseinkommen zur Verfügung hat, ist gestresster als diejenigen mit weniger.
Arbeit stresst: 70 Prozent der Erwerbstätigen geben an, manchmal oder häufig unter Stress zu stehen. Bei den Nicht-Erwerbstätigen sind es 44 Prozent. Am häufigsten unter Dauerdruck stehen die Selbstständigen. Nach Angaben der Studie ist jeder dritte von ihnen ständig unter Strom. Auch Angestellte und ihre Chefs stehen unter Druck. In beiden Gruppen leiden acht von zehn Befragten unter Stress.
Psychische Erkrankungen nehmen zu
Unter den Stresssymptome leiden besonders Frauen: 73 Prozent haben mit Rückenschmerzen zu kämpfen, 65 Prozent fühlen sich erschöpft, 52 Prozent haben Schlafprobleme. Im Vergleich: Bei den Männern leiden 51 Prozent der Befragten unter Rückenschmerzen und Muskelverspannungen, 24 Prozent unter Schlafstörungen und zehn Prozent unter Erschöpfungszuständen.
Der TK-Gesundheitsreport belegt auch, dass die psychisch bedingten Fehlzeiten seit 2006 um mehr als 75 Prozent zugenommen haben. Auch die Anzahl stationärer Behandlungen aufgrund psychischer Erkrankungen ist innerhalb der letzten fünf Jahre um 25 Prozent angestiegen. Dabei sind Frauen öfter in Behandlung als Männer. Besonders häufig nehmen TK-Versicherte psychotherapeutische Leistungen in den Bundesländern Bremen, Berlin und Hamburg an.
Spazierengehen entspannt
Doch was machen die Deutschen, wenn sie sich entspannen möchten? Bei Männern steht der Sport an erster Stelle, Frauen gehen gerne Spazieren oder zum Yoga. Auch schauen Frauen häufig fern, Männer gehen ins Internet. Jeder zweite Befragte nutzt Sport zum Stressabbau. Und: Vier von zehn Männer greifen bei Stress zu Wein und Bier, bei Frauen sind es ebenso viele.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.