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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gefährliches Übergewicht Hohe Cholesterinwerte durch Bauchfett: Das können Sie tun
Zu viel Bauchfett begünstigt zahlreiche Krankheiten – und kann auch Ihre Cholesterinwerte verschlechtern. Ab wann es riskant wird und was hilft.
Eine kleine Fettschicht ist auch am Bauch nicht gleich schädlich. Denn Körperfett erfüllt wichtige Funktionen: Es schützt vor Kälte und die Organe vor Stößen. Zudem ist es eine wichtige Energiereserve.
Haben Sie jedoch zu viel Fett angesetzt, leiden also unter Übergewicht, ist das schädlich für die Gesundheit. Insbesondere das Fett in der Bauchregion gilt als schädlich, denn es verhält sich anders als das Fett an der Hüfte oder den Oberschenkeln. So erhöht es nicht nur das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern kann auch den Stoffwechsel stören und so etwa zu Diabetes und erhöhten Cholesterinwerten führen.
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Warum Bauchfett gefährlich ist
Kritisch wird vor allem das viszerale Fett, also das Bauchfett, angesehen. Der Grund: Bauchfett ist im Gegensatz zu dem Fett im Bereich der Hüfte, des Pos und der Oberschenkel sehr stoffwechselaktiv. Das heißt, das Fettgewebe um die Organe produziert Hormone und Entzündungsstoffe. Und je mehr Bauchfett da ist, desto mehr dieser Boten- und Entzündungsstoffe werden gebildet.
Auf diese Weise führt übermäßiges Bauchfett mit der Zeit zu einer chronischen Entzündung, die sich nicht nur auf das Fettgewebe beschränkt. So führen die Entzündungsstoffe etwa auch dazu, dass die Blutgerinnung gestört wird und Zellen weniger empfindlich auf das Hormon Insulin reagieren.
Bauchfett führt zu Fettstoffwechselstörungen
Ein hohes Maß an Bauchfett steht zudem im Zusammenhang mit höheren Cholesterinwerten. Denn der Einfluss des viszeralen Fetts auf den Cholesterinstoffwechsel ist gleich doppelt ungünstig.
Zum einen führen die Entzündungsstoffe dazu, dass Zellen weniger empfindlich auf das Hormon Insulin reagieren. Insulin ist aber ein wichtiges Hormon im Fettstoffwechsel. Daher kann diese sogenannte Insulinresistenz dazu führen, dass das "gute Cholesterin" (HDL) sinkt, während das "schlechte Cholesterin" (LDL) und/oder die Triglyceride im Blut zunehmen. Diese Störung des Fettstoffwechsels tritt auch infolge eines Diabetes auf und heißt daher auch diabetische Dyslipidämie.
Das zweite Problem: Bauchfett schüttet neben Entzündungsstoffen und Hormonen auch sogenannte freie Fettsäuren aus. Diese Bestandteile von Fetten sind besonders reaktionsfreudig und können an andere Körperbestandteile binden und mit ihnen reagieren. Über die Blutbahn gelangen diese Fettsäuren auch in die Leber. Dort beeinflussen sie vermutlich ebenfalls die Produktion von Blutfetten – und führen so zu höheren Konzentrationen der schlechten Blutfette.
Cholesterin – diese Werte sind normal
Ob die Cholesterinwerte im Normbereich sind, lässt sich über eine Blutuntersuchung feststellen. Wer besonders viel des schädlichen LDL-Cholesterins hat, läuft Gefahr, an Arteriosklerose und einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu leiden. Als allgemeiner Richtwert gilt laut den Fachgesellschaften für den gesunden Menschen ein LDL-Cholesterin-Grenzwert von 115 mg/dl.
Bauchfett begünstigt folgende Krankheiten:
Die zirkulierenden Entzündungsstoffe, Hormone und Fettsäuren aus dem Bauchfett führen insgesamt dazu, dass das Risiko steigt, folgende Erkrankungen zu entwickeln:
- Thrombose
- Bluthochdruck
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
- Arteriosklerose
- Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes
- Fettstoffwechselstörungen
- Nichtalkoholische Fettleber
- Alzheimer
- Krebs
Wie Sie Ihr Bauchfett messen können
Doch kann ein Laie erkennen, ob es sich bei dem eigenen Fett am Bauch um das riskante viszerale Bauchfett oder um das harmlosere Unterhautfett handelt? Allgemein gilt: Ein Bauchumfang von über 88 Zentimetern bei Frauen beziehungsweise 102 Zentimetern bei Männern ist ein Anzeichen für zu viel Bauchfett. Wie Sie Ihren Bauchumfang richtig messen, erfahren Sie hier.
Der Bauchumfang berücksichtigt allerdings weder das Alter noch den Körperbau. Mit der Waist-to-Height-Ratio (englisch für Taille-zu-Größe-Verhältnis) versuchen Fachleute, das Alter und die Größe einer Person in die Bewertung einzubeziehen. Hier können Sie Ihre Waist-to-Height-Ratio berechnen. Wirklich genau kann man das viszerale Fett vom harmlosen Unterhautfett aber nur mit aufwendigen Untersuchungen unterscheiden, etwa mithilfe eines Computertomografen.
Wenn Sie sich nun fragen, ob Ihr Bauchfett Ihrer Gesundheit zu schaffen macht, sollten Sie zu einem Arzt gehen und neben dem Blutdruck, den Blutzucker und die Blutfettwerte messen lassen. Das ist der beste Weg, um das eigene Gesundheitsrisiko festzustellen.
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Männer haben mehr Bauchfett als Frauen
Ob Sie eher Bauch- oder Unterhautfett bilden, hängt stark von Ihrem biologischen Geschlecht und Ihrer Genetik ab. Männer neigen eher zu Bauchfett, während Frauen das Fettgewebe vermehrt unter der Haut anlegen. Daher haben Männer häufiger einen "Bierbauch" während Frauen ihr Körperfett eher im Bereich der Hüfte, des Pos und der Oberschenkel anlegen. Dennoch gibt es rund 15 Prozent der Frauen, die genetisch bedingt ebenfalls verstärkt Bauchfett bilden.
Info: Bierbauch
Die Bezeichnung Bierbauch ist eigentlich irreführend. Die Fettansammlung am Bauch kommt nämlich nicht nur vom Bierkonsum. Eine ungesunde Ernährung insgesamt und zu wenig Bewegung sind ausschlaggebend. Nichtsdestotrotz kann übermäßiger Alkoholkonsum – und dazu zählt auch Bier – zu Übergewicht und Bauchfett führen. Denn Alkohol liefert viele versteckte Kalorien.
Bauchfett loswerden: Tipps zum Abnehmen
Ungesundes Bauchfett zu reduzieren, ist also eine gute Idee. Allerdings sind kurzzeitige Diäten mit großer Vorsicht zu genießen. Diese führen meist dazu, dass Sie nur Wasser verlieren, kein Fett. Und auch das Risiko des Jo-Jo-Effekts besteht. Am besten ist, wenn Sie Ihren Lebensstil langfristig verändern.
Verabschieden müssen Sie sich auch davon, dass sie gezielt nur am Bauch abnehmen können. Denn das ist schlichtweg nicht möglich. Wen allerdings nicht stört, neben dem Bauchfett insgesamt etwas an Gewicht zu verlieren, hat gute Chancen. Das klappt, wenn Sie auf eine entscheidende Faustregel achten: Verbrauchen Sie mehr Kalorien, als Sie dem Körper zuführen. Wie viele Kalorien Sie täglich benötigen, erfahren Sie hier.
Info
Studien haben gezeigt, dass mit jedem Kilo, das wir verlieren, auch der Taillenumfang um etwa einen Zentimeter schrumpft. Mit einer Kalorienreduktion lassen sich also gute Erfolge erzielen und das gefährliche Bauchfett loswerden.
Dabei spielt es keine große Rolle, ob die Kalorien in Form von Zucker, Fett oder Eiweiß in den Körper gelangt sind. Alles, was zu viel ist, wird in den Fettzellen gespeichert. Es gibt allerdings ein paar Tipps, die Ihnen beim Abnehmen helfen können:
- Ernähren Sie sich eiweiß- und ballaststoffreich: Diese Nährstoffe sättigen länger, treiben den Blutzuckerspiegel nicht so schnell in die Höhe und helfen damit dabei, Kalorien über den Tag einzusparen. Bevorzugen Sie daher Vollkornprodukte vor einfachen Kohlenhydraten.
- Übertreiben Sie es nicht mit dem Kaloriensparen: Ein moderates Defizit von etwa 500 Kilokalorien pro Tag ist realistisch. Damit ist sichergestellt, dass Stoffwechsel, Muskulatur und Immunsystem weiterhin funktionieren und Sie dennoch abnehmen.
- Essen Sie viel Gemüse: Dieses hat ein großes Volumen und sättigt damit sehr schnell, so können Sie Heißhungerattacken entgegenwirken.
- Verzichten Sie auf Fertiggerichte und Fast Food: Lebensmitteln wie Weißmehlprodukte, Süßigkeiten, Chips und Co. sättigen nicht sehr lange, enthalten aber meist viel Zucker, Fett, Salz und Kalorien.
- Meiden Sie Alkohol und gesüßte Getränke: Sie liefern viele versteckte Kalorien und Alkohol ist insgesamt nicht gut für Ihre Gesundheit.
- Bewegen Sie sich jeden Tag: Bewegung und Sport kann Ihnen dabei helfen, zusätzliche Kalorien zu verbrennen. Ob Sie eher Ausdauer- oder Krafttraining bevorzugen, ist nicht entscheidend. Und auch Treppensteigen, Tanzen, Gartenarbeit oder ein Spaziergang zählen zu Bewegung. Spezielle Bauchübungen brauchen Sie aber nicht.
- Vermeiden Sie Stress: Stresshormone führen ebenfalls dazu, dass Bauchfett eingelagert wird.
- Achten Sie auf ausreichend Schlaf: Wer zu wenig Schlaf hat, hat mehr Appetit und neigt eher zu Übergewicht. Das bestätigen Studien.
Ratsam ist daher eine Kombination aus gesunder, ausgewogener Ernährung und Sport. Denn wer Muskeln aufbaut und den Stoffwechsel anregt, verbrennt auch im Ruhezustand mehr Kalorien. Zudem stärkt Bewegung das Herz-Kreislauf-System, hält uns metabolisch fit und hilft, Abnehmerfolge besser zu halten.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- gesundheitsinformation.de: "Erhöhte Cholesterinwerte". (Stand: September 2021)
- pschyrembel.de: "Viszeralfett". (Stand: Juli 2019)
- my.clevelandclinic.org: "Visceral Fatt". (Stand: Dezember 2020; englisch)
- bzfe.de: "Bauchumfang entscheidend für das gesundheitliche Risiko". (Stand: Juli 2019)
- health.harvard.edu: "Abdominal fat and what to do about it". (Stand: Juni 2019; englisch)
- heart.org: "Cholesterol and Diabetes". (Stand: Mai 2021; englisch)
- msdmanuals.com: "Dyslipidämie". (Stand: August 2021)