31 Jahre nach der Katastrophe Urlaub in der Sperrzone: In Tschernobyl eröffnet ein Hostel
Die Ukraine hat in der nach dem Atomunfall 1986 geräumten Stadt Tschernobyl ein Hostel für Touristen eröffnet. Erste Gäste aus den USA, Neuseeland und Dänemark haben bereits in den Ein- bis Dreibettzimmern übernachtet, sagte Hostelverwalterin Swetlana Grischtschenko der Deutschen Presse-Agentur.
"Bisher haben wir 50 Plätze, aber wir planen eine Erweiterung auf 102." Für umgerechnet knapp sieben Euro pro Tag sind Dusche, Fernsehen und Internet inklusive. Für die Verpflegung gibt es in der verlassenen Stadt eine Kantine und ein Geschäft. Touristen benötigen jedoch eine Erlaubnis für den Besuch der 30-Kilometer-Zone um das havarierte Atomkraftwerk.
Im April 1986 explodierte bei einem Experiment Kraftwerksblock vier des Kernkraftwerks in der ehemaligen Sowjetrepublik. Große Gebiete in der heutigen Ukraine, Weißrusslands und Russlands wurden radioaktiv verseucht. Zehntausende Menschen mussten die Region verlassen. Es gilt als die verheerendste Nuklearkatastrophe der Geschichte. Das radioaktive Material trieb tausende Kilometer weit bis nach Westeuropa.
Seit vergangenem Herbst schirmt eine mit internationaler Hilfe in Milliardenhöhe errichtete Stahlhülle die Überreste des Reaktors ab. Dort lagern noch heute über 200 Tonnen Uran. Der darunter liegende Betonsarkophag war brüchig geworden und drohte einzustürzen. Kiew arbeitet an einer wirtschaftlichen Nutzung des Gebiets. Im Juni soll ein erstes Solarkraftwerk in Betrieb gehen.
Radioaktiver Urlaub
Es gibt bereits seit längerem auch ein kleines Hotel in Tschernobyl, aber das war bisher vor allem Wissenschaftlern, Arbeitern und anderen Delegationen vorbehalten. Der Besuch im neuen Hostel benötigt im Vorfeld genaue Angaben der Gäste, die erst dann in geführten Touren das Sperrgebiet besichtigen dürfen, gerade wegen der Strahlenbelastung.
Die Gebühr für eine Führung kostet umgerechnet rund 17 Euro pro Person, für Gruppen 68 Euro. Mehr Informationen erhalten Sie auf der Internetseite der staatlichen Sperrzonenverwaltung der Ukraine.