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Die Eléctricos von Lissabon: Die wohl schönsten Straßenbahnen


Europa
Die wohl schönste Straßenbahn Europas

srt, Fabian von Poser

Aktualisiert am 19.04.2013Lesedauer: 5 Min.
Die Trambahn "Eléctrico" an der Praça do Comércio.Vergrößern des BildesDie Trambahn "Eléctrico" an der Praça do Comércio. (Quelle: Fabian v. Poser/SRT-bilder)
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Straßenbahnen gibt es in Europa viele, doch keine ist so schön wie die von Lissabon: Wie in einer Achterbahn geht es bergauf und -ab: Bis zu 13,5 Prozent schaffen die Eléctricos. Im Vorbeifahren können Passagiere sogar die Hauswände berühren. Sehen Sie Lissabons Wahrzeichen auch in unserer Foto-Show.

20 Sitz- und 38 Stehplätze

Paula Lourenço löst die Handbremse: ein Rad von der Größe einer überdimensionalen Pizza. Die Türen schließen sich. Pfft. Die Bahn knarzt, ächzt und quietscht. Dann setzt sich das 77 Jahre alte Gefährt in Gang. Viele Dutzend Leute drängen sich an diesem Samstag im Waggon. Offiziell gibt es 20 Sitzplätze und 38 Stehplätze. Das macht 58. Doch hier drin sind gefühlte 100 Menschen. Dicht gedrängt stehen sie beieinander und klammern sich an die Haltegriffe. An den Fenstern zieht der berühmte Friedhof von Prazeres vorbei. Im Takt der Kurven schaukeln die Passagiere mal nach links, mal nach rechts. Bis der Wagen am nächsten Halt zum Stehen kommt.

Steigungen bis 13,5 Prozent

Wegen ihres historischen Fuhrparks, der engen Gassen und Steigungen von bis zu 13,5 Prozent zählt die Lissaboner Tram zu den schönsten Straßenbahnen Europas. Die Ära der Eléctricos in der portugiesischen Hauptstadt begann 1901. Damals wurde die Bahn von Pferdeantrieb auf elektrischen Betrieb umgestellt. Auf 76 Kilometer wuchs das Netz in den 1930er- und 1940er-Jahren an. Wegen des Baus der Metro im Jahr 1959 und aufgrund des zunehmenden Verkehrsaufkommens wurden viele Gleise aber später stillgelegt. Heute misst das Streckennetz noch 25 Kilometer.

Vorbei an der Basílica da Estrela und dem Jardim da Estrela

Laura Lourenço steuert ihr beinahe acht Jahrzehnte altes Gefährt jetzt durch eine Haarnadelkurve. Der Fahrtwind weht durch die offenen Fenster in den Fond des Wagens. Die Tram schaukelt durch das Viertel Estrela. Draußen ziehen die Basílica da Estrela und der Jardim da Estrela vorbei, eine öffentliche Gartenanlage aus dem 19. Jahrhundert - sie leuchtet in frühlingshaftem Grün. Dann macht es wieder pfft. Wieder knarzt und ächzt und quietscht es. Die Tram hält erneut. Immer mehr Passagiere steigen zu, um von den Vororten ins Zentrum zu gelangen. In dem holzvertäfelten Wagen ist jetzt kaum noch Platz. Dicht an dicht drängen sich die Fahrgäste.

Ein Wahrzeichen Lissabons

Lourenço macht das nichts. Die 42-Jährige liebt ihre Arbeit, auch wenn es manchmal eng wird und sich an den Haltestellen lange Schlangen bilden. Doch ihre Arbeit ist nicht immer ein Vergnügen. Lourenço fährt die Tram der Linie 25. Immer wieder muss die 42-Jährige Hand anlegen: Dann steigt sie aus und stellt im tobenden Straßenverkehr der portugiesischen Hauptstadt mit einem langen Metallbügel eine Weiche um. "Doch die Leute mögen das. Das hat man in den modernen Zügen nicht." Überhaupt scheinen die Lissaboner ihre Tram zu mögen. "Sie ist zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden", sagt Lourenço.

Stadtrundfahrten in Wägen aus den Dreißigern

Fünf Linien der historischen Straßenbahn schaukeln heute noch im Linienverkehr durch Lissabon. Mitte der 1990er-Jahre ließ die städtische Trambahngesellschaft Carris 45 der zweiachsigen Triebwagen aus den Jahren 1935 bis 1940 restaurieren und technisch modernisieren. Neben den gelb-weißen Triebwagen gibt es noch ein Dutzend der rot-weißen Stadtrundfahrtwagen für Touristen. Sie stammen aus den 1930er-Jahren, sind im Inneren mit einem Audiosystem ausgestattet und verkehren auf der Strecke der Linie 28E.

Die ersten elektrischen Triebwagen stehen im Trambahnmuseum

Wer noch ältere Waggons bestaunen will, der besucht am besten das städtische Trambahnmuseum. Dort ausgestellt sind einige der allerersten elektrischen Triebwagen. "Die alten Züge sind unsere größten Schmuckstücke", sagt Nunu Martinho. Unter der Woche fährt der 37-Jährige die berühmte Trambahn 28. Samstags arbeitet er im Museum. Und auch er ist stolz auf seinen Job.

Dicht an den Hauswänden vorbei

Paula Lourenços Tram 25 fährt währenddessen steil bergab. Im Viertel Lapa gleicht die Fahrt einer Achterbahnfahrt. Unten ist der Tejo zu sehen. Links und rechts ziehen Stadtvillen, Botschaften und das Parlamentsgebäude Palácio de São Bento, der Sitz des Regierungschefs, vorbei. Mit den Händen kann man die Hauswände berühren. Bei Regen passiert es immer wieder, dass eine Bahn an einer der Steigungen hängen bleibt. Dann geht erst mal nichts mehr. Oder ein parkendes Auto versperrt in den engen Gassen den Weg. In so einem Fall ruft Lourenço gerne auch mal die Polizei.

Die Tram passiert das Touristenzentrum

Doch heute läuft alles nach Plan. Immer weiter steuert die 42-Jährige den Wagen bergab in die Baixa, in die Unterstadt am Ufer des Tejo. An vielen Häusern hier nagt der Zahn der Zeit - und die salzige Luft des nahen Atlantik. Schließlich macht die 25 eine Kurve und rollt auf der Praça do Comércio ein. Während der Nelkenrevolution 1974 nutzte die Opposition den Platz beim Sturz von Diktator Marcelo Caetano. Heute ist er so etwas wie das touristische Zentrum Lissabons.
Hat die Tram 25 die Praça do Comércio passiert, fährt sie noch ein paar hundert Meter geradeaus. Dann fauchen die Bremsen zum letzten Mal. Pfft. Die Türen gehen auf, die letzten Passagiere strömen heraus. Endstation.

Weitere Informationen:

Anreise: Mit Lufthansa (www.lufthansa.com) oder TAP Portugal (www.flytap.com) ab verschiedenen deutschen Städten in drei Stunden nach Lissabon. Die günstigsten Tickets kosten ab 99 Euro.
Trambahnfahren: Eine der schönsten Linien ist die Linie 28E durch die Altstadt. Die Fahrt mit den roten Wagen der touristischen Rundfahrt kostet 18 Euro für 1,5 Stunden. Günstiger sind die Fahrten mit den gelben Wagen des Liniendienstes der Linie 28E. Eine einfache Fahrt kostet hier nur 2,85 Euro. Das ist auch der Preis für Paula Lourenços Tram 25, die von Friedhof von Prazeres bis hinunter an den Tejo fährt.
Trambahnmuseum: Museu Carris, Rua 1o de Maio 101, Tel. 00351/213/613087, museu@carris.pt, http://museu.carris.pt. Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von zehn bis 18 Uhr, sonn- und feiertags geschlossen. Eintritt für Erwachsene drei Euro, Kinder sind frei.
Unterkunft: Zentral gelegen ist das "Fontana Park Hotel", Rua Eng. Vieira da Silva 2, Tel. 00351/210/410600, reservations@fontanapark-hotel.com, www.fontanapark-hotel.com. Wunderschön am Tejo-Ufer im Stadtteil Belém liegt das "Altis Belém Hotel & Spa", Doca do Bom Sucesso, Tel. 00351/210/400200, reservations@altisbelemhotel.com, www.altisbelemhotel.com.
Pauschalreisen: Lissabon findet sich in den Katalogen zahlreicher Veranstalter. One World - Reisen mit Sinnen (www.reisenmitsinnen.de) zum Beispiel hat eine achttägige Erlebnis-Städtereise inklusive Fahrt mit der historischen Straßenbahn ab 760 Euro pro Person im Programm. Bei Studiosus kostet die fünftägige Reise "Citylights Lissabon" bei Eigenanreise ab 745 Euro pro Person.
Weitere Auskünfte: Turismo de Lisboa, Visitors & Convention Bureau, Rua do Arsenal 23, 1100-038 Lissabon, Tel. 00351/210/312700, atl@visitlisboa.com, www.visitlisboa.com und www.visitportugal.com

(Erstmals veröffentlicht am 10.04.2013)

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