Teenagerschwangerschaft "Mama, ich kriege ein Kind": Schwanger und doch selbst noch ein Kind
Jeden Tag bringen rund 20.000 Mädchen unter 18 Jahren ein Kind zur Welt. Die Gründe für die jährlich 7,3 Millionen Teenager-Schwangerschaften sind vor allem mangelnde Aufklärung und Verhütungsmöglichkeit, fehlende Bildungschancen und sexuelle Gewalt. Zwei Millionen der Teenie-Mütter sind noch nicht einmal 15 Jahre alt. Auf dieses Problem, das besonders in Entwicklungsländern besteht, machte die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung aufmerksam.
Auch in Deutschland liegt bei etwa neun von 1000 Geburten das Alter der Mütter zwischen 15 und 19. Im internationalen Vergleich hält sich diese Zahl in Grenzen. Deutlich weniger sind es aber beispielsweise in der Schweiz (4), den Niederlanden (5), Dänemark (6) oder Schweden (6). Weitaus bedenklicher sind die Statistiken jedoch in Ländern wie Rumänien (41), USA (39) oder Großbritannien (25).
Eltern dürfen schwangere Teenager nicht vor die Tür setzen
Auch hierzulande erhalten nicht alle Jugendlichen, die in diese Situation geraten, Unterstützung von ihren Angehörigen. Die Partnerschaften - in diesem Alter generell eher kurzlebig - überstehen eine Schwangerschaft oft nicht. Die Eltern sind entsetzt und ihre erste Reaktion ist manchmal verletzend, häufig aus der Sorge um das eigene Kind heraus, aber auch aus Verzweiflung.
Jetzt, wo man gerade selbst seine Kinder aus dem Gröbsten heraus hat, steht man mit der Verantwortung für ein Enkelkind da. Schließlich sind Eltern von Teenagermüttern gesetzlich dazu verpflichtet, ihrem Kind jede notwendige Unterstützung zukommen zu lassen. Drohungen wie das "Rauswerfen" sind in diesem Fall sogar strafbar.
Austragen oder abtreiben? Eine quälende Entscheidung
Trotz dieser gesetzlichen Regelungen stehen viele schwangere Teenager seelisch allein da und müssen zudem eine schwere Entscheidung treffen: für oder gegen das Kind. Das ist schon für eine erwachsene Frau eine enorme Belastung. Für eine Schwangere, die selbst noch ein Kind ist, ist die Entscheidung meist deutlich schwieriger. Eine minderjährige Schwangere kann sich aber - auch gegen den Willen der Eltern - selbstständig entscheiden. Das Nötigen zu einem Schwangerschaftsabbruch, zum Beispiel durch die Eltern oder den Vater des Kindes, wird mit Freiheitsstrafe bestraft.
Wenn das Mädchen sich entschließt, das Kind abtreiben zu lassen, muss es sich seine sogenannte Einwilligungsfähigkeit attestieren lassen. Das bedeutet, die junge Frau muss in der Lage sein, ihre Situation und die Konsequenzen ihres Handelns zu überschauen. Weigern sich die Eltern, diese Reife anzuerkennen, so kann dies auch ein Arzt übernehmen. Der Gesetzgeber gibt wegen der unterschiedlichen Entwicklung während der Pubertät lediglich Anhaltspunkte vor. Letztendlich aber zählt der Einzelfall.
Alternativen zur Abtreibung
In Deutschland entschieden sich 2013 laut Statistischem Bundesamt gut 3600 Minderjährige für eine Abtreibung. Sie fühlen sich der Herausforderung nicht gewachsen, haben selbst mit Schule und Ausbildung ein großes Paket zu tragen und sind noch nicht bereit, auf Ausgehen und Flirten zu verzichten.
Doch eine Abtreibung ist nicht die einzige Lösung für eine junge Frau, die ihr Kind nicht aufziehen möchte. Es gibt die Möglichkeit der Adoption wie auch die einer Pflegschaft. Das bedeutet, das Kind lebt zwar in einer Pflegefamilie, kann aber die Mutter regelmäßig sehen und eine Beziehung zu ihr aufbauen. Wenn die Frau in der Lage ist, ihr Kind selbst wieder zu versorgen, so steht ihr diese Option offen.
Sexuelle Aufklärung als wichtigstes Mittel der Prävention
Es stellt sich die Frage, wie es in einem so aufgeklärten Zeitalter überhaupt zu einer ungewollten Schwangerschaft kommt. Doch allein die Tatsache, dass man überall nackte Körper bewundern und im Internet problemlos auf pornografische Inhalte zugreifen kann, macht noch keine gute sexuelle Aufklärung aus. Und selbst wenn ein Jugendlicher aufgeklärt ist, so bedeutet das nicht, dass er auch die Wichtigkeit von Verhütung erkannt hat beziehungsweise in der Lage ist, diese korrekt durchzuführen oder beim Geschlechtspartner durchzusetzen.
In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, zu Hause ein offenes Klima zu schaffen, in dem Jugendliche zu einem verantwortungsvollen Sexualleben erzogen werden. Am wichtigsten ist, dass die Kinder und Jugendliche sich nicht scheuen müssen, Fragen zu stellen.
Mit einer Teenagerschwangerschaft steigt das Armutsrisiko
Auch wenn nicht alle Teenagermütter aus schwierigen Verhältnissen stammen, so erhöhen doch Armut, ein niedriger Bildungsstand und Probleme in der Familie die Wahrscheinlichkeit einer sehr frühen Schwangerschaft. Untersuchungen in Mutter-Kind-Einrichtungen haben ergeben, dass nicht nur materielle Not und Alkohol in den Familien eine große Rolle gespielt haben, sondern häufig auch Misshandlung und sexueller Missbrauch zum Alltag gehörten.
Viele Mädchen glauben, durch das Kind der belastenden Situation zu entkommen. Mutter zu sein ist schließlich ein anerkannter Status in der Gesellschaft. Manchen gelingt es sogar, den Teufelskreis zu durchbrechen und ihren eigenen Weg zu gehen, allerdings unterschätzen auch viele die Situation mit Kind und sind dringend auf Hilfe angewiesen.
In so jungen Jahren ein Kind zu bekommen, bedeutet mit einem Schlag erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen - nicht nur für sich selbst, sondern auch für das Kind. Viele, die vorher eher romantische Vorstellungen vom Mutterdasein hatten, sind mit der Situation komplett überfordert. Schule und Berufsausbildung sind mit der Kindererziehung schwer zu vereinbaren und scheinen erst einmal unwichtig. Das allerdings macht es später schwerer, einen qualifizierten Beruf auszuüben und allein für sich und das Kind zu sorgen. Die Folge ist ein erhöhtes Armutsrisiko.
Wo gibt es Unterstützung?
Es gibt zahlreiche Stellen, die Teenagermüttern unterstützend zur Seite stehen, die beraten, aber nicht werten. Für eine erste Information bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine Internetseite an, die sich allein dem Thema "Schwanger unter 20" widmet. Hier findet man unter anderem die Kontaktdaten zahlreicher Beratungsstellen in Wohnortnähe.
Auch ans Jugendamt können sich Betroffene wenden. Die Mitarbeiter sind an eine Schweigepflicht gebunden und bieten unter Umständen finanzielle und wirtschaftliche Hilfen an. Wenn beide Eltern minderjährig sind und sich nicht für einen anderen Vormund entscheiden, so übernimmt das Jugendamt auch die Rolle als gesetzlicher Amtsvormund, wobei es sich hier unter anderem für die Klärung von Unterhaltsansprüchen einsetzt oder um die Vaterschaftsanerkennung bemüht.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.