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Eigenleistung beim Bauen: Mit Muskelhypothek Baukosten senken


Baukosten
Eigenleistung beim Hausbau richtig einschätzen

dpa, Monika Hillemacher; rw

Aktualisiert am 14.05.2018Lesedauer: 4 Min.
Den Wert der Eigenleistung beim Hausbau sollten Bauherren nicht überschätzen.Vergrößern des Bildes
Den Wert der Eigenleistung beim Hausbau sollten Bauherren nicht überschätzen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Experten warnen: Bauherren sollten den Wert der Eigenleistung nicht überschätzen. Zwar kann man die Baukosten durch die sogenannte "Muskelhypothek" tatsächlich senken – doch nur in sehr begrenztem Umfang. Bei manchen Arbeiten droht sogar Ärger mit dem Gesetz: Was Sie zur Eigenleistung beim Bauen wissen sollten.

"Wer selbst baut, der braucht Know-how und sehr viel Zeit", warnt Architekt Bernhard Riedl, Bauherrenberater beim Verband privater Bauherren (VPB). Viele überschätzen in der Kalkulation der Baukosten den Wert der Eigenleistung. Das kann sich später übel rächen und die gesamte Baufinanzierung sprengen.

So viel kann man durch die Eigenleistung sparen

Wie viel man durch die "Muskelhypothek" sparen kann, hat der VPB exemplarisch für zwei Regionen ausgerechnet: Im Raum München lassen sich demnach bei einem Reihenendhaus mit drei Etagen einschließlich Keller und 140 Quadratmetern Wohnfläche, das rund 254.000 Euro kostet, bis zu 19.000 Euro einsparen.

Im Raum Leipzig fällt das Sparpotenzial wegen des niedrigeren Preis- und Lohnniveaus geringer aus. Ein vergleichbares Haus koste hier aber auch nur knapp 218.000 Euro. Der VPB beziffert das Sparpotenzial durch Eigenleistung auf bis zu 16.000 Euro.

"Das klingt zunächst viel, aber der Preis ist hoch", sagt Raik Säbisch, Leiter des VPB-Büros Leipzig. "Um so viel Geld zu sparen, müssen die Bauherren 476 Stunden auf der eigenen Baustelle schuften." Neben dem Job und all den anderen Alltagsverpflichtungen schaffen das nur die wenigsten.


Quelle:VPB

Wert der Eigenleistung berechnen

Um den Wert der eigenen Arbeit zu ermitteln, rät Axel Drückler von der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern die selbst erbrachte Leistung mit der eines Handwerkers zu vergleichen: "Der Fliesenleger verlangt 5000 Euro. Wenn davon 3000 Euro Arbeitskosten sind, lege ich die zugrunde."

Eva Reinhold-Postina berücksichtigt lieber den Gesamtaufwand: Der eingesparten Arbeitszeit für den Fachmann stellt sie also die anfallenden Kosten für Fahrten, Material- und Gerätebeschaffung sowie mögliche Leihgebühren für Werkzeug gegenüber.

Haftungsrisiken durch Eigenleistung

Komplett die Finger lassen sollte man aus Sicherheitsgründen von allen Arbeiten an der Statik, sowie an den Anschlüssen und Leitungen für Strom und Wasser. "Wer beispielsweise die Elektroleitungen im Haus selbst verlegt und kein qualifizierter Elektriker ist, der muss mit Ärger rechnen, wenn es wegen der vom Laien verlegten Leitungen zum Brand kommt", warnt der VPB.

"Die Versicherung wird dann wahrscheinlich nicht zahlen." Solche Arbeiten überlässt man also besser dem Fachmann, was zum Teil – etwa bei der Installation eines Starkstromanschlusses – sogar gesetzlich vorgeschrieben ist.

Vorsicht, Schwarzarbeit!

Ob ein hoher Anteil an Eigenleistung sinnvoll ist, hängt auch davon ab, wer die Arbeiten durchführen soll. Für die Bezahlung von helfenden Freunden und Verwandten setzt der Gesetzgeber strenge Grenzen. Die Schwelle zur Schwarzarbeit ist schnell erreicht. "Schon mit 500 Euro sind Sie dicke drin", warnt der Münchner Rechtsanwalt Peter Oppler, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Bau- und Immobilienrecht im Deutschen Anwaltverein.

Auf Nachsicht können Bauherren hier nicht hoffen - der Fiskus "zeigt eher Tendenz zur Strenge denn zur Nachsicht", berichtet Oppler von seinen Erfahrungen. Private Bauherren sind außerdem generell verpflichtet, ihre Helfer bei der Berufsgenossenschaft Bau gegen Unfälle abzusichern. Außerdem müssen sie für den Arbeitsschutz sorgen. Wer dies unterlässt, kann bestraft werden und muss bei einem Unfall haften.

Eigenleistung beim Hausbau termingerecht erbringen

Doch nicht nur durch nicht versicherte Bauhelfer können sich Bauherren mit hohem Anteil an Eigenleistungen in Schwierigkeiten bringen. Auf einer Baustelle sind die unterschiedlichsten Gewerke beschäftigt. Der Heizungsmonteur kann beispielsweise erst dann den neuen Heizkessel einbauen, wenn der Estrich fachgerecht gefliest ist. Erbringt der Bauherr seine kalkulierten Eigenleistungen nicht zum vereinbarten Termin oder weist seine Arbeit Mängel auf, kann er schadenersatzpflichtig werden.

Damit ist zu rechnen, "wenn ich Dinge mache, die andere Gewerke beeinflussen", sagt Rechtsexperte Oppler. Etwa, wenn der Fliesenleger wegen eines falsch oder zu spät gelegten Estrichs seine Arbeit erst später oder gar nicht aufnehmen kann. Fachleute seien verpflichtet, vor Beginn ihrer Arbeit die Leistung anderer zu prüfen – auch solche, die ein Privatmann erbracht hat, erklärt der Fachjurist.

Eigenleistung kann Einfluss auf Gewährleistungsansprüche haben

Wichtig ist also, Abläufe und Termine erst mit der Baufirma und allen am Bau beteiligten Handwerkern zu besprechen und dann auch einzuhalten. "Dann weiß jede Seite, was sie wann zu tun und zu lassen hat", sagt Axel Drückler. Unter Umständen riskiert der angehende Hausherr durch erbrachte Eigenleistungen sogar seine Gewährleistungsansprüche.

Wenn nach einem Jahr Anzeichen für Baupfusch auftreten und zum Beispiel der Putz von den Wänden blättert, wird man sich der Frage ausgesetzt sehen, was die Ursache für die Mängel ist: nicht fachgerechte Eigenleistung oder Fehler der Baufirma? Falls die Schuld dann nicht mehr eindeutig zu klären ist, bleibt man schnell auf den Kosten sitzen.

Eigenleistung beim Ausbauhaus

Ein Sonderfall sind so genannte Ausbauhäuser. Viele Bauträger bieten für ihre Häuser verschiedene Ausbaustufen an. Je weniger ein Gebäude im Inneren ausgebaut ist, desto günstiger wird es angeboten. Häuslebauer lassen sich von den niedrigen Preisen blenden. "Die paar Böden und Leitungen sind doch ruckzuck verlegt", denkt sich der versierte Heimwerker dann und schlägt zu.

Auch bei Ausbauhäusern gilt es aber, genau zu prüfen, welche Arbeiten noch auf einen zukommen werden, wie viel Zeit diese in Anspruch nehmen werden und mit welchen Kosten sie verbunden sind. Material und eventuell auch Werkzeug müssen angeschafft und bezahlt werden. Schnell entpuppt sich das vermeintliche Schnäppchen dann als ziemlich teure und vor allem ungeheuer aufwändige und stressige Bau-Variante.

Anteil der Eigenleistung von Beginn an zurückhaltend kalkulieren

Am besten zügelt man sich also schon zu Beginn des gesamten Bauvorhabens, wenn man noch bei der Berechnung sämtlicher Baukosten ist, und kalkuliert den Anteil der Eigenleistung nicht sonderlich hoch.

Die meisten Häuslebauer überschätzen sowohl ihre handwerklichen Fähigkeiten, als auch die zeitliche und nervliche Belastung. Wenn dann in der eigentlichen Bauphase die jeweilige Eigenleistung zu erbringen wäre, schludern sie entweder oder beauftragen doch den Fachhandwerker. Die folgenden Kosten können leicht jede Baufinanzierung sprengen.

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