Messenger-Dienst WhatsApp: Gratis heißt nicht kostenlos
Die gute Nachricht: WhatsApp kann seit Montag kostenlos genutzt werden. Für die rund 800 Millionen Menschen, die den Messenger verwenden, bedeutet das eine Ersparnis von 89 Cent pro Jahr. Umsonst ist der Dienst deshalb aber noch lange nicht – denn jeder Nutzer zahlt mit seinen privaten Daten.
Bereits bei der Installation der App überträgt der Nutzer weitreichende Rechte: WhatsApp hat Zugriff auf Mikrofon, Fotos und Standortdaten seiner Kunden. Diese Daten werden an Server in den USA übertragen, es gilt folglich der dortige Datenschutz - der verglichen mit dem deutschen sehr lax ist. Erst im Oktober 2015 hat der Europäische Gerichtshof geurteilt, dass die USA kein sicheres Land für den Datenaustausch sind. Das Urteil könnte für Facebook und auch WhatsApp noch weitreichende Folgen haben.
Zwar hat WhatsApp in der Vergangenheit stets betont, die Daten nicht an Dritte weiterzugeben, derartige Vereinbarungen können sich jedoch jederzeit in den Nutzungsbedingungen des Dienstes ändern. Etwa, wenn wie jetzt angekündigt, die Kommunikation zwischen Nutzern und Firmen gestärkt werden soll. Künftig etwa kann eine Airline per WhatsApp über Flugverspätungen informieren. Zu bedenken ist auch, dass WhatsApp zu Facebook gehört – Facebook also kein Dritter ist und die Daten jederzeit einsehen und verwerten kann, etwa für unterschiedliche Werbemodelle.
In Sachen Datenschutz sind andere besser
Hinzu kommt, dass WhatsApp so genannte Metadaten wie Telefonnummern, Kontaktdauer und Zeitpunkt protokolliert und speichert. Das wird besonders dann zum Risiko, wenn Dienste Sicherheitslücken aufweisen – und damit hatte WhatsApp in der Vergangenheit gleich mehrfach zu kämpfen. Zwar hat das Unternehmen mittlerweile nachgebessert und bietet etwa Ende-zu-Ende-Verschlüsselung an, die jedoch konnte von Hackern schon mehrfach geknackt werden.
Fazit: In Sachen Datenschutz gibt es mit Threema oder Telegram Messenger-Dienste, die WhatsApp um einiges voraus sind. Unklar ist zudem, wie sich der Dienst künftig finanzieren soll: Trotz geringer Gebühr gehen WhatsApp mit dem Wegfall der Abo-Einnahmen jährlich einige hundert Millionen Dollar flöten. Die wollen erst einmal wieder verdient werden. Denn aus reiner Freundlichkeit hat noch kein Anbieter seine App veröffentlicht.