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Moderkrankheit und Lüge? ADHS steht in der Kritik


Diskussion
Modekrankheit, Lüge der Pharmaindustrie – gibt es ADHS gar nicht?

t-online, rev

Aktualisiert am 06.03.2017Lesedauer: 2 Min.
Nur eine Modekrankheit? Manche Kritiker gehen sogar davon aus, dass es die Krankheit ADHS gar nicht gibt.Vergrößern des BildesNur eine Modekrankheit? Manche Kritiker gehen sogar davon aus, dass es die Krankheit ADHS gar nicht gibt (Quelle: KatarzynaBialasiewicz/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Über kaum eine Krankheit wird so viel diskutiert wie ADHS – und bezüglich kaum einer Krankheit wird mehr Kritik geäußert. Schließlich gab es den Zappelphilipp und Klassenclown doch auch früher schon – wozu braucht es heute also ADHS-Diagnose, Verhaltenstherapie und Ritalin? Worauf genau zielt die ADHS-Kritik ab?

ADHS gibt es gar nicht. ADHS ist nur eine Modekrankheit, eine "konstruierte Krankheit" oder gar eine "Lüge der Pharmaindustrie", wie es unter Kritikern und Skeptikern heißt. Nicht selten sind solche Behauptungen zu lesen und zu hören. Angeheizt wurden diese Ansichten zuletzt durch Spekulationen, laut denen Leon Eisenberg, der als "Vater von ADHS" gilt, auf seinem Sterbebett gestanden habe, dass es ADHS überhaupt nicht gäbe. Es kann allerdings davon ausgegangen werden, dass es sich dabei wirklich nur um Gerüchte handelt.

Natürlich erfand der amerikanische Kinder- und Jugendpsychologe Eisenberg in den 60er Jahren nicht die Krankheit ADHS. Aber er war der erste, der jene Verhaltensmuster bei Kindern erforschte und definierte, die dann schließlich als Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung bezeichnet wurden.

Die Kehrseite seiner Forschungen: Infolge seiner Publikationen stieg die Zahl der ADHS-Diagnosen sprunghaft an, worauf der Psychologe misstrauisch reagierte. Er glaubte nicht, dass in all diesen Fällen wirklich ADHS vorlag, sondern das hyperaktive Verhalten auf den beliebten antiautoritären Erziehungsstil dieser Zeit zurückzuführen war. Doch genau diese Zweifel seitens Eisenberg wurden mit der Zeit so ausgelegt, als streite der Arzt die Existenz der Krankheit, deren Ursachen wissenschaftlich erforscht sind, insgesamt ab.

Zu viele Fehldiagnosen bei ADHS

Die Skepsis über die vielen ADHS-Diagnosen machen auch heute einen wesentlichen Teil der ADHS-Kritik aus. Anfang 2013 veröffentlichte die Krankenkasse Barmer GEK einen Bericht, dem zufolge die Zahl der zwischen 2006 und 2011 diagnostizierten ADHS-Fälle um 42 Prozent gestiegen sei. Obwohl die Studie nicht repräsentativ für die deutsche Gesamtbevölkerung ist, schürte sie die Annahme, dass die Diagnose ADHS zu leichtfertig und damit auch oft fälschlicherweise gestellt wird.

Auch Experten vertreten diese Ansicht: Zwar gebe es Leitlinien und Standards, diese würden aber nicht von allen Ärzten ausreichend angewendet. Dadurch würden einige tatsächlich Betroffene gar nicht als ADHS-krank identifiziert, doch vor allem komme es zu vielen Falsch-Positiv-Diagnosen, obwohl andere Ursachen als ADHS vorlägen.

Ritalin ist umstritten: Kritik an der Medikation von ADHS

Der dritte wesentliche Kritikpunkt in Bezug auf ADHS betrifft die Medikation. In Kombination mit einer Psychotherapie werden ADHS-Patienten meist Medikamente verschrieben. Hierzu wird vor allem der umstrittene Wirkstoff Methylphenidat verwendet, der im Medikament Ritalin enthalten ist. Aufgrund starker Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Schlafstörungen, Depressivität und gesteigerte Kampfbereitschaft steht das Medikament stark in der Kritik. Mehr über Ritalin erfahren Sie hier.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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