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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ein "gravierendes Problem" Multiresistente Keime: So schützen Sie sich
In Europa sterben jährlich etwa 25.000 Menschen an den Folgen einer von resistenten Bakterien ausgelösten Infektion. Welche Gefahr stellen multiresistente Keime dar und wie können Sie sich schützen?
Was sind multiresistente Keime?
Die meisten Infektionen durch Bakterien lassen sich mit Antibiotika bekämpfen. Keime, gegen die mehrere Antibiotika nichts mehr ausrichten können, werden multiresistente Erreger genannt.
Wie gefährlich ist sind die Keime?
"Die Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen gegen Antibiotika hat sich weltweit zu einem gravierenden Problem der öffentlichen Gesundheit entwickelt", heißt es beim Robert Koch-Institut (RKI). Zur Häufigkeit gibt es unterschiedliche Angaben. Etwa 30.000 bis 35.000 Patienten stecken sich in Kliniken mit einem multiresistenten Erreger an (MRE). Wie viele daran in Deutschland sterben, dafür gibt es laut RKI keine belastbaren Daten. "Nach derzeit bestmöglicher Schätzung dürfte diese Zahl zwischen 1.000 und 4.000 liegen."
So können Sie sich schützen
Vor allem kranke, alte und geschwächte Menschen sind gefährdet, Infektionen durch multiresistente Erreger zu entwickeln. Für gesunde Menschen mit einem guten Abwehrsystem sind sie in der Regel harmlos. Allerdings können sie die Bakterien übertragen. Damit das nicht passiert, sollte Folgendes beachtet werden:
- Regelmäßig und gründlich Hände waschen
- Wohnung mit Reinigungsmitteln sauber halten
- Wäsche und Geschirr bei 60 Grad waschen
Besonders in Krankenhäusern ein Problem
Ein Erreger namens Klebsiella pneumoniae 4-MRGN hat beispielsweise große Teile der Intensivstation des Frankfurter Universitätsklinikums lahm gelegt. Klebsiella pneumoniae ist ein Keim, der beim gesunden Menschen zu den normalen Bewohnern des Magen-Darm-Trakts zählt. Anderswo, zum Beispiel in der Lunge, ist er gefährlich.
Am gefährlichsten sind die der Klasse 4-MRGN (die Abkürzung steht für "multiresistent gramnegativ"). Sie sind gegen alle vier üblichen, gegen das Bakterium zugelassenen Antibiotikagruppen immun. Dann besteht nur noch Hoffnung auf Reserve-Antibiotika.
Wie kam der Keim in die Uni-Klinik?
Ende März wurde ein Patient aufgenommen, der ihn mitbrachte. Die Klinik hatte ihn von einem anderen Krankenhaus übernommen. Der Mann war bereits todkrank und starb bald. Dass er resistente Klebsiella-Keime in sich trug, war bekannt – allerdings wusste man nur von 3-MRGN, wie Uni-Klinik-Direktor Jürgen Graf berichtet. Die vierfach resistente Variante wurde erst später entdeckt.
Wo kam der Keim her?
Am häufigsten bringen Patienten solche Keime aus dem Ausland mit, vor allem wenn sie dort im Krankenhaus waren, wie Ursel Heudorf vom Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt erklärt. In diesem Fall sei der Patient aber nicht verreist gewesen. Medienberichten zufolge ist der Mann erkrankt, nachdem er betrunken in einen Bach gefallen war. Denkbar ist, dass der Keim aus dem Wasser stammt. In einer ersten Probe habe man allerdings nichts gefunden, sagt der Krankenhaushygiene-Fachmann Martin Exner.
Wie konnte der Keim sich im Krankenhaus ausbreiten?
Das ist die entscheidende Frage, auf die es derzeit allerdings keine Antwort gibt. Der Keim wurde an fünf Patienten nachgewiesen. Der Infizierte lag auf der Intensivstation "isoliert in einem Einzelzimmer mit Schleuse und Druckkammer", wie der Leiter der Intensivmedizin, Kai Zacharowski, beteuert. "Wir wissen nicht, wie die Übertragung stattfinden konnte." Denkbar ist, dass Personal den Keim übertrug oder dass er an Geräten klebte, die das Zimmer verließen.
Was wird dagegen getan?
Das Gesundheitsministerium hat eine "Antibiotika Resistenzstrategie" entwickelt. In einer Datenbank werden Antibiotika-Verbrauch und Resistenzen erfasst, "um auf der Basis verlässlicher und repräsentativer Daten Maßnahmen zur Begrenzung des Problems ergreifen zu können", wie es in der Projektbeschreibung heißt. Auch jeder Einzelne kann mithelfen, betont das RKI: "Wenn Patienten unnötig Antibiotika einnehmen oder eine Behandlung vorzeitig abbrechen, kann das dazu führen, dass die Antibiotika ihre Wirksamkeit verlieren und dann, wenn es wirklich darauf ankommt, nicht mehr helfen."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.