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Deutsche Bahn: GDL-Chef Weselsky kriegt den Hals nicht voll – mal wieder


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Bahnstreik
Er kriegt den Hals nicht voll


Aktualisiert am 17.11.2023Lesedauer: 2 Min.
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Claus Weselsky (Archivbild): Der GDL-Chef hat hohe Forderungen, von seinem Vorgehen profitiert nicht zuletzt er selbst. (Quelle: Sean Gallup/getty-images-bilder)

Die Bahnen stehen still – mal wieder. Gewerkschaftsboss Weselsky fordert höhere Löhne und weniger Arbeitsstunden. Seine Kompromisslosigkeit hat System und stößt sauer auf.

Die Deutsche Bahn kommt so oft und in so hohem Maße zu spät wie noch nie. Spätestens seit der Einführung des 49-Euro-Tickets sind viele Züge heillos überfüllt. Das Bahnnetz ist marode, und umfangreiche Bauarbeiten führen zu Umleitungen und Ausfällen.

Entsprechend unzufrieden sind die Deutschen ohnehin schon. Nun kommt noch ein Streik der Gewerkschaft der Lokomotivführer hinzu. Das fühlt sich wie Hohn an, zumal es vor allem der Kompromisslosigkeit und den Partikularinteressen eines Mannes zu verdanken ist: Claus Weselsky.

Für den Gewerkschaftsboss liegt die Lösung der Bahnprobleme in höheren Löhnen und kürzeren Arbeitszeiten. Nur so könne in Zeiten des Fachkräftemangels dringend benötigtes Personal gefunden werden. Auf den ersten Blick unterscheidet er sich damit wenig von anderen Arbeitnehmervertretern.

Aussage gegen Aussage

Allein: Die Bahn sucht zwar konstant neue Mitarbeiter, nach eigenen Angaben gibt es aber bislang weniger Probleme als in anderen Branchen, die offenen Stellen zu besetzen. Denn bei allem Ärger, der über die Bahn grassiert, als Arbeitgeber hat das Unternehmen einen guten Ruf. Die Gehälter sind im Branchenvergleich gut, Aufstiegschancen werden geboten. DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta sagte im Interview mit t-online: "Da steht die Bahn trotz aller Herausforderungen gut da."

 
 
 
 
 
 
 

Auf diese Idee käme aber niemand, der Weselskys Aufruf zum Arbeitskampf zuhört. Den Bahn-Vorsitzenden Martin Seiler nennt er nur den "Lügenbaron", die Pressestelle der Bahn ist in seinem Vokabular die "Propagandaabteilung". Vergangene Woche, noch vor einem ersten Angebot der Bahn, hatte er bereits verkündet: "Die Zeichen scheinen auf Sturm zu stehen."

Millionen Deutsche stöhnen, wenn sie solche Äußerungen hören. Sie sehen ihren Arbeitsweg, den Wochenendausflug und die Ferienfahrt in Gefahr. Denn Weselsky kämpft mit harten Bandagen: weder Feiertage noch Ferienzeiten hat er in der Vergangenheit verschont. Auch in dieser Tarifrunde schließt er Streiks zur Weihnachtszeit nicht aus.

Kampf um Einfluss und Geltung

Weselskys Härte hat System. So stellt er sicher, dass er und seine Gewerkschaft im Gespräch und innerhalb der Bahn relevant bleiben. Denn immerhin wirbt neben der GDL noch die EVG, die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, um Mitglieder – mit deutlichem Erfolg. Aktuell hat die EVG in der großen Mehrheit der Bahnbetriebe das Sagen. Rund 180.000 Beschäftigte werden nach EVG-Tarif bezahlt. Die GDL ist dagegen nur für die Verträge von gut 8.000 Beschäftigten verantwortlich.

Weselsky muss also weiter gehen, mehr fordern, härter verhandeln. Nur so sichert er seine Daseinsberechtigung. Doch genau damit verspielt er die wichtigste Währung im Arbeitskampf: die Solidarität der Bahnfahrer.

Seine Forderungen, zumal für einen so geringen Anteil der Beschäftigten, sind hoch. Und in Zeiten einer wirtschaftlichen Rezession unverhältnismäßig. Dafür nach kürzester Zeit zur Ultima Ratio, dem Streik, zu greifen, wirkt gierig und hat einen unangenehmen Beigeschmack. Denn neben den GDL-Mitgliedern profitiert und profiliert sich letztlich nur einer: Weselsky selbst.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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