Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Wärmepumpen-Investitionen brechen ein Die schlimmen Auswüchse des Heizungsgesetzes
Ohne die Wärmepumpe wird die Klimawende kaum gelingen. Dass jetzt weniger Geräte als im Vorjahr gekauft werden, muss die Ampel alarmieren.
Sie galt als Zukunftstechnologie, als Schlüssel für die Energie- und Wärmewende – und wird jetzt zum Ladenhüter: Bundesweit ist die Nachfrage nach Wärmepumpen drastisch eingebrochen.
Nur 48.804 Anträge für die Förderung der Öko-Heizung haben die Deutschen im ersten Halbjahr gestellt, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum waren es laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) 97.766 Anträge.
Damit manifestiert sich erstmals in den nackten Zahlen: Das sogenannte Heizungsgesetz, die länglichen Diskussionen um das faktische Gasheizungsverbot, vor allem aber um die staatlichen Förderungen (die immer noch nicht feststehen) haben schweren Schaden hinterlassen. Politisch, aber auch fürs Klima.
Verspieltes Vertrauen und große Verunsicherung
So ist nicht nur das Vertrauen in die Ampelregierung stark gesunken, auch hat im selben Zuge die rechtspopulistische AfD Aufwind bekommen. Das geringe Interesse an der Wärmepumpe ist auch deshalb so alarmierend, weil es zeigt: Deutschland lässt wertvolle Zeit verstreichen. Zeit, die wir auf dem Weg zum gemeinsamen Ziel Klimaneutralität 2045 nicht haben. Das einst von Klimaminister Robert Habeck (Grüne) ausgegebene Ziel von einer halben Million verbauten Wärmepumpen pro Jahr wirkt angesichts der neuen Zahlen geradezu lächerlich.
Der Grund dafür liegt auf der Hand – und die Verantwortlichen sind ebenso leicht gefunden: die Ampelregierung, die unter Federführung von Habeck nicht in der Lage war, das für die Klimawende vielleicht wichtigste Gesetz sauber, zügig und transparent aufzusetzen, sondern sich stattdessen immer wieder selbst in Zwist und Streitigkeiten zerlegte.
Zu Recht waren bereits zum Jahresbeginn viele Deutsche verunsichert, als der erste unausgegorene Gesetzesentwurf aus dem Inneren der Bundesregierung an die Öffentlichkeit drang. Zu Recht steigerte sich diese Unsicherheit, als weit nach Ostern immer noch nicht klar war, wie genau die staatlichen Förderungen zum Einbau der Wärmepumpe aussehen werden.
Gas wird langfristig richtig teuer
Und zu Recht haben sich nicht nur Hauseigentümer ungläubig die Augen gerieben, als das Bundesverfassungsgericht die Verabschiedung des Heizungsgesetzes im Bundestag dann noch kurz vor der Sommerpause vorerst stoppte, weil die Ampel dem Parlament nicht genügend Beratungszeit eingeräumt hatte.
Was machen die da eigentlich in Berlin?, dürften sich viele Menschen in Deutschland fragen. Und ich soll schon jetzt für teuer Geld eine Wärmepumpe kaufen? Obwohl Gas doch gerade wieder so schön billig ist und ja eh noch offen ist, wie sehr der Staat mir diese Großinvestition bezuschusst?
Verdenken lässt sich eine solche Haltung nicht. Und doch dürfte sie sich bereits in wenigen Jahren rächen. Sollte nämlich der EU-Klimazertifikatehandel tatsächlich wie geplant 2027 auch für den Gebäudesektor in Kraft treten, wird es für alle, die jetzt noch langfristig auf Gas setzen wollen, richtig teuer.
Die Ampel muss sich jetzt zusammenraufen
Denn dann kommt, ähnlich wie schon jetzt beim Benzin, auf jeden Kubikmeter fossile Energie ein Preisaufschlag oben drauf. Und der wird über die Jahre immer weiter ansteigen, um Gas und Öl unattraktiv zu machen.
Der Heizungsgesetz-Schlamassel ist angerichtet, richtig reparieren lassen sich die Fehler kaum. Umso mehr aber muss die Bundesregierung jetzt nach vorne schauen und den Deutschen zumindest diesen mittelfristigen Zusammenhang einfach erklären.
Kanzler Olaf Scholz (SPD), Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Habeck müssen an einem Strang ziehen und klar vermitteln, bestenfalls vorrechnen, wie viel Geld Hauseigentümer mit einer Wärmepumpe in der nahen Zukunft gegenüber einer Gasheizung sparen. Nur dann kann die Klimawende beim Heizen, hinter der in Deutschland die große Mehrheit der Menschen steht, gelingen.