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Ängste vor der Geburt: Wovor Männer sich fürchten


Geburtsängste
Vor der Geburt: Davor fürchten sich Frauen und Männer am meisten

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 22.08.2017Lesedauer: 4 Min.
Wenn Eltern Nachwuchs bekommen, sind sie in der Regel beide nervös und haben gewisse Ängste.Vergrößern des Bildes
Wenn Eltern Nachwuchs bekommen, sind sie in der Regel beide nervös und haben gewisse Ängste. (Quelle: Symbolbild/Wavebreakmedia/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Angst und Geburt sind zwei Begriffe, die eng miteinander verbunden sind. Nur selten ist man dem Leben mit seiner ganzen Wucht so ausgeliefert wie in diesen Stunden. Dass Frauen vor einem solchen Naturereignis Respekt haben und Ängste zum Beispiel in heftigen Träumen vor der Geburt verarbeiten, das weiß man. Doch wie geht es den Männern?

An der Charité in Berlin haben sich Forscher 2015 intensiv um die Männer im Kreißsaal gekümmert. Sie haben festgestellt, dass die Versagensängste dominant waren: Fast 30 Prozent der Befragten befürchteten, sich während der Geburt hilflos zu fühlen, 15 Prozent hatten Angst, zu stören und immerhin zehn Prozent hatten Angst vor der berühmten Ohnmacht – in die dann letztendlich aber nur einer gefallen ist.

Hinterher waren alle froh, dabei gewesen zu sein und nur einer von fast 90 Männern würde beim nächsten Mal lieber die klassische Wartezone auf dem Krankenhausflur beanspruchen.

Der Mann hat es während einer Geburt nicht leicht

Als besonders schlimm empfinden Männer es also, wenn sie sich hilflos und unnütz fühlen. Die Frau schreit oder weint und sie können nichts machen. Dabei kann gerade dann die Rolle des Mannes eine ganz wichtige sein: Er ist keine Randfigur, sondern ein entscheidender Teil des Geschehens. Schließlich ist er derjenige, der die Frau motiviert, bei ihr bleibt, sie unterstützt.

"Wir Hebammen haben dafür im Klinikbetrieb oft gar keine Zeit mehr", so die Erlanger Hebamme Alexandra Mück. Sie findet es wichtig, dass den Männern bereits im Vorfeld – im Rahmen eines Kurses zum Beispiel – klargemacht wird, dass eine Geburt Sache der Frau ist. "Wir greifen nur ein, wenn wir gebraucht werden. Das macht vielen Vätern Angst. Sie glauben, die Hebammen und Ärzte lassen ihre Frau im Stich. Und sie müssten etwas tun."

Die Kamera als Schutzschild

Manche bekämpfen ihre Angst mit einer ganzen Multimedia-Ausrüstung. "Mir kommt das dann immer so vor, als würde die Kamera wie ein Schutzschild vor sich hergetragen", sagt die Erlanger Hebamme im Gespräch mit t-online.de.

Sie hat in ihren Geburtsvorbereitungskursen die Erfahrung gemacht, dass die größte Sorge der Männer die ist, nicht rechtzeitig in der Klinik zu sein. "Die Angst, es könnte zu Hause oder im Auto passieren und sie müssten Geburtshilfe leisten, verleitet viele Männer dazu, ihre Frauen viel zu früh in die Klinik zu bringen, statt der Natur erst einmal ihren Lauf zu lassen."

"Er muss ja nicht zwischen den Beinen der Frau stehen!"

Die Sorge, das Miterleben einer Geburt könne das Sexualleben des Paares beeinträchtigen, hält sich hartnäckig. Belegt wurde sie nie. In Anbetracht all der vielen Geschwisterkinder wird sie schon von Natur aus widerlegt. Kai Bühling, der Leiter der Berliner Studie, konnte eine solche Angst nur bei sieben Prozent der Männer ausmachen.

Alexandra Mück hat dagegen andere Erfahrungen gemacht. "Ich glaube, dass die Dunkelziffer sehr hoch ist." Schließlich sei es für Männer schon aufgrund des Gruppenzwangs heute schwierig, eine solche Angst überhaupt zuzugeben. "Sie trauen sich ja gar nicht mehr zu sagen, dass sie nicht dabei sein wollen." Geschweige denn, dass sie Angst haben, dass das, was sie zu sehen bekommen, für immer negative Bilder in ihren Köpfen platzieren könnte. "Aber man muss ja nicht zwischen den Beinen der Frau stehen oder die Plazenta in die Hand nehmen. Auch das Durchtrennen der Nabelschnur ist keine Pflicht. Die Bindung zum Baby wird sicher nicht darunter leiden, wenn man das einem anderen überlässt."

Frauen haben Angst vor dem Kontrollverlust

Typisch weibliche Ängste vor der Geburt sind neben dem Gesundheitszustand des Babys oder der Angst, mit einem weiteren Kind beziehungsweise in einem bestimmten Alter das Schicksal herausgefordert zu haben, auch die Ängste vor einem Kontrollverlust. "Viele Frauen sorgen sich darum, dass sie Scham und Anstand verlieren könnten. Dass Lüfte oder mehr entweichen, dass man sich gehen lassen muss, sich nicht mehr im Griff hat." Themen, die in Büchern für den "schwangeren" Mann mit Titeln wie "Papa to go – Schnellkurs für werdende Väter" oder "Baby-Betriebsanleitung – Inbetriebnahme, Wartung und Instandhaltung" leider kaum vorkommen.

Angst vor dem Unplanbaren

Doch es gibt auch Ängste, die Männer und Frauen gemeinsam haben. Zum Beispiel die Befürchtung, dass das Baby nicht schön sein könnte. "Kein Säugling sieht aus wie in der Babyzeitschrift, wenn er auf die Welt kommt. Doch das ist ganz egal, die Hormone sorgen schon dafür, dass es in den eigenen Augen das schönste Kind der Welt ist. Da hat sich die Natur schon was dabei gedacht", sagt Mück.

Eine weitere, ebenfalls unbegründete Angst ist, nicht zu wissen, wie man das Kind halten soll, ohne dass es "zerbricht". "Zunehmend beobachten wir auch, dass die werdenden Eltern Angst vor dem Unplanbaren haben. Wann geht es los, verpass ich wichtige Anzeichen, wie lange dauert es – diese Fragen führen bei manchen dazu, einen medizinisch nicht notwendigen, dafür aber umso planbareren Kaiserschnitt durchführen zu lassen." Eine Entwicklung, die laut Alexandra Mück, sehr bedenklich ist.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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