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HPV-Impfung: Ärzte wollen gegen Krankenkassen vorgehen


Streit um HPV-Impfung
Ärzte wollen gegen Kassen vorgehen

t-online, aro

Aktualisiert am 10.04.2014Lesedauer: 4 Min.
Der Streit um die HPV-Impfung findet kein Ende.Vergrößern des Bildes
Der Streit um die HPV-Impfung findet kein Ende. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Die Behandlung von Frauen, die wegen einer HPV-Infektion an Gebärmutterhalskrebs erkranken, ist für die Krankenkassen deutlich preiswerter als die flächendeckende HPV-Impfung. Die Kassen rieten daher von der Impfung ab, um Kosten zu sparen. Das sagen die Berufsverbände der Frauen- und Kinderärzte. Sie wollen gegen die Kassen vorgehen.

Die HPV-Impfung wird von der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (Stiko) empfohlen und muss seit 2007 von den Krankenkassen für Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren bezahlt werden. Eine komplette Impfung kostet rund 400 Euro. Sie erscheint nur dann kostengünstiger, wenn man auch die Folgen der Erkrankungen mit einbezieht, die zum größten Teil nicht aus dem Budget der Krankenkassen bezahlt werden: Arbeitsausfälle, Frühberentungen, Pflegebedürftigkeit, die Betreuung frühgeborener Kinder nach Konisationen, die Lebensqualität der Frauen und zuletzt den Tod an den Folgen der Krebskrankheit.

Die Berufsverbände der Frauenärzte und der Kinder- und Jugendärzte werfen den Krankenkassen vor, sie hätten "ein hohes Interesse daran, dass die Kritik an der HPV-Impfung nicht einschläft: Jedes Mädchen, jede Frau, die sich nicht impfen lässt und damit das Risiko einer späteren Krebserkrankung in Kauf nimmt, ist für ihre Krankenkasse ein geldwerter Vorteil", heißt es in einer Pressemitteilung.

Zwei Krankenkassen haben kritische Broschüren im Programm

Die Barmer GEK und die Techniker Krankenkasse bieten auf ihren Homepages Broschüren zur HPV-Impfung an, in denen vor der Anwendung der Impfung außerhalb von klinischen Studien und vor unklaren Nebenwirkungen gewarnt wird und in denen die Wirksamkeit der Impfung insgesamt in Frage gestellt wird. Diese Broschüren seien veraltet und ignorierten neueste Erkenntnisse zur HPV-Impfung, so die Ärzteverbände.

Neue Studien zur HPV-Impfung

Diese neuen Erkenntnisse seien zum einen der Rückgang der Krebsvorstufen in Australien, in denen die HPV-Impfung als Schulprogramm umgesetzt ist, zum anderen eine große Studie aus Skandinavien, an der im Jahr 2013 eine Million Mädchen und jungen Frauen teilnahmen. Von ihnen waren 700.000 ungeimpft und 300.000 geimpft. Die Studie weist nach, dass durch die Impfung keinerlei schwere Nebenwirkungen auftreten.

Als drittes nennen die Ärzteverbände die Empfehlung des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC, European Centre for Disease Prevention and Control), alle Anstrengungen zur flächendeckenden Einführung der Impfung zu unterstützen. Noch im Jahr 2008 hatte das ECDC gefordert, dass die Impfung nur unter kontrollierten klinischen Bedingungen angewendet werden sollte. Dieselbe Institution bedauert heute, dass die Impfung noch nicht überall flächendeckend eingesetzt wird. Die Broschüren der Krankenkassen berufen sich jedoch noch auf die Warnungen aus dem Jahr 2008.

Ärzteverbände fordern Stopp der Broschüren

"Wir haben beide Krankenkassen-Vorstände bereits im Dezember 2013 auf die veralteten Broschüren aufmerksam gemacht und darum gebeten, dass sie aktualisiert beziehungsweise aus dem Angebot entfernt werden", sagt Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. "In diesem Schreiben haben wir alle aktuellen wissenschaftlichen Publikationen und ECDC-Statements mitgeschickt, so dass niemand mehr sagen kann, dass er nicht informiert war."

"Bis heute haben beide Krankenkassen die Broschüren nicht von ihren Homepages entfernt. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Barmer GEK und die TK an ihrer impfkritischen Haltung festhalten wollen", so Albring. Der Berufsverband der Frauenärzte und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte haben nun dem Bundesversicherungsamt die Barmer GEK und die Techniker Krankenkasse gemeldet und um eine aufsichtsrechtliche Prüfung gebeten. "Wir hoffen, dass dieser Schritt zu einem Umdenken in den beiden Krankenkassen beitragen kann", betont Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte.

"Wir haben hier die erste Impfung, die Krebs verhindern kann, aber beide Krankenversicherungen versuchen, die Kosten für die Impfungen zu senken und riskieren Gesundheit und Leben dieser jungen Mädchen."

Keine häufige Krebsart

Von den Frauen, die sich mit Humanen Papillomviren infizieren, entwickeln etwa zwei bis acht Prozent Zellveränderungen, die eine Vorstufe für Krebs darstellen. Ein Teil von diesen Frauen bekommt Krebs. In den allermeisten Fällen aber wird das Immunsystem mit den Viren alleine fertig: nach einigen Monaten sind bei Frauen, die mit HPV infiziert waren, keine Viren mehr nachweisbar.

Nur wenn es dem Virus gelingt, im Gewebe bestehen zu bleiben, das heißt, bei einer chronischen Infektion, steigt das Krebsrisiko stark an. In Ländern, in denen regelmäßige Krebsvorsorgeuntersuchungen (PAP-Abstrich) eingeführt wurden, ist der Gebärmutterhalskrebs seit den 70er-Jahren stark zurückgegangen. In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 4.700 Frauen am Zervixkarzinom. Rund 1.500 von ihnen sterben daran. Damit ist der Gebärmutterhalskrebs hierzulande die elfthäufigste Krebserkrankung bei Frauen und die zwölfthäufigste krebsbedingte Todesursache.

Die HPV-Impfung schützt vor zwei Virentypen

Es gibt zahlreiche Varianten der Humanen Papillomviren. Die HPV-Impfung schützt vor den Typen 16 und 18, die als "Hochrisiko-HPV-Typen" gelten. In 70 Prozent der Tumoren ist einer dieser beiden Typen nachweisbar. Die Impfung nützt nur, wenn eine Frau noch nicht mit einem der HPV-Typen infiziert ist - daher wird sie für jüngere Mädchen vor dem ersten sexuellen Kontakt empfohlen.

Einige Experten fordern, auch junge Männer zu impfen. Zum einen sei damit der Infektionskreislauf zwischen den Geschlechtern zu durchbrechen. Zum anderen sei es auch ein Schutz vor anderen Erkrankungen durch HP-Viren, wie zum Beispiel Genitalwarzen, Peniskrebs und Analkrebs.

Eltern sind verunsichert

Fazit: Wer darüber nachdenkt, seine Tochter gegen HPV impfen zu lassen, sieht sich mit vielen widersprüchlichen Informationen konfrontiert. Um sich zu informieren, sollte man das Gespräch mit dem Arzt suchen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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